Riverboat

Anfang 19. Jahrhundert! Feldfrüchte werden entlang des Mississippi verschifft, mit Hilfe von Kommissionären werden Auftrage erfüllt und Geschäfte gemacht. Zu Beginn einer Runde wählt man Phasenkarten für Privilegien der Phase und spielt dann die Phasen Arbeiter laut Gebietskarten einsetzen, Äcker mit Arbeitern bepflanzen, Ernten und Boote beladen durch Wegnehmen von Arbeitern, Günstige Gelegenheiten und Wertung von Scheunen, Brunnen, Günstigen Gelegenheiten, eingesetzten Gutachtern und Kommissionären. Nach vier Runden wertet man Restgeld, völlig abgedeckte Anbaugebiete, Position des Hafenmeisters und die meisten Kommissionäre in New Orleans.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch

Ludografische Angaben

Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
27202
Tags:
ess17
Kategorien:
Setz-/Position, Entwicklung/Aufbau, Experten, komplex, Worker /Würfel Placement
Erscheinungsjahr

2017
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

10 - 99 Jahren
Dauer

bis 90 Minuten

Rezension

Riverboat
REZENSION
 
Farmer-Leben
am Mississippi
 
RIVERBOAT
 
Ackerfrüchte
anbauen, ernten und verkaufen
 
Schon seit über 20 Jahren unterhält Michael Kiesling mit
seinen Spielen die Spiele-Community. Dass seine Spiele viel Anklang finden,
zeigt sich auch bei der heurigen Nominierung von Azul zum Spiel des Jahres,
das Azul dann auch gewann! Riverboat wäre für diesen Preis allerdings nicht
geeignet, dazu ist das Spiel zu komplex. Würde man nach dem Spieletitel gehen,
könnte man vermuten, dass es sich thematisch hauptsächlich um Schiffe dreht, es
könnte sogar auch ein Rennspiel sein. Dem ist aber nicht so, die Schiffe
spielen zwar schon eine nicht unwesentliche Rolle, primär geht es jedoch in
Riverboat um Ackerfrüchte, vom Aussäen bis zum Ernten und Verkaufen. 
 
Riverboat ist ein sehr geradliniges Spiel. Das Ziel und der
Weg zum Ziel sind leicht verständlich. Kern des Handelns sind die Ackerfrüchte.
Damit diese angebaut werden können braucht es vorerst Arbeiter, die auf die
Felder geschickt werden. Danach wachsen die Ackerfrüchte und werden von
denselben Arbeitern auch gleich geerntet und auf Boote verladen, dafür gibt es
dann auch gleich ein Einkommen. Damit ist das Spiel eigentlich schon erklärt,
angereichert ist dieser Ablauf noch um verschiedene Möglichkeiten um zu
Siegpunkten zu kommen. Dies gibt eine reizvolle Kombination eines einfachen
Ablaufes mit den verzahnten Mechanismen für die Siegpunktgewinnung.
 
In Riverboat werden genau vier Runden durchgespielt, die
alle den gleichen Ablauf haben. Dazu gibt es pro Runde fünf Phasen zu
absolvieren, die zwar immer in derselben Reihenfolge durchgespielt werden, aber
jede mit ihrem eigenen Startspieler! Dies läuft so ab, dass es pro Phase eine
Phasenkarte gibt. Zu Beginn der Runde nimmt sich jeder Spieler reihum eine
dieser Phasenkarten, beginnend beim Startspieler der Runde. Zwangsläufig haben
dadurch am Ende dieser Phase einzelne Spieler nur eine Phasenkarte, andere
zwei. Derjenige, der die Phasenkarte besitzt, ist Startspieler dieser Phase.
Zusätzlich bietet jede Phasenkarte einen individuellen Bonus für den Besitzer.
Bei der Wahl der Phasenkarte gilt es also Startspieler für diese Phase und
passenden Bonus abzuwägen, denn meist trifft dies nicht dieselbe Phasenkarte.
 
Sind alle Phasenkarten aufgeteilt, spielen alle Spieler die
einzelnen Phasen durch, die erste Phase ist den Arbeitern gewidmet. Jeder
Spieler hat zu Beginn dreizehn Arbeiter in seinem Vorrat. Davon muss jeder nun
bis zu acht Arbeiter auf seinem Spielertableau einsetzen, außer er hat nur noch
weniger im Vorrat. Das Spielertableau ist so aufgebaut, dass es ein in
Sechsecke (die Ackerfelder) unterteiltes Gebiet darstellt. Dieses Gebiet teilt
sich in fünf Anbaugebiete unterschiedlicher Farbe auf, wobei die Konturen
dieser Anbaugebiete bei allen Spielern gleich sind, aber nicht die
Farb-Anordnung. Diese Farben haben Einfluss auf die Setzmöglichkeiten der Arbeiter,
denn pro Durchgang werden in dieser Phase acht Gebietskarten gezogen, jede
Gebietskarte definiert die Farbe des Anbaugebietes, in dem ein Arbeiter auf ein
Ackerfeld gesetzt werden muss.
 
So wie in den meisten Spielen gibt es auch in Riverboat
Geld. Geld wird in diesem Spiel aber nicht zum Kauf genutzt, sondern um die
Regeln brechen zu dürfen. In dieser Phase Eins kann gegen Bezahlung die Farbe
der aktuellen Gebietskarte ignoriert werden.
Alle Spieler setzen nach und nach ihre Arbeiter ein, der
Startspieler sogar einen neunten, da er als Bonus der Phasenkarte einen
zusätzlichen Arbeiter vom zentralen Spielplan erhält und diesen beliebig
einsetzen darf, allerdings vor dem Ziehen der Gebietskarten.
 
Diese Arbeiter bearbeiten nun das Ackerfeld, auf dem sie
stehen, so dass dort Ackerfrüchte wachsen.
Welche das sind, ergibt sich aus Phase Zwei. Hier nimmt sich
jeder Spieler reihum ein Ackerfruchtplättchen von der zentralen Auslage und
legt dieses unter seine freien Arbeiter am Spielertableau. Diese Phase läuft
solange weiter, bis unter allen Arbeitern am Spieletableau jedes Spielers ein
Ackerfruchtplättchen liegt. Ackerfruchtplättchen können ein, zwei oder drei
Sechseckfelder groß sein, die letzten beiden bringen zusätzlich sofort
Siegpunkte. Pro Sechseckfeld des Ackerfruchtplättchens ist eine von fünf
verschiedenen Ackerfrüchten abgebildet, bei den größeren Plättchen meist
gemischt. Natürlich kann ein größeres Ackerfruchtplättchen nur dann gelegt
werden, wenn alle abzudeckenden Sechseckfelder mit einem Arbeiter
besetzt werden können. Dies setzt natürlich voraus, dass die Arbeiter in der
vorigen Phase entsprechend passend aufgestellt wurden bzw. werden konnten.
Die zentrale Auslage ist allerdings beschränkt und wird in
der Regel auch nur am Beginn der Runde aufgefüllt. Es gibt genau vier Dreier-
und vier Zweier- sowie zehn Einer-Ackerfruchtplättchen zur Auswahl. Sollte
nichts Passendes ausliegen, bietet sich hier an, gegen Geld ein Plättchen aus
dem allgemeinen Vorrat zu wählen, eine Aktion die besonders in der letzten
Runde gerne genutzt wird.
 
In Phase Drei können nun Ackerfrüchte auf die Flussboote,
die Riverboats, ausgeliefert werden, jeder Spieler darf dies zweimal tun, in
der letzten Runde sogar dreimal. Flussboote gibt es am zentralen Spielplan in
neun verschiedenen Versionen, allerdings nur eines jeder Art. Dieser Mangel
kann jedoch dadurch umgangen werden, ein Flussboot aus dem allgemeinen Vorrat
um ein Geld zu kaufen anstelle eines vom Spielplan gratis zu nehmen.
Der Spieler am Zug nimmt sich nun ein Flussboot, gratis oder
gekauft, und legt es oben an sein Spielertableau an den dafür vorgesehenen
Aussparungen an. Um ein Flussboot nehmen zu können, muss es aber vollständig
beladen werden. Jedes Flussboot hat seine eigene Ladekapazität, zwischen eins
und sieben. Für den Spieler bedeutet dies, er muss Arbeiter in der geforderten
Anzahl von seinen Ackerfrüchten wegnehmen, und zwar nur von einer
Ackerfrucht-Sorte. Hier kann man noch einen Extrabonus gewinnen, sollte man
insgesamt mindestens neun Ackerfrüchte einer Sorte auf seinem Spielertableau
geerntet haben.
Flussboote zu beladen hat also einerseits den Vorteil,
wieder Arbeiter von den Ackerfeldern zurückzubekommen, andererseits bietet
jeder Bootstyp zwei Einkommen, die der Spieler sofort erhält. Dies kann Geld
oder Siegpunkte sein, wichtig sind auch Schritte des Hafenmeisters. Jeder
Spieler hat auf seinem Spielertableau einen Hafenmeister, der an den
belieferten Flussbooten vorbeiwandert. Erst dann, wenn der Hafenmeister ein
Flussboot erreicht bzw. daran vorübergezogen ist, bringt das Flussboot am
Spielende Siegpunkte.
Weitere mögliche Einkommen eines Flussbootes sind Scheunen
und Brunnen. Sie dienen ausschließlich der Siegpunkte-Gewinnung und müssen
sofort am Spielertableau gesetzt werden. Schließlich gibt es noch die Einkommen
einen Gutachter zu erhalten bzw. einen Arbeiter als Kommissionär einzusetzen.
Gutachter sind eigene Spielfiguren und werden für die letzte Phase benötigt, um
Siegpunkte zu gewinnen, Kommissionäre sind Arbeiter des Spielers, die er dauerhaft
aus seinem Vorrat zum zentralen Spielplan schickt, auch das ausschließlich für
Siegpunkte. Zweiteres hat die unangenehme Konsequenz, dass der Vorrat an
Arbeitern immer mehr schrumpft.
 
Sind alle Bootsbelieferungen abgeschlossen, folgt Phase vier
mit den Günstigen Gelegenheiten. Am zentralen Spielplan liegen vier Karten
Günstige Gelegenheiten aus, die ausschließlich der Siegpunkt-Gewinnung dienen,
je nach Erfüllung der Bedingungen auf der Karte. In Phase vier werden sie aber
nur genommen, gewertet können sie in Phase fünf werden. Hier ist nicht zu
verachten, dass jede Karte auch einen sofortigen Bonus liefert, je nach Lage am
Spielplan. Beim Nehmen der Karte sind also diese beiden Aspekte zu
berücksichtigen, welchen Bonus will ich bzw. welche Karte bringt mir viele
Siegpunkte. Wenig Wahlmöglichkeit hat hier der letzte Spieler in
Spielerreihenfolge, bei vier Spielern bleibt für ihn schlechtesten falls nur
noch eine Karte übrig. Aber auch hier kann jeder Spieler Geld ausgeben und darf
dafür eine Karte aus dem Nachziehstapel anstelle vom Spielplan aussuchen.
Natürlich gibt es in diesem Fall keinen Bonus des Spielplans.
 
Nach dieser kurzen Phase folgt die letzte, fünfte Phase der
Runde. Beim Startspieler beginnend, darf jeder Spieler zwei bzw. in der letzten
Runde drei Gutachter einsetzen um eine Scheune, einen Brunnen oder eine
Günstige Gelegenheit zu werten und erhält sofort die Siegpunkte dafür.
Zusätzlich bringt jeder bisher gesetzte Kommissionär und jeder Gutachter einen
Siegpunkt.
 
Ist die vierte Runde durchgespielt, endet Riverboat mit
einer Schlusswertung. Jetzt werden der Hafenmeister, die Kommissionäre und die
Gebiete gewertet. Der Hafenmeister liefert die Summe der Kapazitäten aller Flussboote
als Siegpunkte, an denen er vorübergezogen ist, allerdings nur dann, wenn er im
Vergleich zu den Hafenmeistern der anderen Spieler am weitesten gezogen ist.
Andernfalls bringt er nämlich nur die Hälfte dieser so ermittelten Siegpunkte.
Auch bei den Kommissionären gibt es eine Mehrheitenwertung.
Der Spieler, der die meisten Arbeiter als Kommissionär zum zentralen Spielplan
geschickt hat, bekommt nun zwanzig Siegpunkte, zehn und fünf gibt es noch für
Platz zwei und drei.
Schließlich erhalten die Spieler noch Punkte für
Anbaugebiete auf ihrem Spielertableau, die der Spieler vollständig bedeckt hat.
Jedes dieser Anbaugebiete bringt sieben Siegpunkte. Sollte man jetzt noch Geld
oder nicht gewertete Scheunen und Brunnen haben, bringen auch diese noch ein paar
Siegpunkte zusätzlich.
 
Riverboat ist ein Spiel mittlerer Komplexität mit
interessanten Mechanismen, die das Spiel abwechslungsreich machen, so zum
Beispiel die Phasenkarten, über die die Spieler entscheiden können, in welcher
Phase sie Startspieler sein wollen. Natürlich werden hier vorrangig die
Phasenkarten der Phasen gezogen, bei denen die Spielerreihenfolge von Bedeutung
ist, wodurch nicht alle Phasenkarten gleich interessant sind, trotzdem stellt
sich jede Runde die spannende Frage: bekomme ich die gewünschte Phasenkarte
oder schnappt sie mir jemand anderer weg.
Bei den Gebietskarten kann einem schon das Glück verlassen,
hier lässt sich wenig gegensteuern, außer man verfügt über genug Geld, um die
Farbe der Gebietskarte ignorieren zu können. Das Ergebnis dessen hat aber
taktische und strategische Auswirkungen, taktisch, weil das das Nehmen großer
Ackerfruchtplättchen einschränken kann, strategisch, weil man ja versuchen
sollte, Anbaugebiete komplett zu füllen. Weiters spielt auch noch die Anordnung
der Ackerfrüchte am Spielertableau für Scheune und Brunnen eine Rolle.
Auch die Mischung zwischen Solospiel und Interaktion ist in
Riverboat gut gelöst. Während die Spieler unabhängig voneinander ihr
Spielertableau befüllen, sind doch oft die benötigten Ackerfrucht-Sorten
weggeschnappt. Auf keinen Fall außer Acht lassen darf man die Fortschritte der
anderen Spieler beim Hafenmeister und den Kommissionären. Hier können noch
viele Punkte in der Schlusswertung gewonnen werden.
Nach meiner Erfahrung empfiehlt sich vor allem eine
Spieleranzahl von drei Spielern, bei vier Spielern hat der letzte Spieler oft
nur noch die Wahl des Griffes zur Geldbörse, wenn er bei seiner Aktion
Wahlmöglichkeiten haben möchte, speziell bei der Günstigen Gelegenheit.
 
Spieler: 2-4
Alter: 10+
Dauer: 90+
Autor: Michael Kiesling
Grafik: Klemens Franz
Preis: ca. 45 EUR
Verlag: Lookout Spiele 2017
Web: www.lookout-spiele.de
Genre: Wirtschaftsspiel
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: de
Regeln: de en es
Text im Spiel: nein
 
Kommentar:
Kurzweiliges Spiel
Einfache Regeln
Viele Siegpunktmöglichkeiten
 
Vergleichbar:
La Granja für Thema, Worker Placement Spiele
 
Andere Ausgaben:
SD Games (es)
 
Meine Einschätzung: 5
 
Bernhard Czermak:
Riverboat glänzt durch einen einfachen Ablauf mit mehreren
Möglichkeiten, Siegpunkte zu bekommen. Während des Spiels agiert jeder Spieler
relativ unabhängig von den anderen, ignoriert man allerdings die Aktionen der
anderen Spieler, rächt sich das in der Schlusswertung.  
 
Zufall (rosa): 2
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 2
Kreativität
(dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis
(orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion
(braun): 2
Geschicklichkeit
(grün): 0
Action (dunkelgrün):
0