Steam Barons

Erweiterung zu Steam, mit doppelseitiger Karte mit USA/Canada und Nordengland. Man spielt fünf Runden, jede Runde besteht aus den Phasen Aktien Kaufen, Schienenbau, Güter bewegen, Dividenden, Aktien verkaufen, Bankrott, Spielreihenfolge der Gesellschaften und Rundenende Wer nach fünf Runden das meiste Geld besitzt gewinnt. Koproduktion mit Mayfair Games, nur spielbar mit Steam  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Englisch

Ludografische Angaben

Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
21818
Tags:
ess09
Kategorien:
Wirtschaft, Experten, komplex, Eisenbahn
Erscheinungsjahr

2009
Spieler

2 - 6 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 120 Minuten

Rezension

Steam Barons
Für Experten
 
Steam Erweiterung
 
Steam Barons
 
Mehr Aktien, weniger Dampf
 
Kid                       
Family                  
Friends                 
Expert                   ein    
 
Alter                    
Spezial                 
 
Steam Barons ist die erste offizielle Erweiterung von
Steam. Allerdings wurde sie nicht wie das Basisspiel von Mayfair Games/Phalanx
Games herausgegeben, sondern vom Autor Martin Wallace bei seinem eigenen Verlag
Warfrog, unter dem Treefrog Label publiziert.
 
Was erwartet man von einer guten Erweiterung? Neue
Karten? Erweiternde Regeln? Mehr, hübscheres Spielmaterial? Nun, all das bietet
Steam Barons, dennoch ist es für mich keine typische Erweiterung so wie man es erwarten
würde.
In der Box sind einmal zwei neue Pläne enthalten. Beide Pläne
sind für 6 Spieler geeignet. Damit kann Steam also auch zu sechst gespielt
werden, die Basispläne waren ja nur für 3-5 Spieler geeignet. Die Karten sind
durchaus funktional, aber leider nicht ganz so hübsch gestaltet wie die originalen.
Für die neuen Karten wird auch eine neue Rohstoffsorte eingeführt, inklusive
dem dafür notwendigen Spielmaterial.
Weiters gibt es einen Sack voll Holzlokomotiven in den sechs
Spielerfarben. Diese ersetzen die Holzscheiben, die im Basisspiel zur
Markierung der Strecken verwendet werden. Dies wertet das Spiel optisch
vielleicht ein wenig auf, ich persönlich finde die Originalscheiben aber
übersichtlicher.
Mit in der Box liegt noch ein Regelheft. In diesem findet
man ein paar Zusatzregeln für die neuen Karten und die Regeln für das neue
Spiel Steam Barons. Ja, ein neues Spiel, denn mit Steam hat dieses nicht viel
zu tun.
Steam Barons ist ein Aktienspiel für 2 bis 6 Spieler. Es
gibt ein Tableau auf dem Aktienwerte und einige andere Sachen festgehalten
werden sowie eine Gesellschaftskarte für jede Gesellschaft. Als Aktien dienen
die Holzscheiben des Grundspiels, die ihrer ursprünglichen Funktion ja durch
die neuen Lokomotiven beraubt wurden.
Steam Barons geht über fünf Runden, die in mehrere Phasen
unterteilt sind.
In Steam Barons gibt es immer 6 Gesellschaften. Die
Spieler können Aktien und damit die Kontrolle nach dem Mehrheitsprinzip,
erwerben. Die Aktien werden zu Beginn jeder Runde versteigert, für jede
Gesellschaft einzeln. Nur die Aktien im Feld „available shares“ werden
angeboten. In der ersten Runde ist dies eine Aktie von jeder Gesellschaft,
später variiert die Zahl. Der Mindestpreis ist immer der aktuelle Kurswert. Der
Reihe nach können die Spieler erhöhen oder passen. Wer den Zuschlag erhält kann
beliebig viele Aktien dieser Gesellschaft kaufen, mindestens jedoch eine. Die
übrigen Spieler können die verbliebenen Aktien dieser Firma zum gleichen Preis
erwerben.
Die Phasen 2 und 3 erlauben den Spielern zu bauen und
Waren zu transportieren. Hierfür gelten die Regeln aus Steam, mit der Ausnahme
dass nur eigene Verbindungen genutzt werden dürfen und es keine Loklimits gibt.
Die Gesellschaften können beliebig weit liefern. Sollte eine Gesellschaft mehr
Geld zum Bauen brauchen als sie bar hat, können neue Aktien ausgegeben werden.
Jede Aktie bringt der Gesellschaft $5. Die neu emittierten Aktien werden in das
„available shares“-Feld gelegt und können nächste Runde erworben werden. Die
Anzahl der Verbindungen die beim Liefern genutzt wird, wird auf der
Siegpunktleiste markiert. Wie bei Steam können pro Runde 2 Waren transportiert
werden, deren Ergebnisse addiert werden.
 
Dieses Betriebsergebnis ist die
Berechnungsgrundlage für die vierte Phase. Anhand einer Tabelle wird abgelesen
wie viel den Spielern für ihre vorhandenen Aktien ausbezahlt wird, wie viel die
Gesellschaft selbst erwirtschaftet und wie viel der Präsident als Bonus erhält.
Weiters werden die Ergebnisse der Gesellschaften miteinander verglichen und
entsprechend gereiht. Die Aktienkurse der besseren Gesellschaften steigen, jene
der schlechteren fallen.
In der folgenden fünften Phase können die
Spieler beliebig viele Aktien zum aktuellen Kurswert verkaufen. Die verkauften
Aktien landen im „available shares“-Feld und
stehen in der nächsten Runde wieder zum Verkauf.
Gesellschaften deren Kurs zu weit absinkt gehen
bankrott. Dies geschieht in Phase sechs. Ihre Aktien sind wertlos und werden
aus dem Spiel entfernt. Die Strecken der Gesellschaft gelten ab sofort als
neutral und können von anderen Gesellschaften mitbenutzt werden, ohne ihnen
aber Punkte zu bringen.
In Phase sieben wird die Spielreihenfolge der
Gesellschaften für die nächste Runde bestimmt. Dies geschieht vollkommen zufällig
durch ziehen aus einem Beutel.
Auch das Rundenende hat eine eigene Phase
bekommen. In dieser wird aber nur der Rundenmarker um ein Feld weitergezogen.
Wer nach der fünften Runde am meisten Geld hat
gewinnt das Spiel.
 
Während Steam ein Eisenbahnspiel mit starker
Wirtschaftskomponente ist, bei dem auch die langfristige Entwicklung der
eigenen Gesellschaft im Auge behalten werden muss, ist Steam Barons in erster
Linie ein Aktienspiel, mit dem Ziel in jeder Runde den maximalen Profit
herauszuholen. Langfristige Strategien sind ziemlich uninteressant. Es ist
damit Spielen wie Steel Driver oder Chicago Express (vormals Wabash Cannonball)
weit näher als Steam, mit dem es nur Bau- und Transportmechanismen teilt. Auch
das Spielgefühl ist ähnlich jenem von Steel Driver oder Chicago Express. Es mag
zwar spaßig sein wenn man es aus dem Bauch heraus spielt, aber man kann seine
Siegchancen doch beträchtlich erhöhen wenn man Profit und Entwicklungspotential
vorauskalkuliert, was aber einen beträchtlichen Einsatz von Gehirnschmalz
erfordert. Dass die Aktien versteigert werden macht das
Aus-dem-Bauch-heraus-spielen nicht einfacher, da es für jede Aktie einen
optimalen Kaufpreis gibt. In Summe bin ich von dieser Erweiterung ziemlich
enttäuscht. Das Spielgefühl von Steam geht nahezu komplett verloren. Ein
großartiges Spiel wie Steam hätte sich mehr verdient. Ich gehe sogar soweit,
die Sinnhaftigkeit es als Erweiterung von Steam zu vermarkten in Frage zu
stellen. Dafür spricht eigentlich nur dass Karten und Zusatzmaterial auch für
Steam verwendet werden können.
Auch dass die Spielreihenfolge der
Gesellschaften vollkommen zufällig und unberechenbar ist, passt nicht zu diesem
sonst sehr planbaren Spiel. Es kann nämlich oft entscheidend sein wer zuerst
bauen und liefern darf.
Auch den Preis finde ich ziemlich happig. Beim
Verlag direkt bestellt kostet Steam Barons 35€ (zzgl. Versand). Ein stattlicher
Preis für eine Erweiterung, selbst wenn man bedenkt dass die zahlreichen
Holzloks in der Produktion vermutlich relativ teuer sind und ein kleiner Verlag
wie Warfrog keine großen Stückzahlen produziert.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt betrifft die
Verpackung. Dadurch dass Basisspiel und Erweiterung nicht im gleichen Verlag
erschienen sind, haben die Schachteln, Pläne und Spielregeln unterschiedliche
Formate, was einen gemeinsamen Transport in einer Schachtel unmöglich macht,
was ich persönlich bei Erweiterungen sehr störend finde. Man muss also immer
mit 2 Schachteln herumlaufen, oder eine Alternativlösung finden.
Positiv soll zu guter Letzt noch die Anleitung
erwähnt werden. In der Schachtel befinden sich leichtverständliche englische
Regeln, im Internet ist, wie immer bei Treefrogspielen, eine gute deutsche
Übersetzung frei zugänglich.
 
Spieler         : 2-6
Alter            : ab 12 Jahren
Dauer           : 3 Stunden
 
Autor           : Martin Wallace
Grafik          : Mark Beeney
Vertrieb A    : Heidelberger
Preis            : etwa 35 €
Verlag          : Warfrog /Treefrog 2009
                      www.treefroggames.com
 
Genre                   : Aktien-/Eisenbahnspiel
Zielgruppe             : Für Experten
Mechanismen         : Aktien
erwerben, Strecken bauen und Waren liefern
 
Zufall                     : 3
Wissen/Gedächtnis  : 2
Planung                 : 6
Kreativität              :
Kommunikation      : 7
Geschicklichkeit      :
Action                   :
 
Kommentar:
bewährte, anspruchsvolle
Mechanismen
hohe Interaktion
sehr rechenlastig, oft mühsam
gute englische Spielregeln
 
Vergleichbar:
Steel Driver, Chicago Express
 
Atmosphäre: 3
 
Markus Wawra:
Eine Erweiterung für Steam, oder auch nicht. Denn das
Spiel mit den erweiternden Regeln hat mit dem ursprünglichen Spiel nicht viel
gemein, sondern ist ein klassisches Aktienspiel, bei dem kurzfristiger Profit
alles ist. Typisch für das Genre ist die hohe Rechenlastigkeit. Dazu unpassend
gibt es bei Steam Barons aber einen gewichtigen Glücksfaktor. Auch wenn die
neuen Pläne und Spielmaterial brauchbar sind, ist Steam Barons für mich eine
Enttäuschung.