Steel Driver

Eisenbahnbau in Amerika, die Spieler verwalten das in den Bau investierte Kapital. Kapital wird durch Marker repräsentiert, Profite werden in Geld ausgezahlt. Die Phasen einer Runde sind: Investment-Marker – Versteigerung der Kontroll-Marker für die Gesellschaften - Strecken-Bau – Gewinnauszahlung an die Besitzer der Gesellschaften – neue Reihenfolge. Kontrolle und Gewinn einer Gesellschaft bekommt der Besitzer des Kontrollmarkers. Nach fünf Runden wird der Wert aller Gesellschaften über ihr Streckennetz bestimmt und nun Gewinn für Aktienbesitzer ausgezahlt. Der Spieler mit dem meisten Geld gewinnt.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Englisch

Ludografische Angaben

Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
19846
Tags:
ess08
Kategorien:
Wirtschaft, Entwicklung/Aufbau, Experten, komplex, Eisenbahn
Erscheinungsjahr

2008
Spieler

3 - 6 Spieler
Alter

11 - 99 Jahren
Dauer

bis 90 Minuten

Rezension

Steel Driver
Für Experten
 
Eisenbahnbau in den USA
 
Steel Driver
 
Wohlkalkuliertes
Bieten um Gesellschaften
 
Kid                       
Family                  
Friends                 
Expert                   ein    
 
Alter                    
Spezial                 
 
Steel Driver
ist die dritte 2008er-Veröffentlichung von Martin Wallace seiner Treefrogreihe
im Verlag Warfrog. Wie der Titel vielleicht schon vermuten lässt, kehrt er
damit zum beliebten Thema des Eisenbahnbaus zurück, von ihm stammen immerhin so
bekannte Werke wie Age of Steam, samt diverser Abwandlungen wie Railroad Tycoon
oder Steam. Die Spieler schlüpfen in die Rollen von Eisenbahnbaronen des 19.
Jahrhunderts, um die großen Städte Amerikas zu verbinden und dabei möglichst
reich zu werden.
Für die
Grafik ist wieder Peter Dennis verantwortlich, der bisher für alle
Treefrogspiele tätig war, was auch sofort am grafischen Stil erkennbar ist. Der
große Spielplan zeigt eine Karte der USA und ein paar Felder, auf denen diverse
Spielsteine abgelegt werden. Im Gegensatz zu den anderen Spielen der
Treefrogreihe befindet sich aber keine einzige Tabelle am Plan. Insgesamt wirkt
der Plan sehr übersichtlich, hätte aber meines Erachtens eine hübschere
Gestaltung und eine bessere Aufteilung vertragen. So ist die USA einfach nur in
einer simplen gelben Silhouette erkennbar. Etwas mehr Farbe hätte da wohl kaum geschadet.
Außerdem ist die Einkommensskala zweigeteilt, unterbrochen von der Karte der
USA. Auch das hätte sicher auch besser gelöst werden können.
Das übrige
Spielmaterial ist wie bei allen anderen Treefrogspielen auch, großteils aus
Holz: simpel, funktional, aber auch nichts Aufregendes. Nur das Geld, welches
lediglich zum Siegpunktezählen benötigt wird, ist aus dünnem Papier. Die
ungeschickte Fünferstaffelung (10$, 50$, 250$) macht viele Auszahlungen aber
unnötig aufwändig. Hunderter, oder Ähnliches, wären oft praktisch, die 250er
werden hingegen lediglich in der Schlusswertung benutzt.
Das Spiel
läuft über 5 Runden. In jeder Runde wird zuerst je eine Aktie, dargestellt
durch eine farbige Holzscheibe, jeder der 6 im Spiel vorkommenden
Eisenbahngesellschaften versteigert. Diese haben keinen Namen, sondern werden
einfach nur farblich unterschieden (rot, gelb, grün, blau, schwarz und
violett). Wer die Aktie ersteigert, kontrolliert die Gesellschaft für genau
diese Runde. Geboten wird mit kleinen weißen Holzwürfeln, genannt
Investitionsmarker. Von denen erhält jeder Spieler pro Runde eine bestimmte
Anzahl. Die übergebliebenen Würfel aus der letzten Runde werden behalten und
können daher auch benutzt werden. Der erste Spieler hat die Möglichkeit eine
Gesellschaft zur Versteigerung anzubieten, alternativ könnte er passen, was dem
nächsten Spieler die Möglichkeit gibt auszuwählen. Der Bieter bietet eine
beliebige Anzahl an Investitionsmarkern für die Gesellschaft. In
Sitzreihenfolge können nun die Mitspieler erhöhen oder passen. Dies geht
solange im Kreis bis alle anderen passen. Der Gewinner legt die gebotene Anzahl
an Steinen in das Feld der Gesellschaft und erhält dafür eine Aktie und die Lok
der Gesellschaft, welche anzeigt dass er Direktor ist und sie in dieser Runde
kontrolliert. Ist dies geschehen hat der nächste Spieler die Möglichkeit eine
Gesellschaft zu versteigern. Bei der Versteigerung beginnen die Köpfe zu
rauchen. Die Spieler müssen einiges beachten, denn die gebotenen Steine werden
zum Bau der Strecken benötigt. Es geht also nicht nur darum welche Gesellschaft
man ersteigert, sondern auch wie viel man dafür bietet, um die geplanten
Bauvorhaben zu verwirklichen, die dem Spieler Geld (= Siegpunkte) bringen.
 
Sind alle
Gesellschaften verteilt beginnt die Bauphase, welche im Normalfall wesentlich
flotter vorangeht. Auf dem Plan sind zwischen den Städten Verbindungen mit
Baukosten eingezeichnet. Gegen Abgabe der aufgedruckten Menge an Würfeln (2-6)
darf ein Gleisteil auf die Verbindung gelegt werden. Für jede neu
angeschlossene Stadt bekommt der aktuelle Direktor der Gesellschaft den auf der
Stadt aufgedruckten Betrag einmalig ausbezahlt. Sollte dadurch erstmals New
York (Ostküste) mit San Francisco (Westküste) verbunden werden, gibt es noch
zusätzliches Geld. Jede Verbindung darf nur von einer Gesellschaft gebaut
werden. Außerdem muss das Streckennetz zusammenhängen. Daher ist es theoretisch
auch möglich eine Gesellschaft einzusperren, was deren Preis in den nächsten
Auktionen vermutlich deutlich senken wird.
Wenn eine
Gesellschaft am Zug ist, hat der Direktor zwei Möglichkeiten. Wenn die
Gesellschaft genug Investitionsmarker hat, kann er eine Verbindung bauen,
ansonsten muss er passen. Das Zuschießen privater Investitionsmarker ist nicht
erlaubt. Durch Passen wird die Reihenfolge der Gesellschaften für die nächste
Runde festgelegt, früher passen bedeutet früher dran in der nächsten Runde, was
bei umkämpften Verbindungen manchmal nicht unwesentlich ist.
Die
Startstadt der Gesellschaft kann im Wesentlichen frei entlang der Küsten
gewählt werden, wodurch sich die Gesellschaften anfangs fast ausschließlich
durch die Reihenfolge unterscheiden.
Sind 5
Runden nach diesem Prinzip abgehandelt hat sich ein buntes Eisenbahnnetz über
die anfangs recht farblose Karte gelegt. Nun folgt noch die Schlussrunde, die
nach einem vollkommen anderen Prinzip abläuft. Zunächst wird festgestellt wer
welche Gesellschaft kontrolliert. Dies erfolgt aber diesmal nicht per
Versteigerung. Entscheidend ist, wer die meisten der 5 Aktien besitzt. Bei
Gleichstand bekommt sie der der sie in der letzten Runde kontrollierte, bzw.
dem Direktor in Sitzreihenfolge näher sitzt.
Auf
sämtliche angeschlossenen Städte werden nun Warenmarker in ihrer Farbe gelegt.
Dazu ist zu sagen dass die Farben geographisch zugeteilt wurden. Die Städte im
Osten sind grau, jene im Norden weiß, die südlichen schwarz und jene westlich
der Rocky Mountains orange. Dazwischen befinden sich noch drei rote, besonders
wertvolle Städte in Randlagen. Die Gesellschaften  kommen nun wieder,
entsprechend der Passreihenfolge der letzten Runde, abwechselnd an die Reihe.
Die Mehrheitseigentümer können genau eine Ware aus einer beliebigen von der
Gesellschaft angeschlossenen Stadt nehmen und auf das Feld der Gesellschaft
legen. Waren von Städten, die nur von einer Gesellschaft angeschlossen wurden
sind sicher und haben daher geringere Priorität als heißumkämpfte Städte mit
mehreren Anschlüssen, denn nur eine Gesellschaft bekommt die Ware.
Ziel ist es,
möglichst viele verschiedenfarbige Waren zu sammeln. Zählen tun nämlich Sets
aus verschiedenfarbigen Waremarkern. Je größer das Set desto höher der Wert. So
ist ein Set mit 4 verschiedenen Waren 100$ wert, eines mit 5 gar 150$, vier
einzelne gleichfarbige Waren aber nur 40$ (10$ pro Stück).
Alle Spieler
bekommen Geld für jede Aktie, die sie besitzen. Wer dann am meisten Geld hat,
hat gewonnen. Der Rest zählt nichts. Es gibt somit zwei Möglichkeiten an Geld,
also Siegpunkten, zu kommen: Durch Aktien in der Endwertung oder durch
Anschließen neuer Städte in den Bauphasen. Daher sind auch verschiedene
Strategien möglich. Lieber versuchen billige, dafür aber viele Aktien zu
bekommen? Oder lieber in wertvollere, teurere Gesellschaften investieren? Durch
die farbliche Einteilung der Städte nach Regionen, ist es auch gar nicht so
einfach viele verschiedenfarbige Würfel einzusammeln. Will man also in der
Endwertung mit einer bestimmten Linie viel Geld machen bedarf es schon in der
Bauphase einer gewissen Planung und weitere, teurere Wege müssen gebaut werden
um neue Farben zu erreichen. Das rechnet sich natürlich auch nur wenn man genug
Aktien dieser Gesellschaft erwirbt. Demgegenüber steht natürlich der Spieler,
der viele verschiedene Aktien hat und am schnellen Profit interessiert ist und
daher lieber billige Städte anschließt.
Trotz der
vielen Möglichkeiten waren bisher fast alle meine Partien knapp und spannend.
Am Ende haben oft nur kleinstmögliche Beträge über Sieg und Niederlage
entschieden. Früh entschieden ist eine Partie sowieso nur sehr selten.
Allerdings gibt es auch viel zu tüfteln, zu rechnen und zu entscheiden, was der
Spielzeit und der Kurzweiligkeit in manchen Runden nicht zugutekommt. Spieler,
denen das nicht liegt werden, also eventuell weniger Freude damit haben, obwohl
die Spielzeit nicht übertrieben lang ist, sondern mit ein bis eineinhalb
Stunden Familienspielniveau hat.
Martin
Wallace erfindet bei Steel Driver nichts Neues. Vielmehr werden bekannte
Mechanismen neu zusammengesetzt. Das Ergebnis ist ein gut funktionierendes
Versteigerungsspiel, mit relativ einfachen Regeln aber sehr viel Tiefgang und
hoher Interaktion bei einer moderaten Spieldauer.
Nicht
gefallen hat mir, abgesehen von Spielplan, die Spielanleitung. Es werden beim
Durchlesen der etwa 3 A4-Seiten alle Regeln in leicht verständlichem Englisch
erklärt (deutsche Anleitung im Internet) und eigentlich auch alle Detailfragen
beantwortet, mit Ausnahme der Auktion vielleicht, welche nur als
Standardauktion bezeichnet wird, ohne genau zu klären was darunter zu verstehen
ist. Aber die grafische Gestaltung ist, wie bei anderen Treefrogprodukten,
wieder sehr minimalistisch ausgefallen. Der Text ist in einheitlichem
Schriftformat gehalten. Wichtige Regeln werden nicht akzentuiert, was es
schwierig macht Details zu finden, wenn man doch mal etwas nachlesen will.
 
Trotzdem
halte ich Steel Driver für ein nettes Spiel, das bei mir immer wieder mal auf
dem Tisch landen wird. Allerdings ist es derzeit nicht erhältlich. Laut
Homepage des Verlages ist es momentan ausverkauft. Die Lizenz wurde aber von
Pegasus erworben und eine Neuauflage dürfte daher bald folgen, hoffentlich auch
mit besserer Spielanleitung und neu gestaltetem Spielplan.
 
Markus Wawra
 
Anmerkung
der Redaktion:
Die
Neuauflage ist inzwischen erhältlich, die Regel wurde um eine Kurzfassung
ergänzt und mit Hinweisen und Tipps erweitert, der Plan wurde nur in Details
verändert.
 
Spieler         :
3-6
Alter            :
ab 12 Jahren
Dauer           :
ca. 90 min
 
Autor           :
Martin Wallace
Grafik          :
Paul Niemeyer, Peter Dennis, Harald Lieske
Vertrieb
A     : Pegasus
Preis            :
ca. 35,00 Euro
Verlag          :
Treefrog / Pegasus 2009
                    
www.pegasus.de
 
Genre          :Versteigerungsspiel,
Eisenbahnspiel
Zielgruppe    : Für Experten
Mechanismus: Gesellschaften
ersteigern, Strecken bauen, Waren sammeln
Zufall                     :
Wissen/Gedächtnis  : 2
Planung                 :
6
Kreativität              :
Kommunikation      : 5
Geschicklichkeit      :
Action                   :
 
Kommentar:
anspruchsvolle
Versteigerungen
einfacher Eisenbahnbau
unübersichtliche, aber
leicht verständliche Regeln
wenig zufriedenstellender
Spielplan
 
Vergleichbar
Chicago
Express (Wabash Cannonball),  Santa Fe
 
Atmosphäre: 4
 
Markus
Wawra:
Spannendes
Aktien-Eisenbahnspiel, das, wie viele seiner Artgenossen, vor allem für Tüftler
seinen Reiz hat und verschiedene Strategien erlaubt. Zentraler Mechanismus ist
das Versteigern der Aktien, wodurch gutes Kalkulieren spielentscheidend wird.