Olympus

Die Stadtstaaten im antiken Griechenland rivalisieren um Ruhm, Macht und Fortschritt, die Spieler vertreten je einen solchen Stadtstaat und kümmern sich um Bevölkerungswachstum, Kulturentwicklung, Krieg und Errichten herrlicher Gebäude und Tempel, denn die Unterstützung der Götter ist notwendig, um die Vorherrschaft am Peloponnes zu erlangen. Jeder Spielrunde besteht aus den Phasen Anbetung und Erhaltung. In Anbetung schickt man die Priester aus, es finden Zeremonien statt, immer begonnen vom aktiven Spieler. Man setzt Priester ein und bekommt die entsprechende Gunst. In der Erhaltungsphase werden sechs Schritte nacheinander abgewickelt: Rohstofflimit und Bevölkerungslimit, Gebäude nutzen, Tribut erhalten, Priester zurücknehmen und neu verteilen, und Startspielerwechsel oder Spielende falls 4 Ruhm-Boni vergeben wurden. Dann bekommt man Siegpunkte für den Standort jedes Fortschrittsmarkers.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Englisch, Italienisch

Ludografische Angaben

Verlage:
Illustratoren:
Inventarnummer:
22894
Kategorien:
Entwicklung/Aufbau, Experten, komplex
Erscheinungsjahr

2010
Spieler

3 - 5 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 90 Minuten

Rezension

Olympus
UNSERE REZENSION
 
OLYMPUS
STÄDTEBAU MIT GÖTTERGUNST
 
Wieder einmal sind wir im antiken Griechenland, am
Höhepunkt der Ära der Stadtstaaten und die Spieler stehen an der Spitze einer
antiken griechischen Polis (Stadt) und brauchen die Hilfe der Götter um ihre Stadt
zu entwickeln.
 
Endlich habe ich, als italienischer Spieler, die
Gelegenheit, ein Spiel aus Italien für ein Spielemagazin aus Österreich in
englischer Sprache zu besprechen; das ist wirklich etwas besonderes, und für
auch ein wenig schwieriger als sonst, unparteiisch zu bleiben, aber das Spiel
ist GUT und daher wird es mir nicht schwerfallen.
 
Die Autoren – Andrea Chiarvesio und Luca Iennaco – sind
in unserem Hobby schon als die Autoren von Kingsburg und den diversen
Erweiterungen dazu bekannt, aber sie haben auch noch weitere Spiele auf ihrer
Erfolgsliste, also dürfen wir uns ein gut ausgetestetes Spiel erwarten.
 
Ich möchte mit der Feststellung anfangen, dass Olympus
ein Strategiespiel ohne jeden Zufallsfaktor ist, auf der Basis des bekannten
Worker Placement Mechanismus, man muss die beste Art finden, seine Ressourcen
zu managen um durch das Errichten von Spezialgebäuden möglichst viele
Siegpunkte zu erzielen. Klingt kompliziert? Nun, das ist sicher kein Spiel für
Familien oder für Gelegenheitsspieler, man muss sich schon ordentlich
anstrengen, wenn man dieses Spiel gewinnen will. Zum Glück ist Olympus auch
sehr interaktiv, so dass man nie einfach dasitzen und warten wird, dass die
anderen ihren Zug beenden. Alles in allem ist Olympus ein sehr herausforderndes
„Kartenspiel“ für erfahrene Spielexperten.
 
Wenn man die Schachtel aufmacht, findet man einen Plan
mit 10 Göttern und ihren Eigenschaften samt ihrer Heimat, dem namensgebenden
Berg Olymp. Dazu kommen noch drei Sätze von bunten Holzwürfeln als Ressourcen
Getreide, Wild und Fisch.
 
Jeder Spieler bekommt einen kleinen Plan, seine Polis,
mit sechs verschiedenen Leisten um den Fortschritt in Kultur, Bevölkerung, Armee
und den erwähnten Ressourcen zu markieren. Dazu kommen 5 Priesterfiguren, ein
Satz Karten mit verschiedenen Gebäuden, die man in der Polis bauen kann, und 7
farbige Scheiben mit denen man die Fortschritte in der Stadt markiert. Die
Leisten für Kultur, Bevölkerung und Armee haben Barrieren eingebaut, die man
nur mit den nötigen Gebäuden überwinden kann, zum Beispiel muss man die Schule
gebaut haben, um Level 5 in Kultur zu erreichen, und die Kasernen, für Level 4
der Armeen.
12 spezielle Gebäudekarten liegen am Olymp, diese stehen
allen Spielern zur Verfügung und liefern spezielle Möglichkeiten für die
Besitzer.
 
Ein Startspieler wird bestimmt und los geht’s!
 
Ein Zug besteht aus zwei Phasen:
ANBETUNG, man setzt seine Priester zu den Göttern und
nutzt dann die Gunst, die diese Götter der Stadt erweisen.
Verwaltung,
man überprüft den Zustand der Stadt, kassiert Tribut, erwirbt neue Priester und
nutzt die Eigenschaften mancher Gebäude.
Danach beginnt ein neuer Zug und ein neuer Startspieler
wird bestimmt.
 
Offensichtlich ist die Anbetungsphase das Herzstück des
Spiels, jeder Spieler beginnt mit 3 Priestern, aber 2 zusätzliche können unter
bestimmten Bedingungen erworben werden. Jedem Gott sind zwei FELDER zugewiesen.
Das erste heißt Alpha und kann nur einen Priester aufnehmen und nur eine Art
Gunst erweisen, das zweite namens Beta kann mehr als einen Priester aufnehmen,
aber die Gunst fällt geringer aus.
 
Der aktive Spieler beginnt eine Anbetungszeremonie und
schickt einen seiner Priester aus der Polis in die Alpha Zone seiner Wahl. Möchten
die anderen Spieler denselben Gott anbeten müssen sie das sofort tun darauf
verzichten, denn jeder Gott kann nur einmal pro Runde angebetet werden, sie
setzen ihn in den Beta-Bereich des Gottes. Danach erhalten alle Spieler, die
den Gott anbeten, sofort dessen Gunst.
 
Die Gunst der Götter ist sehr unterschiedlich:
RESSOURCEN: Man kann DEMETER (Getreide) oder ARTEMIS
(Wild) oder POSEIDON (Fisch) wählen. Wer in Beta steht, kann man seinen Marker
ein Feld auf der entsprechenden Leiste vorwärts ziehen ODER die auf der Polis
angezeigte Anzahl Ressourcen produzieren, das heißt aus dem Vorrat nehmen. Steht
der Priester in Alpha, macht man beides, markieren und produzieren.
Wer HERA wählt, kann in Alpha zwei verschiedene
Ressourcen markieren oder produzieren, in Beta nur eine.
KULTUR: Wer bei ATHENE steht, vermehrt seine Kultur um
zwei Schritte in Alpha und um einen in Beta. Kultur ist sehr wichtig, denn man
braucht sie um die besten Gebäude aus dem eigenen Vorrat oder aus dem Angebot
am Olymp zu bauen, außerdem bekommt man einen weiteren Priester, wenn man Stufe
8 erreicht.
BEVÖLKERUNG: Für die Wahl von APHRODITE, der Göttin der
Liebe, erhöht man nicht unerwartet seine Bevölkerung um 2 in Alpha und um 1 in
Beta.
KRIEG: Wählt man Alpha bei ARES, hat man mehrere
Möglichkeiten. Man kann entweder den Militärmarker zwei Schritte versetzen oder
man kann in nur einen Schritt ziehen und einen Krieg erklären oder man kann
zwei verschiedenen Gegnern den Krieg erklären. Steht man in Beta, kann man nur
einen Schritt ziehen oder einen Krieg erklären. Hatten alle Spieler die
Möglichkeit, einen Priester zu Ares zu setzen, werden resultierende Kriege
erklärt und abgewickelt: Der Angreifer wählt einen Gegner. Beide addieren ihre
jeweilige Militärmacht laut Polis und die Boni aus Gebäuden; erzielt der
Angreifer die höhere Summe gewinnt er den Krieg und nimmt dem Verteidiger die
Anzahl Rohstoffe ab, die der Differenz der beiden Summen entspricht.
GEBÄUDE: Wer bei HEPHAISTOS in Alpha steht, kann bis zu
Gebäude kaufen, nur eines in Beta. Man nimmt die Gebäude aus dem eigenen Deck
oder vom Olymp und bezahlt die auf den Gebäuden angegebenen Ressourcen und legt
die neuen Gebäude vor sich aus. Achtung! Jedes Gebäude benötigt einen
bestimmten Wert an Kultur auf der Leiste um es nutzen zu können, also immer
schön die Kultur im Auge behalten!
SONNE/EPIDEMIEN: Wenn man Alpha bei APOLLO wählt, kann
man sich zwei Siegpunkte notieren oder nur einen Siegpunkt notieren und eine Epidemie
erklären, von der man selbst nicht betroffen ist. Auf dem Beta-Feld kann man
nur entweder einen Siegpunkt nehmen oder eine Epidemie erklären. Epidemie ist
eine ziemlich bösartige Sache, da sie 1/3 der Bevölkerung eliminiert, daher
muss man die verfügbaren Priester der Gegner im Auge behalten und wenn man
befürchtet, dass eine Epidemie kommen könnte, ist es besser sie selbst hervorzurufen
und Apollo zu wählen, bevor man keine Priester mehr hat.
ZEUS: Wer ZEUS bevorzugt, kann sich im Alpha-Feld zwei
und im Beta-Feld eine der vorher genannten Aktionen aussuchen.
 
Nun wird der Nächste aktiver Spieler, wählt einen noch
freien Gott usw., bis alle Spieler ihren Vorrat an Priestern verbraucht haben.
Danach beginnt die Verwaltungsphase. Diese ist schnell gespielt, alle Spieler
müssen
- überzählige Ressourcen abwerfen, man darf nur fünf in
der Polis haben
- alle Marker, die höher als der Bevölkerungsmarker
stehen, auf Höhe des Bevölkerungsmarkers reduzieren
- eventuell Auswirkungen ihrer Gebäude abwickeln
- ihre Priester aus den Tempeln zurücknehmen, und bei
Erreichen bestimmter Stufen einen zusätzlichen Priester aus dem Vorrat nehmen
(Bevölkerung Stufe 6 oder Kultur Stufe 8)
- und schließlich noch eine RUHMESKARTE für jede Leiste
nehmen, in der man als Erster das Ende erreicht.
 
Das Spiel endet, wenn die vierte Ruhmeskarte vergeben
wird. Die Spieler bestimmen nun den Siegpunktwert ihrer Stadt: Der Wert jeder
Leiste wird abgerundet halbiert und mit den Siegpunkten aus den ausliegenden
Gebäuden summiert. Wer die insgesamt höchste Summe erreicht, gewinnt.
 
OLYMPUS ist ein interessantes Spiel, sehr interaktiv und
voll bösartige Tricks, daher empfehle ich es nur für erfahrene Spieler. Nach
mehr als 20 Partien in unserer Gruppe haben wir noch immer keine sichere
Strategie für den Gewinn gefunden, und daher gefällt uns das Spiel so gut. So
haben wir zum Beispiel in der ersten Partie alle versucht, so viel Bevölkerung
und Ressourcen wie möglich zu kaufen, und haushoch gewonnen hat derjenige von
uns, der in Kultur investiert hat und die mächtigen Olympus-Gebäude gekauft
hat. Dann haben wir uns natürlich in den nächsten Partien alle auf die
Olympus-Karten gestürzt, aber gewonnen hat derjenige der beharrlich und
konstant seine Markier auf den Polis-Leisten vorwärts bewegt und gar keine
Olympus-Karten gekauft hat! Von da an haben wir dann alle unsere eigenen
Strategien ausprobiert und normalerweise ist die Entscheidung erst in der
allerletzten Runde gefallen.
 
Eine “sichere” Strategie für erste Partien könnte sein,
anfangs Kultur, Bevölkerung und Armeen zu sammeln, bevor man sich den
Ressourcen und den Gebäuden widmet. Aber man muss immer daran denken, den Olymp
im Auge zu behalten um entweder Athene für einen Fortschritt auf einer Leiste
zu bekommen oder Aphrodite für zwei Ressourcen sooft man einen Priester zu ihr
schickt.
 
Der Wettbewerb wird mit jeder Runde intensiver und
schmutzige Tricks wie Epidemien oder Kriege kommen ins Spiel, vor allem wenn
ein Spieler mehr Fortschritte macht als die anderen. Wenn es überhaupt einen
negativen Punkt in Olympus gibt, dann den, dass es zu viele Gebäude gibt und
dass man nur wenige davon nutzen kann; es braucht Zeit um zu planen was man tun
will und man ist immer damit beschäftigt zu schauen was die Nachbarn planen und
man muss sich sorgfältig überlegen welche Ressourcen man selbst braucht und
auch darauf achten, was der Gegner sammelt, das gibt Information darüber, was
er zu bauen plant. Und wenn man die notwendigen Ressourcen nicht
zusammenbekommt, nun, warum nicht einen Priester zu Ares schicken um so viele
Ressourcen wie möglich von einem unvorsichtigen Nachbarn zu erobern.
 
Die Epidemie ist ein ganz spezieller Trick – hat man als
Letzter noch einen Priester übrig, kann man ihn zu Apollo schicken und eine
Epidemie ausrufen, gegen die sich niemand wehren kann, weil keiner mehr einen
Priester übrig hat. Man selbst ist immun, aber alle anderen verlieren 1/3 ihrer
Bevölkerung und dass kann für die Ressourcen und Armeen eine Katastrophe
bedeuten, da diese dementsprechend reduziert werden müssen. Geht zum Bespiel
die Bevölkerung von Level 6 auf Level 4 zurück, muss man alle anderen Leisten –
ausgenommen Kultur – ebenfalls auf Level 4 reduzieren. Wie schon erwähnt, die
einzige Möglichkeit sich dagegen zu wehren, ist, den Apollo-Tempel vor den
anderen zu erreichen; man selbst ist sicher und die meisten Spieler werden
mitgehen um die Epidemie zu vermeiden und so einen wertvollen Priester
verbrauchen.
 
Wenn nur erfahrene Spieler spielen, ist das Spiel
wirklich ausgewogen, aber die Spielzeit erhöht sich auf 150 bis 180 Minuten. Niemand
will übereilt entscheiden und jeder Gebäudekauf muss akkurat geplant und
umgesetzt werden, da man eine Kette von Aktionen wählen muss bevor man jemand
zu Hephaistos geht.
Nun, und hier haben wir einen anderen bösartigen Trick:
Gehen Sie sofort zu Hephaistos wenn die anderen nicht genug Rohstoffe haben um
ein Gebäude zu bauen – Sie werden vielleicht nur eines bekommen, aber ihre
Gegner gar nichts.
 
Alles in allem ein ausgezeichnetes Spiel, das man immer
und immer wieder spielen will – Rache schmeckt am besten kalt und Olympus ist
eine tolle Möglichkeit, um das zu tun!
 
Spieler: 3-5
Alter: 12+
Dauer: 120+
Autor: Andrea Chiarvesio, Luca Iennaco
Grafik: Antonio Dessì
Preis: ca. 60 Euro
Verlag: Stratelibri 2010
Web: www.stratelibri.it
Genre: Ressourcen Management
Zielgruppe: Für Experten
Version: multi
Regeln: en it
Text im Spiel: ja
 
Kommentar:
Bekanntes Thema * Dauernde Planung und Beobachtung nötig *
kein Zufallselement
 
Vergleichbar:
Civilization für das allgemeine Thema und Bedingungen, um
eine Stufe zu überschreiten, Perikles für den Konflikt der Stadt-Staaten
 
Andere Ausgaben:
Olympus, Fantasy Flight Games
 
Meine Einschätzung: 7
 
Pietro Cremona:
Ein Spiel, das einen immer in Atem hält, eine
Herausforderung für geübte Spieler, bei der man vorausplanen muss und alle
Aktionen optimieren
 
Zufall: 0
Taktik: 3
Strategie: 3
Kreativität: 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis: 1
Kommunikation: 1
Interaktion: 3
Geschicklichkeit: 0
Action: 0