Unsere besten Familienspiele Hase und Igel

Hase und Igel ist hier nicht der Wettlauf zwischen den beiden, sondern ein Versuch, beide Eigenschaften zu vereinen. Einmal schnell wie der Hase, dann wieder klug wie der Igel, so kommt man als erster ins Ziel, weil man zur rechten Zeit Karotten ausgegeben und den Salat verspeist hat. Vorwärtszüge kosten Karotten, mit Rückwärtszügen kann man sich wieder welche holen. Ein Laufspiel mit höchst gelungenem Zugmechanismus, beinahe schon ein Klassiker. Neuauflage im Rahmen der Serie Unsere Besten Familienspiele.  

Ludografische Angaben

Autoren:
Inventarnummer:
18257
Tags:
nbg08
Kategorien:
Familie, Setz-/Position, Rennspiel
Erscheinungsjahr

2008
Spieler

2 - 6 Spieler
Alter

10 - 99 Jahren
Dauer

bis 45 Minuten

Spielbeschreibung

  HUGO KASTNER EMPFIEHLT HASE UND IGEL 1. Spiel des Jahres Liebe Leserin, lieber Leser! Mit diesem ersten Sieger im heute so prestigeträchtigen Preis „Spiel des Jahres“ im Jahr 1979 wurde eine neue Ära des Gesellschafts- wie Brettspiels eingeleitet. Dieses Urteil darf nicht als pathetische Überzeichnung verstanden werden, denn der geniale wie kreative britische Buchautor für Karten- und Brettspiele David Parlett schaffte es, mit einem Mix aus altbewährten Laufelementen und neuartigen Vorwärts-/Rückwärts-Zugfolgen dem Brettspiel einen neuen Horizont aufzuzeigen. Als Hare & Tortoise (Hase und Schildkröte) konnten britische Spielfreunde bereits 1974 die Freuden des Salatverzehrs, der Karottenernte und der ungewohnten „Igelbewegungen“ in die „verkehrte“ Richtung genießen. Der Name erinnert an die dem Griechen Äsop zugeschriebene Fabel „Die Schildkröte und der Hase“. Erzählt wird die Geschichte vom überheblichen Hasen, der von der Schildkröte zu einem Wettlauf herausgefordert wird. Seines Sieges gewiss, macht der Hase ein Nickerchen, nur um letztlich von der sich bedächtig vorwärts bewegenden Schildkröte überholt zu werden. Zur Weltsensation wurde dieses Spiel jedoch erst in Deutschland, mit dem an die Fabeln der Brüder Grimm erinnernden Titel „Hase und Igel“. Hier führt die Schläue eines Igelpärchens aus Buxtehude, das sich trickreich am Anfang und Ende einer Ackerfurche postiert, zum Fiasko für den sich buchstäblich die Seele aus dem Leib rennenden Hasen. Immer wenn er ankommt, steht der vermeintlich alleinige Kontrahent, Herr Igel, schon grinsend am Ziel. Diese Fabel wurde so populär, dass die Redewendung „Hase und Igel-Spiel“ für unfaire Vorteilverschaffung in den allgemeinen Sprachgebrauch einging. Im Österreichischen Spielemuseum in Leopoldsdorf ist von unfair jedoch keine Rede, denn auch „Hase und Igel“ wird hier streng nach dem Regelwerk abgewickelt. Wir dürfen Sie zu einem Wettlauf einladen! www.spielen.at. Ein genauer Blick im Lichtkegel der Spielhistorie enthüllt, dass David Parletts Hase und Igel-Spielplan mit seinen exakt 63 Feldern an das älteste, populärste und zudem mythologisch verklärte Laufspiel der Geschichte, das Gänsespiel, anknüpft. Vermutlich hat Parlett, ein spielgeschichtlich ungemein erfahrender Autor, neben dem rein spielerischen Gehalt auch die Symbolhaftigkeit seines Schaffenswerks im Auge gehabt. Das Spielziel ist einfach und familientauglich, genauso wie auch der märchenhaft anmutende Spielplan: Es gilt, als Erster durchs Ziel zu laufen. Doch bei dieser Bemühung kommt schon Parletts geniale Tücke zum Tragen. Als Energielieferant für die Vorwärtsbewegung ist ein hoher Karottenkonsum vonnöten, und Nachschub eben dieser Karotten ist nur durch geschicktes Rückwärtslaufen auf Igelfelder möglich. Ja, und zu beachten ist auch noch, dass das Laufen über größere Felderstrecken einem der Zahlenreihe des Pascal’schen Dreiecks entnommenen Karottenverbrauch entspricht. Höhere Mathematik also in einem für „Kinder ab 8“ angebotenen Familienspiel! Doch keine Bange, dem Spiel liegen einfach zu lesende Tabellen bei, und für kurze Wege lassen sich die Zahlen ohnehin leicht aufaddieren: 1 Feld = 1 Karotte, 2 Felder = 1+2 Karotten, 3 Felder = 1+2+3 Karotten, 4 Felder = 1+2+3+4 Karotten usw. Ein letzter Richtwert: 10 Felder verlangen nach exakt 55 Karotten Wegzehrung. Das schon angesprochene Rückwärtslaufen muss auf Igelfeldern enden, für die man je nach Entfernung ein Vielfaches von 10 Karotten als Belohnung bekommt. Zusätzlich gibt es noch Zahlen- und Flaggenfelder, die mit den Positionen der Spielfiguren liebäugeln und entsprechenden „Sonderkarottennachschub“ garantieren, sowie Salatfelder, die ein Aussetzen nach sich ziehen. Zuletzt dienen noch dreizehn Hasenfelder als „Zufallsgeneratoren“, denn diese können positive wie auch negative Auswirkungen auf den Rennverlauf haben. Wer schließlich glaubt, es als schnell vorpreschender Spieler schon geschafft zu haben, für den wartet noch eine letzte Parlett-Tücke. Um durchs Ziel zu gehen, darf man nämlich nicht mehr als 10 Karotten mit sich schleppen. Genaues Haushalten ist also von Anfang an vonnöten, denn das Loswerden von Karotten ist fast schwieriger als der Erwerb dieser Energieträger. Aber nun auf zur nächsten Ackerfurche!   Rückmeldungen an: hugo.kastner@chello.at                Homepage: www.hugo-kastner.at EMPFEHLUNG # 56

Rezension

Hase und Igel
Hase und Igel
Der Klassiker unter den Rennspielen
 
125 Jahre Ravensburger und Ravensburger feiert, auch mit
einer Neuauflage von Hase und Igel, Spiel des Jahres 1979, das erste Spiel des
Jahres überhaupt und damit auch das erste Spiel des Jahres für den Verlag.
 
Hase und Igel erschien unter dem Titel „Hare & Tortoise“
in England bei Gibsons, und dann bei Ravensburger, dort erlebte es einige
Auflagen, eine sogar mit Tonbandkassette zur Spielerklärung. Als man es dann
aus dem Programm nahm, hat sich Abacus des Titels angenommen und das Spiel mit
veränderter Titelgrafik und dem Originalplan der Gibson-Ausgabe neu auf den
Markt gebracht. Nun ist es wieder „daheim“, back to the carroots sozusagen, im
Rahmen der Serie „Unsere besten Familienspiele“.
 
Wir haben das Spiel letzte Woche wieder zum Spieleabend
mitgenommen, und es war verblüffend, wie wenige unserer Spieler das Spiel noch
kannten – ja, wir haben junges Publikum - und daher freue ich mich ganz
besonders, dass nun eine neue Generation von Spielern den Klassiker der
gefinkelten Laufspiele kennen lernen kann.
 
Die Regeln waren und sind einfach, aber für die damalige
Zeit war der Zugmechanismus über die zu bezahlende Karottenmenge eine absolute
Novität und ist auch heute noch sehr raffiniert.
 
Die Hasen stehen am Start, vor dem Feld Nummer 1, und sollen
die Strecke durchlaufen bis zum Ziel hinter Feld 63. Ist nicht so simpel wie es
klingt, denn für die Strecke braucht man Karotten, die Startverpflegung besteht
aus 68 Karotten in unterschiedlicher Stückelung, spielen fünf oder sechs Hasen
mit, gibt es eine Extraration von 30 Karotten. Die Werte sind 3x1, 2x5, 1x10,
1x15 und 1x 30 für die 68 Start-Karotten. Klingt viel, ist es aber nicht denn
man muss seine Züge bezahlen, aber nicht linear, sondern nach einer Formel: Für
x Felder muss man x(x+1)/2 Karotten bezahlen, also für 1 Feld 1 Karotte, für 2
Felder 3 Karotten, für 3 Felder 6 Karotten, usw. bis man für 10 Felder bei der
exorbitanten Summe von 55 Karotten angekommen ist. Und wer jetzt vor Schreck
nicht weiter lesen will, keine Sorge, das Spiel ist benutzerfreundlich, jeder
Spieler bekommt eine Karte mit den Kosten für jede mögliche Feldanzahl.
 
Der Hase hat allerdings noch eine Aufgabe zu erledigen, er
beginnt das Rennen mit einer Fracht von drei Salatköpfen, die er bis ins Ziel
vertilgt haben muss, was ihm allerdings nur auf den Salatfeldern der
Laufstrecke möglich ist. Davon gibt es vier, und wenn er eines erreicht, darf
er dort stehen bleiben und eine Runde aussetzen und einen Salat abgeben. Merke:
Das Salatfeld darf man wie alle Felder nur betreten, wenn es frei ist! Dafür
wird aber der erfolgreich vertilgte Salat noch mit 10 Karotten belohnt. Sind
die Salatköpfe vernichtet, hat es unser Mümmelmann fast geschafft, kommt er im
Ziel als Erster an hat er gewonnen, ABER nur dann wenn er die erlaubte
Restmenge an Karotten nicht überschreitet – der Sieger darf nicht mehr als 10
Karotten mitführen, der zweite und dritte nicht mehr als 20 bzw. 30 Karotten.
Und im Bauernhof müssen die einlaufenden Hasen in Reihenfolge des Eintreffens
stehen bleiben.
 
Warum?
 
Nun, die Laufstrecke hat nicht nur einfach Felder, sondern
viele verschiedene Felder. Die Salatfelder haben wir ja schon kennen gelernt,
sie sind auf Position 10, 22, 42 und 57 der Strecke zu finden.
Es gibt da noch Positionsfelder, die sind mit einer oder
mehreren Ziffern markiert, die sich auf die Position des Hasen beziehen. Erreicht
man z.B. ein Feld mit der 4 und ist tatsächlich der Hase in Position 4 auf der
Strecke, wenn man wieder dran ist, dann bekommt man das Zehnfache der Position
an Karotten ausbezahlt. Und die braucht man dringend, denn die ursprünglichen
68 Karotten reichen nicht sehr lange. Und für diese Position der noch auf der
Strecke laufenden Hasen zählt die Position der im Ziel stehenden Hasen mit.
Positionsfelder sind die Felder 4, 7, 8, 9, 12, 16, 17, 18, 20, 23, 27, 28, 29,
32, 35, 36, 41, 44, 45, 47, 48, 52, 53, 54, und 60.
 
Hat man das mit der Position nicht passend hingekriegt, kann
man immer noch zurückziehen, auf das nächstliegende freie Igelfeld, dafür
bezahlt man keine Karotten, sondern bekommt Karotten ausbezahlt, 10 Karotten
pro Feld, das man zum Igelfeld zurücklegt. Igelfelder sind die Felder 11, 15,
19, 24, 30, 37, 43, 50 und 56. Beim Vorwärtsziehen hingegen sind Igelfelder tabu
und dürfen nicht betreten werden. Im Gegensatz zu anderen besetzten Feldern
darf man ein besetztes Igelfeld aber nicht überspringen, ist das nächstgelegene
Feld nicht frei, darf man sich nicht zurückfallen lassen.
 
Und damit nicht genug, auch auf den Karottenfeldern kann man
Karotten kassieren, 10 Stück, aber nur wenn man eine Runde aussetzt, dafür aber
kann man das solange tun wie man will, pro ausgesetzter Runde kriegt man 10
Karotten, auf den Feldern 2, 5, 13, 21, 26, 33, 38, 40, 49, 55, 59, 61 und 63.
Ganz toll ist natürlich für Hasen kurz vor dem Ziel auch die Möglichkeit, statt
Karotten zu tanken auf diesen Karottenfeldern 10 Karotten loszuwerden, da sind
die Karottenfelder kurz vor dem Ziel oft hochwillkommen.
 
Und wenn jetzt jemand meint, das Ganze sei ja nur eine
Rechnerei, dann hat er fast Recht, aber nur fast, denn es gibt ja noch die
Hasenfelder, und das sind Ereignisfelder. Wer die Hasenfelder betritt, zieht
die oberste Hasenkarte vom Stapel und führt die Anweisung aus, und da kann man
ganz schön Karotten verlieren oder bekommen, also sollte man das Risiko gut
abwägen! Bei den Hasenfeldern gibt es die größte Änderung zu früheren Auflagen,
die Hasenkarten. Ursprünglich wurde gewürfelt und dann aus Position und
Würfelergebnis das Ereignis ermittelt, dabei waren die Spieler in vorderen
Positionen einem größeren Risiko ausgesetzt.
 
Damit jetzt nicht der Eindruck entsteht, das Ganze wäre
ziemlich kompliziert, es ist ganz einfach: Die Spieler ziehen der Reihe nach
ihre Hasen auf jeweils freie Felder und bezahlen oder kassieren Karotten.
Sieger ist derjenige, der als erster das Ziel erreicht und dabei, wenn er 1.
ist, höchstens noch 10 Karotten besitzt, als 2. höchstens 20, usw. - und
natürlich keinen Salat mehr besitzt. Ganz besonders muss man dabei aber beachten,
dass bei allen Feldern, in denen es um die aktuelle Position im Rennen geht,
also auf den Salatfeldern, den Hasenfeldern, den Ziffernfeldern und beim
Zieleinlauf, die Positionen der bereits im Ziel befindlichen Steine mit
berücksichtigt werden!
 
Am interessantesten spielt sich der Hasenwettlauf zu fünft
oder sechst, denn da kommen mit etwas Taktik die großen Einnahmen der
Positionen 5 und 6 – immerhin 50 oder 60 Karotten – zum Tragen. Aber sogar zu
zweit lässt es sich spielen, dann zieht jeder zwei Hasen und bekommt 98
Karotten, für die erste Figur im Ziel kann man beliebig viele Karotten haben,
für die zweite noch 20, und muss die 5 Salatköpfe gefressen haben. Es gewinnt,
wer zuerst beide Hasen im ziel hat.
 
Auch nach nunmehr fast 30 Jahren ist Hase und Igel noch
immer ein gutes Spiel, der Mechanismus funktioniert einwandfrei und ist für ein
Laufspiel für mich noch immer einer der besten, der je verwendet wurde. Nicht
unterschätzen darf man die – allerdings passive - Interaktion, Planen ist
schwierig, da man ja nie sicher sein kann, ob man noch immer der 4. ist, wenn
man wieder dran ist und die 40 Karotten kassieren kann, die man so dringend
braucht. Oberste Maxime im ganzen Spiel ist, haushalten mit den Karotten und
rechtzeitig einen Vorrat anlegen um dann vielleicht mit einem Riesensprung ins
Ziel zu kommen.
Eine Facette der früheren Ausgaben ist leider auf der
Strecke geblieben, die bei der Planung sehr hilfreich war, die Felder waren
gegenläufig nummeriert, also Feld 1 war vor dem Ziel, damit wusste man immer
genau die Anzahl der verbliebenen Felder und damit, wie viel man maximal
bezahlen muss, um mit einem Schritt ins Ziel zu kommen.
 
Durch die Beschränkung der Karottenmenge kommt man bei
diesem Spiel nur mit einer gut überlegten Mischung aus vorwärts ziehen und sich
zum Karottengewinn zurückfallen lassen ans Ziel, wer sich nur auf Glück bei den
Hasenfeldern verlässt, kann mit nicht aufgefressenem Salat und ohne Karotten
ziemlich ratlos auf der Strecke bleiben. Aber genau daran liegt auch – aus heutiger
Sicht – das Problem dieses Spiels, es ist ein Solitärspiel mit indirekter
Interaktion, ich kann nicht aktiv handeln und jede Aktion, die sich auf einen
Mitspieler auswirken kann, kostet mich vermutlich Karotten, die ich anderswo
dringend brauchen könnte, und außerdem ist auch die Wirkung nicht sicher, denn
wer weiß was sich geändert hat bis er oder ich wieder dran sind. Ein rein
sequentielles Spiel eben, heute nicht mehr unbedingt ein Spiel für Vielspieler,
aber noch immer ein schönes Spiel für Familien, die simple Regeln schätzen und
dass sie erst wenn sie wieder dran sind schauen, was passiert und was sie jetzt
tun können oder wollen.
 
Eine verdiente Renaissance für ein „großes“ Spiel, das
eigentlich noch immer in jeder Spielesammlung vertreten sein sollte.
 
Spieler         : 2-6
Alter            : ab
10 Jahren
Dauer          : ca. 45
Minuten
 
Autor           : David
Parlett
Grafik          : Eckhart
Freytag, Walter Pepperle
Vertrieb        : Fachhandel
Preis            : ca.
€ 22,00
Verlag          : Ravensburger
2007
                     www.ravensburger.de
 
Genre                    :
Laufspiel mit Spezialmechanismus
Zielgruppe             :
Familie, Freunde
Mechanismen         : Karotten
für Züge sammeln und abgeben
 
Strategie                :
***
Taktik                    :
*****
Glück                    :
*
Interaktion             :
*****
Kommunikation      : **
Atmosphäre           : ******
 
Kommentar            :
Spiel des Jahres 1979
Erstes Spiel des Jahres
Mit Plan der Originalausgabe
Vor allem interessant durch Zugmechanismus
 
Vergleichbar:
In dieser Kombination noch immer einzigartig
Zurückziehen um Ressourcen auch in Cartagena
 
Dagmar de Cassan:
Ein Klassiker der Familienspiele, mit einfachen Regeln und
trotzdem anspruchsvollem Spielerlebnis.