
Radetzky Milano 1848
In der Schlacht „Fünf Tage von Mailand“ führt man die italienischen Streitkräfte gegen die österreichische Armee unter Radetzky, die sich nach einem Automatismus systematischer Stadtbezirks-Besetzung bewegt, und muss fünf Bezirke erobern, bevor das dem Gegner gelingt. Eine Runde besteht aus 1. individuellen Spielerzügen, 2. dem österreichischen Zug aus Schloss prüfen, Bezirke erobern, Siegbedingung prüfen, neue Soldaten einsetzen und 3. Vorbereitung der neuen Runde. Ein Spieler hat drei Aktionen aus fünf Optionen: Bewegen, Bezirk erobern, Soldaten bzw. Radetzky bekämpfen und Karten ziehen. Absprachen sind erlaubt.
Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:
Deutsch, Englisch, ItalienischLudografische Angaben
Verlage:
Redaktion:
Illustratoren:
Inventarnummer:
27768
Tags:
ess18
Kategorien:
Setz-/Position, Entwicklung/Aufbau, Experten, komplex, Konflikt/Simulation
Rezension
Radetzky Milanoi 1848
Rezension
Geschichte gemischt mit Spielen
RADETZKY: MILANO 1848
Fünf Tage von Mailand: Kooperativer Aufstand
Radetzky: Milano 1848 basiert auf dem historischen
Aufstand der Stadt Mailand gegen die Österreicher während der Zeit des Aufruhrs
1848, mit der gesamten Halbinsel, geteilt in viele “Staaten”, in Turbulenzen. Als
Italiener an einer Rezension für ein österreichisches Magazin schreibend, habe
ich anfangs gezögert, aber dann habe ich beschlossen weiterzumachen, da Geschichte
.... Geschichte ist.
Das Spiel spielt in Mailand, damals die Hauptstadt des von
Österreich regierten Königreichs Lombardo-Venetien, mit wachsenden Spannungen
zwischen Italienern und Besetzern. Die Situation verschlimmerte sich, als,
während einer Demonstration, eine große Menschenmenge begann die
österreichischen Soldaten zu provozieren, die mit einem Angriff antworteten,
der mit einem Toten endete. Die Mailänder entschieden sich für einen sehr
individuellen Protest: Sie hörten auf zu rauchen, um keine Steuern an
Österreich zu bezahlen. Natürlich antworteten die Österreicher mit Rauchen in
den Straßen und den Leuten Zigaretten und Zigarren anbieten.
Klingt heute lustig, aber damals war es ein ernstes Problem.
Es war ja tatsächlich eine Zeit der Untergrund-Revolutionen in ganz Italien und
auch Österreich. Daher gab es, als die Nachricht aus Wien kam, dass Ferdinand
eine Verfassung unterzeichnet hatte, eine friedliche Demonstration in Mailand
am 18. März 1848. Wie so oft, kam es zu Gewaltakten und die österreichischen
Soldaten unter ihrem General Radetzky, damals 82 Jahre alten, suchten Schutz im
Kastell “Sforzesco” (die Sforzas hatten Mailand jahrhundertelang regiert) in
der Stadtmitte.
Radetzky: Milano 1848 beginnt genau da: Dies ist aber
keine historische Simulation, sondern ein höchst interessantes kooperatives
Spiel, das auch allein gespielt werden kann, mit einer Regel in zwei Stufen:
Standard für ein schnelles Spiel und Fortgeschritten für eine komplexere Spielsituation.
Bild 1
Bitte so groß wie möglich
Die Schachtel von Radetzky: Milano 1848 kommt mit
einer wunderbaren Zeichnung der Stadt, einer damaligen Landkarte, geteilt in 16
Stadtteile und das Kastell, einen kleineren Plan für das
Fortgeschrittenen-Spiel, zwei Kartendecks, 50 schwarze Kuben als österreichische
Soldaten, fünf farbige Figuren als italienische Patrioten und einige spezielle
Marker. Alles Material ist stabil und attraktiv, die Karten sollten vielleicht
Hüllen bekommen, da sie intensiv genutzt werden.
Ihr Autor ist kein Freund kooperativer Spiele, vor allem,
weil meist ein Spieler dominiert so dass die anderen das Spiel nicht
eigenständig genießen können, aber ich muss zugeben, hier war ich sofort
fasziniert, vielleicht anfangs wegen des historischen Hintergrunds, aber nach
ein paar Partien auch wegen der Mechanismen. Zu Beginn war es schwierig für
uns, weil wir nicht gewinnen konnten, egal was wir probiert haben. Die
Österreicher, gespielt vom Spiel, konnten immer erfolgreich Kontrolle über die
Stadt gewinnen. Spiel für Spiel haben wir verschiedene Ansätze probiert, bis
wir endlich gewonnen haben - mit einem Punkt Vorsprung!
Um ehrlich zu sein - wir spielten einige Partien mit den
Standard-Regeln und sind dann schnell zu den Fortgeschrittenen-Regeln
übergegangen für die weiteren Partien; daher beruht diese Rezension vor allem
auf dem Fortgeschrittenen-System, mit Informationen zu den Unterschieden zum
Standard. Ist in der Rezension von Region und Viertel die Rede, sprechen wir vom
gleichen Abschnitt der Karte.
Bild 2
Zuerst kommen die Österreicher in die Stadt, die in Viertel
von 1 oben rechts am Plan bis 16 im Stadtzentrum geteilt ist; das Kastell “Sforzesco”
findet sich oben am Plan, später mehr zu seiner Verwendung.
Die erste Karte im “Regionen” Deck wird aufgedeckt und Radetzky
plus drei Einheiten (Kuben) kommt in dieses Viertes; dann deckt man Karten =
Spieleranzahl auf und jede Region wird mit zwei Einheiten besetzt. Dann, werden
nochmals ebenso viele Karten aufgedeckt und die entsprechenden Viertel erhalten
eine Einheit. Alle Karten bis auf die für Radetzky genutzte werden danach neu
gemischt und als neues Deck gestapelt.
Alle Spieler erhalten vier Karten vom Deck “Italien” und
einen Farbmarker, den sie in eine Region ihrer Wahl setzen; mehrere in einer
Region sind erlaubt.
Für das Fortgeschrittenen-Spiel - das wir dringendst für alle
weiteren Partien nach einem Probespiel empfehlen - muss man auch das zweite
Brett auslegen, mit fünf speziellen “Hilfe” Markern, die die Italiener später
im Spiel nutzen können.
Jeder Zug im Spiel besteht aus zwei Phasen: Zuerst bewegen
sich die Italiener und kämpfen, wenn nötig, um Viertel frei von Österreichern
zu bekommen; dann bewegt sich Radetzky und österreichische Verstärkungen kommen
ins Spiel. Die Italiener gewinnen, wenn sie fünf Regionen der Stadt von Österreichern
frei bekommen können. Das Spielsystem gewinnt, wenn die Österreicher fünf
Regionen besetzen.
Bild 3
Das Spiel ist ein kooperatives Spiel, also sollten die Spier
zu Beginn die allgemeine Strategie diskutieren und dann die exakte Taktik in
jedem Zug entscheiden. Um eine Region “frei” zu machen, muss man zuerst die
österreichischen Einheiten vertreiben, und dann die Region - mit einer
speziellen Aktion - als frei erklären, dazu setzt man eine italienische Flagge
ein. Jeder Spieler hat zwei Aktionen pro Zug, Optionen sind:
1 - Patrioten von Region zu benachbarter Region bewegen; ist
Radetzky im Viertel, blockiert er alle Einheiten, sie können sich erst bewegen,
wenn er das Viertel verlässt.
2 - Region befreien: Dies NUR wenn die Karte der Region
verfügbar ist, ist also zu Beginn schwierig, und wenn keine Österreicher
anwesend sind.
3 - Österreichische Soldaten in einer Region angreifen, Karten
dazu nutzen
4 - Radetzky angreifen, um ihn zum Rückzug zu bewegen, damit
man österreichische Soldaten angreifen und dann die Region befreien kann,. Die
Region mit Radetzky ist immer verfügbar, da er sich nur mit den Karten bewegt.
5 - Neue Karten ziehen, um die Hand auf vier aufzufüllen,
auch zu Beginn jedes Zugs; aber man braucht möglicherweise mehr Karten während
einer Schlacht, um einem Kameraden zu helfen.
6 - Nur im Fortgeschrittenen Spiel: “Hilfe” Marker nutzen,
mit einer Karte, die das entsprechende Symbol zeigt
7 - Nur im Fortgeschrittenen Spiel: „Hilfe“ Marker
aufwerten, dazu legt man Karten in die entsprechende Spalte. Aufgewertete
Marker haben wirksamere Effekte.
Aktionen der Österreicher:
I – Sind mindestens zehn Einheiten im Kastell, gehen sie in
die Stadt, je eine pro Region, außer in Regionen mit Flagge
II – Prüfen, ob eine Region mindestens vier Einheiten mehr
Österreicher als Italiener enthält; wenn ja, österreichische Fahne in die Region
setzen
III – Verstärkung nach Mailand bringen - mindestens 11,
maximal 15, je nach Spieleranzahl - und in jede Region mit österreichischen
Truppen setzen, ausgehend
IV – Karte aufdecken und Radetzky in die angezeigte Region
setzen
V – Alle zu Radetzky benachbarten Viertel erhalten eine
Einheit
VI – Nicht in der Stadt platzierte österreichische Einheiten
ins Kastell setzen
Die Fraktion, die als Erste die Kontrolle über fünf Regionen
erreicht, gewinnt. Bei Gleichstand gewinnen die Österreicher.
Bild 4
Alle Kämpfe werden mit den Kampfkarten ausgetragen, siehe
Bild 3. Es gibt zwei Decks, eines für die Österreicher mit 33 Karten und eines
für die Italiener mit 60 Karten, jede zeigt ein Symbol: Karte, Kanonenkugel und
Schwert in gleicher Zahl. Das verwendete System ist das klassische „Stein, Schere,
Papier“, das wir alle aus Kindertagen kennen.
Wenn ein Patriot einen Soldaten angreift, wird eine
Österreich-Karte aufgedeckt und muss geschlagen werden - Schwert schlägt Karte,
Kugel schlägt Schwert und Karte schlägt Kugel - um einen Einheit zu entfernen;
dann kann der Spieler einen zweiten Kampf beginnen, wenn nötig, aber natürlich mit
einer Karte weniger auf der Hand, und so weiter. Das Problem ist, verliert ein
Spieler den zweiten bzw. einen der weiteren Kämpfe, gehen alle eliminierten
Einheiten zurück in die Region, so dass oft Hilfe nötig ist. Ein anderer
Spieler in der gleichen Region kann seine eigenen Karten benutzen, um einen
Kampf zu erledigen, denn sein Freund nicht gewinnen kann.
Ein Angriff auf Radetzky ist schwieriger, da er sofort drei
Karten aufdeckt und alle drei müssen geschlagen werden, um den Kampf zu gewinnen.
Daher ist es praktisch unmöglich, Radetzky mit weniger als zwei Spielern und
acht Karten anzugreifen. Den General zum Rückzug zu zwingen ist nötig, um die
anderen Truppen am Ort anzugreifen und dann das Viertel zu befreien.
Im Grundspiel ist diese Aufgabe nicht so schwer, aber im
Fortgeschrittenen-Spiel ist die Situation anders und um eine Region verfügbar
zu machen, muss der Italiener zuerst mindestens elf Einheiten eliminieren.
Bild 5
Zur Unterstützung der italienischen Patrioten im Kampf gegen
reguläre Truppen haben die Spieler fünf spezielle Marker (siehe Bild 5). Um “Hilfe”
zu aktivieren, muss man eine Karte mit dem Symbol des Markers nutzen.
A – “Ballon” - Patrioten können eine Grenze einer Region mit
Barriere überqueren, zwei Barrieren, wenn aufgewertet.
B – “Martinitt” (junge Waisen, die Befehle zu einzelne
Einheiten brachten) - zwei Karten vom Italien-Deck ziehen, drei bei Aufwertung.
C – “Gewehr” - man beginnt einen Kampf mit Ziehen zweier
Österreich-Karten und Kampf gegen eine nach Wahl, drei Karten bei Aufwertung.
D – “Barrikade” - eine Region ist für diese Runde für österreichische
Verstärkung gesperrt; bei Aufwertung wird eine Einheit aus der Region entfernt.
E – “Adelsfrau” - eine Einheit in eine benachbarte Einheit
verschieben, bei Aufwertung wird eine Einheit aus dem Kastell eliminiert.
Um “Hilfe” aufzuwerten, muss man unter dem gewählten Marker genügend
Karten mit dem entsprechenden Symbol auslegen, eventuell in mehreren Zügen, so wie
am Fortgeschrittenen-Brett angegeben.
Verwenden dieser “Hilfe” ist unbedingt notwendig, wenn man
das Fortgeschrittenen-Spiel gewinnen will; es ist klar, dass sich die Italiener
zu Beginn für eine Strategie entscheiden müssen; einige Patrioten werden diese
Strategie immer folgen, die anderen werden versuchen, feindliche Einheiten zu
eliminieren um die Anzahl besetzter Regionen zu reduzieren. Es ist sehr
wichtig, die österreichischen Einheiten zu dezimieren, da das System automatisch
gewinnt, wenn am Ende einer Runde nicht genug Einheiten für die Verstärkung zur
Verfügung stehen.
Normalerweise müssen die Spieler einen guten Angriff
vorbereiten, um Soldaten aus den verfügbaren Vierteln zu drängen - die zur
Bewegung von Radetzky genutzten Karten sind immer sichtbar - und einige
Patrioten im Stadtzentrum zu halten, bereit um Kameraden zu helfen oder eine Region
durch eine Fahne zu befreien.
Ich schätze auch die beiden Seiten zur Geschichte am Ende des
Regelhefts, die den Spielern auch einige historische Personen vorstellen - Cattaneo,
Manara, Romilli, etc.- und auch den alten, aber starken General Radetzky.
Lassen Sie mich auch einige letzte
Klarstellungen zu einigen Regeln geben, die in einer ersten Partie missverständlich
sein können:
1 – Kampf: Man kann mit EINER
Aktion mehrfach kämpfen, vor allem mit zwei Patrioten im Viertel ... und acht
Karten! Bedenken sie auch: Wenn Sie keine Karte haben, die den Österreicher
besiegt, kann man eine Karte mit demselben Symbol spielen - man verliert den
Kampf nicht, aber muss eine weitere Karte aufdecken und bekämpfen.
2 – Österreichische Soldaten: Im
Fortgeschrittenen-Spiel muss ein Viertel zur Befreiung verfügbar sein, und um
es verfügbar zu machen, muss man elf Soldaten (Kuben, Einheiten) eliminieren.
Planen Sie die Aktionen dementsprechend, wenn Sie gewinnen wollen.
3 – Hilfe Marker: Diese können nur
mit Karten mit diesem Symbol aktiviert werden; daher bevor man eine Karte im
Kampf benutzt, sollte man sich die Symbole anschauen bevor man sie spielt und
möglichst eine benutzen, die man nicht später für eine Hilfe benutzen kann.
Radetzky: Milano 1848 ist ein gutes kooperatives Spiel, bei dem es sehr schwer
möglich ist, dass ein Spieler “dominant” wird und den anderen ihre Aktionen
vorgibt, wie es sooft in anderen Spielen passiert; alle Spieler, die sich für
Testpartien gemeldet haben, wollten wieder und wieder spielen, vor allem wenn
wir verloren hatten. Anfangs ist das Spiel nicht leicht zu meistern, und
manchmal braucht es ein wenig Hilfe von Seiten der Glücksgöttin - wird Radetzky
immer von einer Seite der Stadt zur anderen bewegt, wird es sehr schwer zu
gewinnen - aber man fühlt sich auf jeden Fall in diese schwierigen Tage
versetzt.
Eine Schlussbemerkung: Das Spiel
kann auch als Solo-Spiel gespielt werden, so wie es derzeit immer wieder
vorkommt, dass Solitär-Regeln für ein Spiel verfügbar sind.
Pietro Cremona
Spieler: 1-5
Alter: 8+
Dauer: 70+
Autor: Alberto Barbieri, Marco Garavaglia, P.S. Martensen
Gestaltung: Simone Murgia, Gloria Sala
Preis: ca. 37 Euro
Verlag: Post Scriptum 2018
Web: https://postscriptum-games.it
Genre: Kooperation, Konflikt
Zielgruppe: Mit Freunden
Spezial: 1 Spieler
Version: multi
Regeln: de en it
Text im Spiel: nein
Kommentar:
Gute Planung zur Definition der Taktik nötig
Vernünftige Spieldauer
Viel Interaktion
Gute Regeln
Vergleichbar:
Pandemie
Andere Ausgaben:
Derzeit keine
Meine Einschätzung: 7
Pietro Cremona:
Ein hochinteressantes, etwas anderes kooperatives Spiel: Man
muss wirklich kooperieren, aber muss oft unabhängig handeln um das erhoffte
Resultat zu erzielen.
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 2
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 3
Interaktion (braun): 3
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0
Rezension
Geschichte gemischt mit Spielen
RADETZKY: MILANO 1848
Fünf Tage von Mailand: Kooperativer Aufstand
Radetzky: Milano 1848 basiert auf dem historischen
Aufstand der Stadt Mailand gegen die Österreicher während der Zeit des Aufruhrs
1848, mit der gesamten Halbinsel, geteilt in viele “Staaten”, in Turbulenzen. Als
Italiener an einer Rezension für ein österreichisches Magazin schreibend, habe
ich anfangs gezögert, aber dann habe ich beschlossen weiterzumachen, da Geschichte
.... Geschichte ist.
Das Spiel spielt in Mailand, damals die Hauptstadt des von
Österreich regierten Königreichs Lombardo-Venetien, mit wachsenden Spannungen
zwischen Italienern und Besetzern. Die Situation verschlimmerte sich, als,
während einer Demonstration, eine große Menschenmenge begann die
österreichischen Soldaten zu provozieren, die mit einem Angriff antworteten,
der mit einem Toten endete. Die Mailänder entschieden sich für einen sehr
individuellen Protest: Sie hörten auf zu rauchen, um keine Steuern an
Österreich zu bezahlen. Natürlich antworteten die Österreicher mit Rauchen in
den Straßen und den Leuten Zigaretten und Zigarren anbieten.
Klingt heute lustig, aber damals war es ein ernstes Problem.
Es war ja tatsächlich eine Zeit der Untergrund-Revolutionen in ganz Italien und
auch Österreich. Daher gab es, als die Nachricht aus Wien kam, dass Ferdinand
eine Verfassung unterzeichnet hatte, eine friedliche Demonstration in Mailand
am 18. März 1848. Wie so oft, kam es zu Gewaltakten und die österreichischen
Soldaten unter ihrem General Radetzky, damals 82 Jahre alten, suchten Schutz im
Kastell “Sforzesco” (die Sforzas hatten Mailand jahrhundertelang regiert) in
der Stadtmitte.
Radetzky: Milano 1848 beginnt genau da: Dies ist aber
keine historische Simulation, sondern ein höchst interessantes kooperatives
Spiel, das auch allein gespielt werden kann, mit einer Regel in zwei Stufen:
Standard für ein schnelles Spiel und Fortgeschritten für eine komplexere Spielsituation.
Bild 1
Bitte so groß wie möglich
Die Schachtel von Radetzky: Milano 1848 kommt mit
einer wunderbaren Zeichnung der Stadt, einer damaligen Landkarte, geteilt in 16
Stadtteile und das Kastell, einen kleineren Plan für das
Fortgeschrittenen-Spiel, zwei Kartendecks, 50 schwarze Kuben als österreichische
Soldaten, fünf farbige Figuren als italienische Patrioten und einige spezielle
Marker. Alles Material ist stabil und attraktiv, die Karten sollten vielleicht
Hüllen bekommen, da sie intensiv genutzt werden.
Ihr Autor ist kein Freund kooperativer Spiele, vor allem,
weil meist ein Spieler dominiert so dass die anderen das Spiel nicht
eigenständig genießen können, aber ich muss zugeben, hier war ich sofort
fasziniert, vielleicht anfangs wegen des historischen Hintergrunds, aber nach
ein paar Partien auch wegen der Mechanismen. Zu Beginn war es schwierig für
uns, weil wir nicht gewinnen konnten, egal was wir probiert haben. Die
Österreicher, gespielt vom Spiel, konnten immer erfolgreich Kontrolle über die
Stadt gewinnen. Spiel für Spiel haben wir verschiedene Ansätze probiert, bis
wir endlich gewonnen haben - mit einem Punkt Vorsprung!
Um ehrlich zu sein - wir spielten einige Partien mit den
Standard-Regeln und sind dann schnell zu den Fortgeschrittenen-Regeln
übergegangen für die weiteren Partien; daher beruht diese Rezension vor allem
auf dem Fortgeschrittenen-System, mit Informationen zu den Unterschieden zum
Standard. Ist in der Rezension von Region und Viertel die Rede, sprechen wir vom
gleichen Abschnitt der Karte.
Bild 2
Zuerst kommen die Österreicher in die Stadt, die in Viertel
von 1 oben rechts am Plan bis 16 im Stadtzentrum geteilt ist; das Kastell “Sforzesco”
findet sich oben am Plan, später mehr zu seiner Verwendung.
Die erste Karte im “Regionen” Deck wird aufgedeckt und Radetzky
plus drei Einheiten (Kuben) kommt in dieses Viertes; dann deckt man Karten =
Spieleranzahl auf und jede Region wird mit zwei Einheiten besetzt. Dann, werden
nochmals ebenso viele Karten aufgedeckt und die entsprechenden Viertel erhalten
eine Einheit. Alle Karten bis auf die für Radetzky genutzte werden danach neu
gemischt und als neues Deck gestapelt.
Alle Spieler erhalten vier Karten vom Deck “Italien” und
einen Farbmarker, den sie in eine Region ihrer Wahl setzen; mehrere in einer
Region sind erlaubt.
Für das Fortgeschrittenen-Spiel - das wir dringendst für alle
weiteren Partien nach einem Probespiel empfehlen - muss man auch das zweite
Brett auslegen, mit fünf speziellen “Hilfe” Markern, die die Italiener später
im Spiel nutzen können.
Jeder Zug im Spiel besteht aus zwei Phasen: Zuerst bewegen
sich die Italiener und kämpfen, wenn nötig, um Viertel frei von Österreichern
zu bekommen; dann bewegt sich Radetzky und österreichische Verstärkungen kommen
ins Spiel. Die Italiener gewinnen, wenn sie fünf Regionen der Stadt von Österreichern
frei bekommen können. Das Spielsystem gewinnt, wenn die Österreicher fünf
Regionen besetzen.
Bild 3
Das Spiel ist ein kooperatives Spiel, also sollten die Spier
zu Beginn die allgemeine Strategie diskutieren und dann die exakte Taktik in
jedem Zug entscheiden. Um eine Region “frei” zu machen, muss man zuerst die
österreichischen Einheiten vertreiben, und dann die Region - mit einer
speziellen Aktion - als frei erklären, dazu setzt man eine italienische Flagge
ein. Jeder Spieler hat zwei Aktionen pro Zug, Optionen sind:
1 - Patrioten von Region zu benachbarter Region bewegen; ist
Radetzky im Viertel, blockiert er alle Einheiten, sie können sich erst bewegen,
wenn er das Viertel verlässt.
2 - Region befreien: Dies NUR wenn die Karte der Region
verfügbar ist, ist also zu Beginn schwierig, und wenn keine Österreicher
anwesend sind.
3 - Österreichische Soldaten in einer Region angreifen, Karten
dazu nutzen
4 - Radetzky angreifen, um ihn zum Rückzug zu bewegen, damit
man österreichische Soldaten angreifen und dann die Region befreien kann,. Die
Region mit Radetzky ist immer verfügbar, da er sich nur mit den Karten bewegt.
5 - Neue Karten ziehen, um die Hand auf vier aufzufüllen,
auch zu Beginn jedes Zugs; aber man braucht möglicherweise mehr Karten während
einer Schlacht, um einem Kameraden zu helfen.
6 - Nur im Fortgeschrittenen Spiel: “Hilfe” Marker nutzen,
mit einer Karte, die das entsprechende Symbol zeigt
7 - Nur im Fortgeschrittenen Spiel: „Hilfe“ Marker
aufwerten, dazu legt man Karten in die entsprechende Spalte. Aufgewertete
Marker haben wirksamere Effekte.
Aktionen der Österreicher:
I – Sind mindestens zehn Einheiten im Kastell, gehen sie in
die Stadt, je eine pro Region, außer in Regionen mit Flagge
II – Prüfen, ob eine Region mindestens vier Einheiten mehr
Österreicher als Italiener enthält; wenn ja, österreichische Fahne in die Region
setzen
III – Verstärkung nach Mailand bringen - mindestens 11,
maximal 15, je nach Spieleranzahl - und in jede Region mit österreichischen
Truppen setzen, ausgehend
IV – Karte aufdecken und Radetzky in die angezeigte Region
setzen
V – Alle zu Radetzky benachbarten Viertel erhalten eine
Einheit
VI – Nicht in der Stadt platzierte österreichische Einheiten
ins Kastell setzen
Die Fraktion, die als Erste die Kontrolle über fünf Regionen
erreicht, gewinnt. Bei Gleichstand gewinnen die Österreicher.
Bild 4
Alle Kämpfe werden mit den Kampfkarten ausgetragen, siehe
Bild 3. Es gibt zwei Decks, eines für die Österreicher mit 33 Karten und eines
für die Italiener mit 60 Karten, jede zeigt ein Symbol: Karte, Kanonenkugel und
Schwert in gleicher Zahl. Das verwendete System ist das klassische „Stein, Schere,
Papier“, das wir alle aus Kindertagen kennen.
Wenn ein Patriot einen Soldaten angreift, wird eine
Österreich-Karte aufgedeckt und muss geschlagen werden - Schwert schlägt Karte,
Kugel schlägt Schwert und Karte schlägt Kugel - um einen Einheit zu entfernen;
dann kann der Spieler einen zweiten Kampf beginnen, wenn nötig, aber natürlich mit
einer Karte weniger auf der Hand, und so weiter. Das Problem ist, verliert ein
Spieler den zweiten bzw. einen der weiteren Kämpfe, gehen alle eliminierten
Einheiten zurück in die Region, so dass oft Hilfe nötig ist. Ein anderer
Spieler in der gleichen Region kann seine eigenen Karten benutzen, um einen
Kampf zu erledigen, denn sein Freund nicht gewinnen kann.
Ein Angriff auf Radetzky ist schwieriger, da er sofort drei
Karten aufdeckt und alle drei müssen geschlagen werden, um den Kampf zu gewinnen.
Daher ist es praktisch unmöglich, Radetzky mit weniger als zwei Spielern und
acht Karten anzugreifen. Den General zum Rückzug zu zwingen ist nötig, um die
anderen Truppen am Ort anzugreifen und dann das Viertel zu befreien.
Im Grundspiel ist diese Aufgabe nicht so schwer, aber im
Fortgeschrittenen-Spiel ist die Situation anders und um eine Region verfügbar
zu machen, muss der Italiener zuerst mindestens elf Einheiten eliminieren.
Bild 5
Zur Unterstützung der italienischen Patrioten im Kampf gegen
reguläre Truppen haben die Spieler fünf spezielle Marker (siehe Bild 5). Um “Hilfe”
zu aktivieren, muss man eine Karte mit dem Symbol des Markers nutzen.
A – “Ballon” - Patrioten können eine Grenze einer Region mit
Barriere überqueren, zwei Barrieren, wenn aufgewertet.
B – “Martinitt” (junge Waisen, die Befehle zu einzelne
Einheiten brachten) - zwei Karten vom Italien-Deck ziehen, drei bei Aufwertung.
C – “Gewehr” - man beginnt einen Kampf mit Ziehen zweier
Österreich-Karten und Kampf gegen eine nach Wahl, drei Karten bei Aufwertung.
D – “Barrikade” - eine Region ist für diese Runde für österreichische
Verstärkung gesperrt; bei Aufwertung wird eine Einheit aus der Region entfernt.
E – “Adelsfrau” - eine Einheit in eine benachbarte Einheit
verschieben, bei Aufwertung wird eine Einheit aus dem Kastell eliminiert.
Um “Hilfe” aufzuwerten, muss man unter dem gewählten Marker genügend
Karten mit dem entsprechenden Symbol auslegen, eventuell in mehreren Zügen, so wie
am Fortgeschrittenen-Brett angegeben.
Verwenden dieser “Hilfe” ist unbedingt notwendig, wenn man
das Fortgeschrittenen-Spiel gewinnen will; es ist klar, dass sich die Italiener
zu Beginn für eine Strategie entscheiden müssen; einige Patrioten werden diese
Strategie immer folgen, die anderen werden versuchen, feindliche Einheiten zu
eliminieren um die Anzahl besetzter Regionen zu reduzieren. Es ist sehr
wichtig, die österreichischen Einheiten zu dezimieren, da das System automatisch
gewinnt, wenn am Ende einer Runde nicht genug Einheiten für die Verstärkung zur
Verfügung stehen.
Normalerweise müssen die Spieler einen guten Angriff
vorbereiten, um Soldaten aus den verfügbaren Vierteln zu drängen - die zur
Bewegung von Radetzky genutzten Karten sind immer sichtbar - und einige
Patrioten im Stadtzentrum zu halten, bereit um Kameraden zu helfen oder eine Region
durch eine Fahne zu befreien.
Ich schätze auch die beiden Seiten zur Geschichte am Ende des
Regelhefts, die den Spielern auch einige historische Personen vorstellen - Cattaneo,
Manara, Romilli, etc.- und auch den alten, aber starken General Radetzky.
Lassen Sie mich auch einige letzte
Klarstellungen zu einigen Regeln geben, die in einer ersten Partie missverständlich
sein können:
1 – Kampf: Man kann mit EINER
Aktion mehrfach kämpfen, vor allem mit zwei Patrioten im Viertel ... und acht
Karten! Bedenken sie auch: Wenn Sie keine Karte haben, die den Österreicher
besiegt, kann man eine Karte mit demselben Symbol spielen - man verliert den
Kampf nicht, aber muss eine weitere Karte aufdecken und bekämpfen.
2 – Österreichische Soldaten: Im
Fortgeschrittenen-Spiel muss ein Viertel zur Befreiung verfügbar sein, und um
es verfügbar zu machen, muss man elf Soldaten (Kuben, Einheiten) eliminieren.
Planen Sie die Aktionen dementsprechend, wenn Sie gewinnen wollen.
3 – Hilfe Marker: Diese können nur
mit Karten mit diesem Symbol aktiviert werden; daher bevor man eine Karte im
Kampf benutzt, sollte man sich die Symbole anschauen bevor man sie spielt und
möglichst eine benutzen, die man nicht später für eine Hilfe benutzen kann.
Radetzky: Milano 1848 ist ein gutes kooperatives Spiel, bei dem es sehr schwer
möglich ist, dass ein Spieler “dominant” wird und den anderen ihre Aktionen
vorgibt, wie es sooft in anderen Spielen passiert; alle Spieler, die sich für
Testpartien gemeldet haben, wollten wieder und wieder spielen, vor allem wenn
wir verloren hatten. Anfangs ist das Spiel nicht leicht zu meistern, und
manchmal braucht es ein wenig Hilfe von Seiten der Glücksgöttin - wird Radetzky
immer von einer Seite der Stadt zur anderen bewegt, wird es sehr schwer zu
gewinnen - aber man fühlt sich auf jeden Fall in diese schwierigen Tage
versetzt.
Eine Schlussbemerkung: Das Spiel
kann auch als Solo-Spiel gespielt werden, so wie es derzeit immer wieder
vorkommt, dass Solitär-Regeln für ein Spiel verfügbar sind.
Pietro Cremona
Spieler: 1-5
Alter: 8+
Dauer: 70+
Autor: Alberto Barbieri, Marco Garavaglia, P.S. Martensen
Gestaltung: Simone Murgia, Gloria Sala
Preis: ca. 37 Euro
Verlag: Post Scriptum 2018
Web: https://postscriptum-games.it
Genre: Kooperation, Konflikt
Zielgruppe: Mit Freunden
Spezial: 1 Spieler
Version: multi
Regeln: de en it
Text im Spiel: nein
Kommentar:
Gute Planung zur Definition der Taktik nötig
Vernünftige Spieldauer
Viel Interaktion
Gute Regeln
Vergleichbar:
Pandemie
Andere Ausgaben:
Derzeit keine
Meine Einschätzung: 7
Pietro Cremona:
Ein hochinteressantes, etwas anderes kooperatives Spiel: Man
muss wirklich kooperieren, aber muss oft unabhängig handeln um das erhoffte
Resultat zu erzielen.
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 2
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 3
Interaktion (braun): 3
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0