Reykholt

Isländisches Gemüse dank Erdwärme, Touristen kommen und bestaunen Bananen! Runden bestehen aus: Arbeitszeit - Arbeiter auf Aktionsfelder setzen und Aktion sofort machen. Erntezeit - einmal Waren aus jedem bepflanzten Gewächshaus ernten; Tourismuszeit - Fortschritt auf der Tourismusleiste in Reihenfolge der Positionen dort, so viele Tische vorwärts wie man kann und muss, mit Abgeben der nötigen Waren, einschließlich einmal Prämie nutzen, d.h. Waren nehmen statt abgeben. Heimkehrzeit - Arbeiter zurücknehmen. Sind alle Rundenplättchen verbraucht, gewinnt, wer auf der Tourismusleiste am weitesten vorne steht. Mit Story Modus mit Szenarien.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch

Ludografische Angaben

Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
27967
Tags:
ess18
Kategorien:
Entwicklung/Aufbau, Worker /Würfel Placement
Erscheinungsjahr

2018
Spieler

1 - 4 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 60 Minuten

Rezension

Reykholt
UNSERE REZENSION
 
Tourismus für
Vegetarier
 
Reykholt
 
Gemüse-Anbau
auf Zeit
 
Mit dem Namen Uwe Rosenberg verbinden vermutlich die meisten
Vielspieler komplexe Aufbau- und Worker Placement Spiele, die die Spieler nicht
selten abendfüllend herausfordern. Mit Reykholt hat der Autor aber ein
schnelles und auch relativ einfaches Spiel geschaffen. Dafür ist er aber seinem
Thema treu geblieben, auch hier geht es wie so oft um ein landwirtschaftliches
Thema, den Anbau von Gemüse, diesmal weit im Norden, in Island.
 
In Reykholt sind die Spieler Gemüsebauern und bereiten damit
Gerichte für die Touristen zu, wobei jeder Tourist ein bestimmtes Gemüse in
einer bestimmten Menge verlangt. Die Touristen sitzen an einer fix vorgegebenen
Kette von Tischen und wollen dort unser Gemüse konsumieren. Welcher Tisch
welches Gemüse verlangt, ist fix vorgegeben und von Beginn an klar. Hier gibt
es auch keine Variation, die Anordnung und der Bedarf der Tische ist immer
gleich: es wird je Tisch immer nach einer einzigen Gemüsesorte verlangt und in
einer ganz bestimmten Menge. Sogar ein Schema lässt sich erkennen,
offensichtlich waren die Touristen gewillt, sich schön ordentlich in Reihe zu
setzen und interessanterweise werden die weniger hungrigen Touristen vor den
hungrigeren bedient: So sitzen an den ersten fünf Tischen Touristen, die immer
nur ein Gemüse verlangen, jeweils ein anderes, die nächsten fünf Tische
verlangen dann schon zwei usw. Ein Konzept, das möglicherweise in Island
funktioniert, südlicher angesiedelten Gastronomen wäre davon eher abzuraten.
 
So zieht sich die Kette an Tischen am zentralen Spielplan
entlang des Spielplanrandes und endet mit Tischen, die schon sechs Stück Gemüse
fordern. Diese Kette an Tischen muss nun jeder Spieler, einen Tisch nach dem
anderen, einmalig bedienen, am Ende des Spiels hat derjenige Spieler gewonnen,
der die meisten Tische mit seinem Gemüse beliefern konnte. Reykholt vermittelt
damit auch ein bisschen das Flair eines Rennspiels, da man als Spieler bemüht
ist, möglichst nicht nach hinten zu fallen und in Führungsposition die Tische
abzuklappern. Schließlich wird einem ständig vor Augen geführt, an welcher
Position man sich befindet. Es sei allerdings davor gewarnt, dass sich die
Strategie immer an vorderster Stelle zu sein, in der letzten Runde fatal
auswirken kann.
 
In Reykholt geht also alles um Gemüse und Pilze, der Einfachheit
halber im Weiteren generell als Gemüse bezeichnet. Fünf verschiedene
Gemüsearten, Salat, Tomaten, Karotten, Karfiol und Pilze wollen angebaut
werden, damit der Spieler sie an die Touristen verkaufen kann. Diese liegen als
in schöner Form geschnittene Holzteile vor und vermitteln damit ein
realistisches Spielgefühl. Gemüse kann man während des Spiels kaufen, besser
ist es aber, selbst anzupflanzen und zu ernten, denn nur dann vermehrt es sich
auch und muss nicht immer wieder nachgekauft werden.
Damit ein Spieler eigenes Gemüse ernten kann, braucht er zu
allererst Gewächshäuser für das Anpflanzen. Natürlich muss man auch das
entsprechende Gemüse besitzen, um anschließend daran überhaupt etwas anpflanzen
zu können.
Für alle diese Vorgänge und noch ein paar andere
Möglichkeiten, nutzt der Spieler Worker Placement Aktionsfelder am zentralen
Spielplan. Drei gleichwertige Arbeiter hat er dazu zur Verfügung. Die
Aktionsfelder sind in vier Spalten angeordnet, mit je nach Spieleranzahl fünf
bzw. sechs Aktionsfeldern. Je Spalte sind in den Aktionsfeldern ähnliche
Aktionen möglich. So bekommt man beispielsweise in der Grundstückspalte
hauptsächlich Gewächshäuser.
Die Aktionsfelder dürfen pro Runde nur von einem Arbeiter
besetzt werden. Einzelne Aktionsfelder sind mit einer Flagge markiert, von
diesen darf ein Spieler pro Spalte und Runde nur eines mit seinem Arbeiter
besetzen, damit wird verhindert, dass wichtige Felder mit ähnlicher Funktion
vom gleichen Spieler blockiert werden, ein wichtiger Mechanismus in einem
Spiel, das eine überschaubare Anzahl an Runden dauert.
Die Gewächshäuser selbst sind Karten mit einer bestimmten
Anzahl an freien Ablageplätzen für Gemüse. Pro Gewächshaus kann immer nur eine
Sorte angebaut werden. Gewächshäuser gibt es mit drei bis sechs Ablageplätzen
und sie sind nur begrenzt verfügbar. Nur in den Gewächshäusern mit drei Plätzen
kann jede Sorte angebaut werden, sonst gibt es Einschränkungen. Karotten, zum
Beispiel, dürfen nur in den Gewächshäusern mit drei Plätzen angebaut werden.
 
Neben der bereits erwähnten Aktion ein Gewächshaus zu
erhalten, gibt es auch noch Aktionen für den Erhalt der diversen Gemüsesorten,
Aktionsfelder zum Anpflanzen und Ernten und die Felder der Rathausspalte. Deren
Aktionen erlauben ein Voranschreiten zum nächsten Tisch, in dem nicht mit
Gemüse bezahlt wird, sondern durch Abgabe eigener Gewächshäuser. Dies hat vor
allem gegen Spielende eine wichtige Bedeutung. In dieser Spalte findet man auch
das Aktionsfeld für den Erhalt einer Servicekarte. Diese Karten bringen während
des Spiels Vorteile und nutzen primär dem Besitzer, können aber auch von den
Nachbarn nach einer einmaligen Aktivierung genutzt werden. Von den 36
Servicekarten sind immer nur fünf im Spiel.
 
Eine Partie Reykholt kann von bis zu vier Spielern gespielt
werden, und dauert g vier genau sieben Runden lang, außer im Story-Modus, dort
sind es acht. Jede dieser sieben Runden besteht aus vier Phasen: in der
Arbeitszeit werden die Arbeiter eingesetzt, danach folgt die Erntezeit mit der
Ernte von den Gewächshäusern, das frisch geerntete Gemüse wird in der
Tourismuszeit an die Tische ausgeliefert und schließlich kehren in der
Heimkehrzeit wieder alle Arbeiter zurück und der Startspieler wechselt an den
linken Nachbarn.
Die Spieler starten mit ihrem Marker am zentralen Spielplan
vor dem ersten Tisch in der Kette.
Der Startspieler beginnt die Runde, mit der Arbeitszeit. Er
setzt einen Arbeiter auf einem freien Feld am Spielplan ein und führt sofort
die Aktion durch. Viele Aktionsfelder ermöglichen mehrere Aktionen. Ein Spieler
ist hier nicht gezwungen alle Aktionen des Feldes auszuführen, eine Aktion muss
er ausführen, weitere darf er verfallen lassen. Reihum setzen nun alle Spieler
jeweils einen Arbeiter ein, solange bis alle Arbeiter eingesetzt sind. Die
Spieler nehmen auf diese Art Gewächshäuser zu sich, holen sich Gemüse vom Markt
in ihr Lager oder pflanzen Gemüse aus ihrem Lager in ihren Gewächshäusern an
oder nutzen die Aktionen der Rathaus-Spalte.
Beim Pflanzen von Gemüse nutzt ein Spieler eines seiner
leeren Gewächshäuser und setzt ein Gemüse aus seinem Lager auf einen
Ablageplatz des Gewächshauses. Die restlichen Plätze füllt er mit der gleichen
Gemüsesorte aus dem allgemeinen Vorrat auf. Beim Ernten des Gemüses nimmt er
immer nur ein Gemüseplättchen aus dem Gewächshaus und legt dieses in sein
Lager.
 
Sind alle Aktionen abgehandelt, folgt die Erntezeit. Hier
nimmt jeder Spieler von jedem seiner Gewächshäuser ein Gemüseplättchen und legt
es in sein Lager. Es gibt im Spiel also zwei Zeitpunkte, zu denen geerntet wird:
bei Auswahl eines Aktionsfeldes mit Ernte-Aktion und in der Erntezeit. Dies ist
besonders wichtig in den späteren Runden, wo pro Tisch mehrere Gemüseplättchen
geliefert werden müssen, sonst wird das Vorankommen schwierig.
Ist die Ernte eingefahren, wird nun an die Touristen, d.h.
Tische, ausgeliefert. Hier spielen die Spieler in Reihenfolge ihrer Marker, dem
Hofbewirtschafter, in der Tische-Kette, beginnend beim Spieler am weitesten
vorne. Um auf den nächsten Tisch wechseln zu können muss das dort abgebildete
Gemüse aus dem eigenen Lager abgegeben werden. Dies wiederholt der Spieler
solange er kann oder möchte, danach ist der nächste Spieler an der Reihe.
Landet der Marker eines Spielers dabei auf einem Feld, auf dem bereits ein
Marker steht, setzt er seinen eigenen ganz nach vorne.
 
So bewegt sich jeder Spieler mindestens einen Tisch weiter,
und zwar deswegen, weil jeder Spieler in dieser Phase seine Prämie kassieren
muss. Die Prämie eines Spielers besteht darin, dass er einmalig in der
Tourismuszeit anstelle das geforderte Gemüse abzugeben, um auf den nächsten
Tisch zu wechseln, sich dieses Gemüse aus dem Vorrat in sein Lager nimmt. Wann
ein Spieler in dieser Phase die Prämie nutzt ist ihm überlassen, er darf sie
aber nicht verfallen lassen.
Am Ende der letzten Runde bestimmt die Position der
Hofbewirtschafter, wer gewonnen hat. Sind auf dem Tisch, der am weitesten vorne
besetzt ist, mehrere Spieler, gewinnt derjenige, der auf diesem Feld am
weitesten vorne steht.
 
Reykholt ist ein Spiel, das sehr ausgewogen verläuft. In den
Testrunden gab es am Ende nie große Unterschiede zwischen den
Hofbewirtschaftern der einzelnen Spieler, es war immer ein knappes Ergebnis.
Hier ist besonders zu beachten, dass der Spieler an hinterster Position seines
Markers als letzter zieht und damit gewinnen kann, falls er das am weitesten
vorne besetzte Feld erreicht. Die vorletzte Runde als Erster zu beenden kann
also gefährlich sein.
Das Spiel verläuft über die sieben Runden ziemlich
gleichmäßig, außer in der letzten Runde sind die erforderlichen Aktionen immer
dieselben. Es hat so gut wie keinen Glücksfaktor, nur die Interaktion mit den
anderen Spieler behindert die eigene Planung. Und diese ist wichtig, sonst kann
es leicht passieren, dass man wegen eines einzigen Gemüseplättchens einen Tisch
in dieser Runde nicht bedienen kann und damit hängen bleibt. Die Kalkulation
von Anzahl von Gemüseplättchen und welche Sorten man wann sammelt, macht den
Erfolg im Spiel aus. Hier gilt es auch immer die Prämie mit einzukalkulieren.
Reykholt liegt auch ein Story-Modus bei, das sind Karten,
mit der das Spiel in einer neuen Form gespielt werden kann.
 
Spieler: 1-4
Alter: 12+
Dauer: 60+
Autor: Uwe Rosenberg
Grafik: Lukas Siegmon
Preis: ca. 50 Euro
Verlag: Frosted Games 2019
Web: www.frosted-games.com
Genre: Worker Placement mit Rennspiel-Komponente
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: de
Regeln: de en es fr it jp kr pl pt ru
Text im Spiel: ja
 
Kommentar:
Einfache Regeln
Viel Interaktion
Schönes Material
 
Vergleichbar:
Worker Placement im Allgemeinen
 
Andere Ausgaben:
Arclight (jp), Arrakis
Games (es), Galapagos Jogos (pt), Games Factory (kr), Lavka Games (ru, Origames
(fr), Raven Distribution (it), Renegade Game Studios (en), sternenschimmermeer
(kr)
 
Meine Einschätzung: 5
 
Bernhard Czermak:
Ein Worker Placement Spiel mit einfachen Regeln und doch
einigen Aktionsmöglichkeiten, das aber in der Regel relativ gleichmäßig
verläuft und auch von Partie zu Partie ähnlich bleibt.
 
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 2
Kreativität
(dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis
(orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion
(braun): 3
Geschicklichkeit
(grün): 0
Action (dunkelgrün):
0