My Village

Ein neues Kapitel der Dorfchronik und ein Dorf für jeden Spieler mit Abt, Ratsherrn, Reisendem, Handwerker und Händler. Für den Ausbau nutzt man Gebäude und Kornfelder bzw. lockt Mönche und Kunden an. Vor jeder Runde werden für die Aktionsphase alle weißen und schwarzen Würfel geworfen - in der Aktionsphase hat jeder einen Zug mit zwei Würfeln aus dem Pool, mit denen er Banner aus Kartenauslage, Einzelgebäuden oder Dorf aktiviert und deren Aktion ausführt. Der Preis für Aktionen ist Zeit, und dies führt zum Tod von Dorfbewohnern und nach einer gewissen Anzahl Verstorbener zum Spielende. Nun werden Ruhmespunkte aus verschiedenen Quellen ermittelt.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch, Englisch

Ludografische Angaben

Redaktion:
Illustratoren:
Inventarnummer:
25909
Tags:
ess15
Erscheinungsjahr

2015
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 90 Minuten

Rezension

My Village
Unsere Rezension
 
Das Leben ein Dorf
 
My Village
 
Gelebte
Dorfgeschichte
 
Hoch hinaus wollen wir als Oberhaupt unseres Dorfes, denn
nur mit eifrigen Bürgern, die emsig und standhaft ihren Weg gehen, wird unser
Dorf gedeihen und uns am Ende durch die Mehrheit an gesammelten
Geschichtspunkten die ruhmreichste aller Dorfgeschichten schreiben lassen.
Dafür gibt es viele Wege der Entwicklung, aber nur eine begrenzte Menge an
Zeit, denn irgendwann erwartet auch den tüchtigsten Dorfbewohner Gevatter Tod
und führt diesen zur ewigen Ruhe.
 
Letzteres darf man im im Spiel My Village von Inka und
Markus Brand dann durchaus wörtlich verstehen, denn neben der in
mittelalterliche Lebensbereiche gegliederten Dorfentwicklung ist Zeit das
zentrale Konzept im Spiel, verbraucht doch jede Entwicklung, die das Dorf durch
seine Bewohner in einem bestimmten Bereich erfährt, ein unwiederbringliches Maß
an Zeit. Diese wird im Spiel durch einen Sensenmann repräsentiert, den jeder
Spieler auf seinem persönlichen Dorfplan vorfindet und der bei so gut wie jeder
möglichen Aktion auf einer kreisförmigen Bahn weitergeschoben wird. Jedes Mal
wenn er diese vollständig umkreist hat, muss sich der betreffende Spieler dafür
entscheiden, einen seiner Dorfbewohner von seinem persönlichen Dorfplan in ein
noch leeres Grab des Friedhofes zu versetzen, welcher sich auf den allen
Spielern gemeinsam zukommenden Zentralplan befindet. Das Dilemma dabei: In
jedem Bereich seines Dorfes hat ein Spieler immer nur einen Dorfbewohner. Ist
dieser gestorben, so ist eine weitere Nutzung bzw. Entwicklung des jeweiligen
Bereiches nicht mehr möglich. Natürlich kann man auf Nachwuchs warten, der den
Dahingeschiedenen ersetzt, doch muss dieser zuerst aufwachsen und ausgebildet
werden, was wiederum wertvolle Spielzüge braucht, die man gut und gern für die
Dorfentwicklung verwendet hätte.
 
Doch welche Bereiche gibt es nun, in denen sich das Dorf
entwickeln kann? Zur Wahl stehen hierfür die Bereiche Handwerk, Kornfeld,
Kundenauftrag, Reise, Geistlichkeit (mit den Unterbereichen Kirche und Mönch)
und Dorfpolitik (mit den Unterbereichen Rathaus und Versammlung), wobei jeder
Bereich bzw. Unterbereich durch eigene Karten repräsentiert wird, welche neben
dem Zentralplan ausliegen und die von den Spielern in ihren Spielzügen erworben
und anschließend benutzt werden können. Jeder Bereich. bzw. Unterbereich kann
dabei mit eigenem Mechanismus aufwarten: mit den Erträgen der Handwerkskarten
lassen sich die “Kosten” von Kundenauftrags-, Reise- und Mönchskarten
erwirtschaften, Kornfelder bringen sichere Siegpunkte und Mehrzweck-Münzen,
Kundenauftrags-, Reise- und Mönchskarten sichere Siegpunkte am Spielende und
Kirchen-, Rathaus- und Versammlungskarten dauerhafte, Mönchskarten hingegen nur
einmalige und sofort einzusetzende Effekte.     
 
In seinem Zug kann ein Spieler allerdings immer nur entweder
1 Karte erwerben - sofern er sich deren Kosten leisten kann bzw. möchte - und
diese an seinen persönlichen Dorfplan anlegen, oder aber stattdessen eine
beliebige Anzahl an bereits erworbenen und an seinen eigenen Dorfplan
ausliegenden Karten nutzen. Voraussetzung für beides ist, dass der Spieler
einen der aufgedruckten Bannerwerte der zu kaufenden bzw. nutzenden Karten
bilden konnte. Um das zu bewerkstelligen, muss er sich von den zu Rundenanfang
gewürfelten 11 Würfeln (8 weiße Würfel und 3 schwarze Würfel) genau zwei
aussuchen, deren Summe an Augenzahlen dem gewünschten Bannerwert entspricht.
Ist ihm die Auswahl dabei nicht verlockend (etwa weil er einen der 3 schwarzen
Würfel, die extra Lebenszeit verbrauchen, nehmen müsste), kann ein Spieler
durch Einsatz von Münzen oder Versammlungsplatzmarkern den Würfelwert
verändern, bevor er schließlich, wenn alles nichts mehr hilft, seinen Zug mit
einem anderweitigen Bannerwert nutzen muss. Das Aktivieren der
“Startspielerhand”, mit der man ab dem nächsten Zug Startspieler wird, kostet
zwar einen gesamten Zug, ist deshalb lukrativ, erhält man doch im nächsten Zug
die größte Auswahl an verfügbaren Würfeln.
 
Zusätzlich erhält man mit dieser aber auch alle
Geschichtspunkte, die sich mit jeder bisherig gespielten Runde in der
Startspielerhand angesammelt haben als potentielle Siegpunkte. Richtig gelesen,
potentielle Siegpunkte. Denn in My Village wird strikt in sichere und in
potentielle Siegpunkte unterschieden. Für beide werden zwar dieselben
Pappmarker verwendet, doch während Erstere unmittelbar im Haupthaus des
eigenen, persönlichen Dorfplanes platziert werden und im weiteren Verlauf nicht
mehr verloren gehen können, werden Letztere zuerst auf den dorfeigenen
Geschichtsbaum gelegt. Sie können erst ins sichere Haupthaus übertragen werden,
wenn man mit seinem Oberhaupt - der einzigen besonderen Spielfigur auf seinem
Dorfplan (sieht man mal vom Gevatter Tod ab, den man ja nur als indirekte Folge
”steuert”) - erneut das Haupthaus erreicht. Bis dahin sind die Geschichtspunkte
nicht sicher und können stets einer Rattenplage zum Opfer fallen, die immer
dann geschehen kann, wenn bei irgendeinem der Mitspieler ein Dorfbewohner
stirbt und dadurch den Rattenmarker zum Vorwärtszug veranlasst. .     
 
My Village, dass bereits auf den ersten Blick an das 2012
zum Kennerspiel gewählte und ebenfalls von Inka und Markus Brand erdachte
“Village” erinnert, endet sodann, wenn eine spieleranzahlabhängige Zahl von
Dorfbewohnern gestorben ist und im Friedhof seine Ruhe gefunden hat. Dann
werden die gesammelten Geschichtspunkte mit jenen, die man durch erfüllte bzw.
gekaufte Karten erhält, zusammengezählt und der Sieger gekürt. Im Gegensatz zum
Vorgänger Village entfallen die teils hohen Siegpunkte für das frühzeitig
geschickte Sterbenlassen der eigenen Dorfbewohner, da diese bereits im Laufe
des Spiels als unsichere Geschichtspunkte vergeben werden. Auch sonst teilt My Village
mit seinem Vorgänger zwar thematisch Ideen und Wesenszüge, ist aber aufgrund
der gänzlich neuen Grundmechanik der Würfelselektion, der Verlagerung auf
solitäre Dorfpläne und der zusätzlichen Spielelemente wie der Rattenplage eher
als eigenständiges Spiel zu sehen, dessen im Vergleich geringere Interaktivität
dafür durch erhöhte Komplexität bei der Entwicklung des Dorfes ersetzt wird.
Damit weist sich My Village als gehobenes Familien- und insbesondere
Vielspielerspiel aus, das Dank der überdimensionierten Karten nicht nur eines
immensen Platzes, sondern zugleich eines kombinatorischen Geistes bedarf um
sein volles Potential am Spieltisch ausloten zu können.   
 
 
Bernhard Tischler
 
Spieler: 2-4
Alter: 12+
Dauer: 90+
Autor: Inka und Markus Brand
Grafiker: Dennis Lohausen
Preis: ca. 33 Euro
Verlag: eggertspiele / Pegasus 2015
Web: www.pegasus.de
Genre: Würfel, Drafting
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: de
Regeln: de en fr it nl
Text im Spiel: nein
 
Kommentar:
Nachfolgespiel zu Village
Gleiches Thema
Völlig andere Mechanismen
Weniger Interaktion
 
Vergleichbar:
Village, Siedler von Catan - Das Kartenspiel
 
Andere Ausgaben:
Clochemerle, Gigamic; uplay.it; Stronghold Games; Mijn Dorp,
999 Games
 
Meine Einschätzung: 6
 
Bernhard Tischler:
Weniger Interaktion, dafür mehr Kombination: Die Umstellung
der Spielmechanik macht aus My Village ein völlig eigenständiges Spiel, das nur
mehr die spielthematischen Elemente des einstigen Kennerspiel des Jahres,
“Village”, gemeinsam hat, ansonsten aber eine gänzlich neue Erfahrung bietet.
Ein komplexes Fest für Kombinierer und Puzzler!
 
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 3
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 1
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0