Grand Austria Hotel

Als Hotelier erfüllt man Kundenwünsche! Bis auf Touristen wollen alle Gäste Zimmer ihrer Farbe. Man wirft Würfel und setzt sie entsprechend auf Aktionsfelder. Dann hat jeder einen Zug aus Kunden nehmen (optional) und Würfel für Aktion nehmen: Torte, Strudel, Wein oder Kaffee zu Kunden im Café legen, Raum vorbereiten, auf Kaiser- oder Geldleiste vorrücken, Personal spielen und bezahlen, 1 Krone bezahlen und eine Aktion machen. Zusatzaktionen bringen Kunden in Räume für Siegpunkte und Belohnung, oder Speisen und Getränke aus der Küche oder eine Politikkarte oder Personalnutzung. Nach 7 Runden mit drei Kaiser- und einer Schlusswertung gewinnt man mit den meisten Punkten.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Englisch

Ludografische Angaben

Redaktion:
Illustratoren:
Inventarnummer:
26065
Tags:
ess15
Kategorien:
Würfel, Legen, Setz-/Position, Experten, komplex, Worker /Würfel Placement, Hotels
Erscheinungsjahr

2015
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 60 Minuten

Rezension

Grand Austria Hotel
Unsere Rezension
 
Wien 1913
 
GRAND AUSTRIA HOTEL
 
Herr Ober, da ist
ein Holzwürfel in meiner Mehlspeis´
 
„Was tut ein Wiener am liebsten? Nichts – und das nicht
gerne“ (Severin Groebner). Die absoluten Lieblingsbeschäftigungen eines Wieners
sind aber halt´ doch das Granteln, Raunzen, Sudern und Keppeln, obwohl (oder
gerade weil) das eigentlich nichts hilft und sogar sinnlos ist. Manchmal hilft
Jammern aber doch: Die Beschwerde über zu wenig wienerische Atmosphäre in
„Vienna“ (siehe WIN 481 vom Juli 2015) hat das Österreichische Spiele Museum
aufgegriffen und das taktische Würfel- und Kartensammelspiel „Wiener
Ringstraße“ veröffentlicht (noch rechtzeitig zum 150-Jahre-Jubiläum der
offiziellen Eröffnung). Die Spielkarten – deren Motive historischen Ansichtskarten
entnommen sind – stehen als Gratis-Download zur Verfügung und eignen sich außerdem
auch sehr gut für einen virtuellen Stadtspaziergang entlang der Ringstraße (abrufbar
unter www.spielemuseum.at/spieleatelier).
 
Auch die Spielanleitung von „Grand AUSTRIA Hotel“ lässt
das goldene Wiener Herz erstrahlen: Darin treibt nämlich der Ober Leopold sein
(Un-)Wesen und kommentiert die Regeln u.a. mit „küss´ die Hand“, „habe die
Ehre“, „ „wenn´s recht ist“ und „Sie sind ja nicht deppert“. Außerdem passt das
Thema (zunächst einmal) sehr gut: Wir sollen nämlich im Wien zu Beginn des 20.
Jahrhunderts als Hoteliers unser (siegpunkteträchtiges) Glück suchen. Unsere
Hotels verfügen dabei zunächst nur über drei Gästezimmer und müssen
kontinuierlich erweitert bzw. ausgebaut werden. Zwar gibt es  in Wien kein
„Grand AUSTRIA Hotel“, sehr wohl aber das „Grand Hotel“ (Kärntner Ring 9-13),
das zunächst als Wohnhaus erbaut und 1866 zu einem Hotel umgestaltet wurde;
1869 ist dann noch ein „Neuer Trakt“ dazu gekommen. Bekannt ist das Hotel auch
für seine geheimen Zusammenkünfte von Kronprinz Rudolf und Mary Vetsera. Schräg
vis-a-vis zum „Grand Hotel“ war das „Hotel Imperial“ (Kärntner Ring 16)
zunächst als Palais für Herzog Philipp Alexander von Württemberg und dessen
Gattin, Erzherzogin Maria Theresia von Österreich, gedacht; vor der
Weltausstellung 1873 wurde es dann aber als Hotel umgestaltet. Auch der Betrieb
des „Hotel Bristol“ (Ecke Kärntner Straße / Kärntner Ring 1) war zunächst in
einem Wohnhaus eingerichtet und noch vor dem ersten Weltkrieg hat das Gebäude
diverse Umgestaltungen erlebt; und nicht zuletzt hat sich unweit davon bereits
damals das „Hotel Sacher“ befunden.
 
Sehr stimmig sind außerdem die im Spiel Verwendung
findenden Ressourcen: Torte und Strudel, Kaffee und Wein! Aber leider hat es
sich mit der Atmosphäre damit im Wesentlichen schon. Torte, Strudel, Kaffee und
Wein schauen nämlich genau so aus wie die in unzähligen anderen Spielen
verwendeten kleinen Holzwürfel für Holz, Stein, Sand, Kohle, etc. Natürlich
kann man sich bei einem Brettspiel mit kleinerer Auflage keine süßen kleinen
Holztortenstücke erwarten, aber mit etwas Fantasie hätte sehr leicht deutlich
mehr Ambiente kreiert werden können. Konkret ist die Torte hier nämlich ein
weißer Holzwürfel (vermutlich soll diese Farbe das Schlagobers symbolisieren?).
Warum hat man nicht einfach Rosa genommen und mit dieser Farbe daraus ein
Punschkrapferl gemacht, dafür hätte ja auch die Würfelform sehr gut gepasst.
Und für Kaffee und Wein (bzw. für´s Häferl und das Glas) hätten sich Scheiben
weit besser angeboten als Würfel (gerade auch weil die Getränke über eine
andere Aktion erworben werden als die Speisen). Leider setzt sich diese
Symbolik auch auf den Personenkarten fort, nicht einmal hier werden die
Ressourcen grafisch „richtig“ dargestellt, es finden sich bloß wieder
Abbildungen der Würfel (das ist außerdem noch mit dem Nachteil verbunden, dass
bei ungünstigen Lichtverhältnissen die roten und braunen Würfel auf den Karten
nicht so eindeutig zu unterscheiden sind). Dabei „traut“ sich sogar das
deutlich weniger komplexe „Da Luigi“ – dem insoweit die gleiche Spielidee
zugrunde liegt – auf seinen Karten die realen Würfel in die damit eigentlich
gemeinten Speisen zu „übersetzen“.   
 
Und leider sind die meisten Kundenkarten nur mit einer
Berufsbezeichnung benannt, obgleich etwa der „Portraitmaler“ von Gustav Klimt
inspiriert sein dürfte. Die konkrete Verwendung und Bezeichnung von bekannten
Personen aus der damaligen Zeit (etwa wie in „Café Melange“) hätte dem Spiel
jedenfalls besser getan. Immerhin gibt es zumindest bei den (grünen)
Touristenkarten diverse amüsante Anspielungen und Namensgebungen; und grafisch
sind die Karten und die Spielpläne ohnehin wieder sehr schön gezeichnet bzw.
gemalt (wie wir es von Klemens Franz stets gewohnt sein dürfen). Sehr schade
ist eben leider, dass der Gestaltungsaufwand und die dabei investierte Energie
quasi auf halbem Weg stecken geblieben bzw. verpufft sind.
 
Eher als historischer Irrtum muss letztlich noch die
Abbildung der „Neuen Burg“ auf dem zentralen Spielplan benannt werden; mit
dieser soll nämlich ein Konnex zu Kaiser Franz Joseph gezogen werden. Das
Gebäude der „Neuen Burg“ wurde aber erst 1913 im Wesentlichen vollendet,
verwendet wurde es vom Kaiser jedenfalls niemals (heute wird es von der
Österreichischen Nationalbibliothek und dem Kunsthistorischen Museum genutzt). Franz
Joseph hat zuletzt sogar ganz das Interesse an diesem Projekt verloren und die
Bauleitung an seinen Thronfolger Franz Ferdinand übertragen. In der Grafik sind
außerdem die beiden Reiterdenkmäler vor der Hofburg verschwunden, obgleich
diese sogar Jahrzehnte älter als die „Neue Burg“ sind. Anstelle der spielerisch
mit der „Neuen Burg“ verbundenen „Kaiserleiste“ – auf der sich die Spielsteine
der Mitspieler hin und her bewegen – hätte wohl besser eine grafische Umsetzung
des sogenannten „Ringstraßenkorsos“ stattfinden sollen. Der damals so
bezeichnete Kärntner Ring war nämlich ein beliebter Treffpunkt zum Sehen- und
Gesehen-Werden und zum Auf- und Ab-Promenieren der „besseren Gesellschaft“. Auf
diese Weise hätte sich nicht nur ein stimmiger örtlicher Bezug zu den realen
Hotels und zu den Hotels der Mitspieler ergeben, es wäre auch viel logischer
gewesen, die Kundenkarten vom „Ringstraßenkorso“ in das eigene Hotel einzuladen
– statt diese, so wie es jetzt dargestellt ist, von einer Art „Gartenparty“ vor
der „Neuen Burg“ abzuwerben.
 
Endlich können wir jetzt zum Spiel selbst kommen: Die
Namen und die bisherigen Werke des Autorenduos (zum einen „Egizia“, zum anderen „Tzolk’in“ sowie „Auf den Spuren von Marco Polo“)
sind ja jedenfalls sehr vielversprechend. Den Grundmechanismus dominieren auch
hier wieder Würfel; anders als bei „Marco Polo“ werden diese aber nicht als
Worker-Placement verwendet, sondern sämtliche zu Beginn jeder Runde neu
gewürfelt und bilden derart einen „Würfelpool“ für alle Mitspieler. Wenn man am
Zug ist nimmt man einen Würfel und führt die damit verbundene Aktion aus, jede
Würfelzahl ist nämlich einer von sechs möglichen Aktionen zugeordnet (wobei
Sechs als Joker für die anderen fünf Aktionen dient). Umso mehr Würfel bei der
gewählten Aktion liegen, umso stärker bzw. mächtiger ist sie. Der sich daraus
ergebende Startspieler-Vorteil wird hier – ähnlich wie bei der Startaufstellung
von „Catan“ – so ausgeglichen, dass der Startspieler jeder Runde mit seiner
zweiten Aktion erst dann wieder dran kommt, wenn die anderen Mitspieler ihre
beiden Aktionen gemacht haben (der Startspieler somit Erster und Letzter einer
Runde ist).
 
So elegant und gerecht diese Umsetzung auch ist,
mindestens so zäh kann sich die damit verbundene Wartezeit aber anfühlen. Denn
ein Zug kann hier durchaus auch mehrere Minuten andauern; wir haben es hier
nämlich mit einem Spiel zu tun, dass „akribischen Fleiß, Sorgfalt, Sachkenntnis
und eine gewisse Freude an der Lösung von Denksportaufgaben“ erfordert (wie es
der Verfassungsgerichtshof einmal in anderem Zusammenhang formuliert hat). Und
da nicht absehbar ist, wo und wie viele Würfel beim eigenen zweiten Zug noch
ausliegen werden, kann der Startspieler in der Zwischenzeit oft auch nicht
wirklich gut seine nächste Aktion vorausplanen. Eine Partie „Grand AUSTRIA
Hotel“ sollte zu viert also nur dann in Angriff genommen werden, wenn alle
Mitspieler bereits ausreichend mit dem Spiel vertraut sind. Am besten
funktioniert es wohl zu dritt, denn bei nur zwei Mitspielern werden auch nur
gesamt zehn Würfel verwendet, sodass dann seltener mehr als zwei Würfel bei
einer Aktion zu erwarten sind – und gerade eine von der statistischen
Normverteilung abweichende Würfelauslage macht einen Großteil des Spielreizes
aus.
 
Dabei würde man nach dem Lesen der Anleitung noch ein
eigentlich flottes Spiel vermuten, jeder Mitspieler ist insgesamt nämlich nur
jeweils 14 mal am Zug. Und auch die einzelnen Aktionen wirken nicht gar so
zeitaufwändig: Für einen Einser-Würfel erhält man Strudel und Tortenstücke, für
einen Zweier-Würfel Wein und Kaffee; für einen Dreier-Würfel erweitert man sein
Hotel um weitere Gästezimmer; für einen Vierer-Würfel gibt es Geld und/oder
Schritte auf der „Kaiserleiste“; für einen Fünfer-Würfel darf man eine
Personalkarte aus seiner Hand ausspielen; und ein Sechser-Würfel fungiert (wie
bereits erwähnt) als Joker für eine dieser fünf Aktionen (weil dort gerade
weniger oder gar kein Würfel mehr ausliegt).
 
Der zeitfressende Grund liegt zum einen in den
Personalkarten: Zu Beginn enthält jeder entweder sechs zufällig gezogene Karten
oder können diese auch (sofern die Mitspieler „Grand AUSTRIA Hotel“ bereits
kennen) mittels „Drafting“ ausgewählt werden. Nach dem Ausspielen bringen diese
spezielle Vorteile, die einmalig, dauerhaft, rundenweise oder erst zu Spielende
wirksam sein können (vergleichbar den „Anschaffungs-“ bzw. „Ausbildungs-“Karten
in „Agricola“). Logischerweise will man diese Vorteile auch in einer besonders
effektiven Weise nutzen. Die Entscheidung darüber, wann welche Karte am besten
auszuspielen ist, erfordert demnach für sich allein bereits einen gewissen
Denkaufwand. Dieser Effekt wird aber noch durch die Kundenkarten deutlich
verstärkt. Nachdem nämlich eine Kundenkarte mit der jeweils gewünschten
Kombination aus Speisen und Getränken „abgefüllt“ worden ist, zieht sie in
eines der eigenen Hotelzimmer ein (das dann bis zum Spielende belegt bleibt)
und gewährt (neben Siegpunkten) ebenfalls einen bestimmten Bonus.
 
Im Ergebnis kann das dann einen „Rattenschwanz“ von Boni
bzw. Konsequenzen zur Folge haben: Beispielsweise habe ich zwei Kunden bei mir
ausliegen. Bei dem einen fehlt noch ein Wein, den ich mir über die von mir
bereits früher ausgespielte Personalkarte „Barmann“ besorge. Der Kunde ist
danach also „fertig“ und wandert in eines meiner Zimmer. Als Bonus erhalte ich
von diesem Kunden dann einen Strudel, mit dem ich danach den zweiten Kunden
glücklich machen kann. Somit kommt auch dieser in mein Hotel und verschafft mir
einen weiteren (vorher natürlich besser zu berücksichtigenden) Bonus. Außerdem
kann das Belegen von Zimmern in meinem Hotel einen weiteren Bonus (oder gar
mehrere Boni) bringen, und zwar stets dann, wenn ein farblich abgeschlossener
Bereich auf dem Hotelplan vollständig mit Kunden belegt ist (die Zimmer gibt es
nämlich in den Farben blau, rot und gelb). Und zu guter Letzt wird auf diese
Weise vielleicht sogar noch einer der drei Aufträge (in der allgemeinen Auslage)
erfüllt, die mir umso mehr Punkte bringen, je eher ich den dortigen Vorgaben
entsprechen kann. Und all diese einzelnen Schritte haben sich bloß aufgrund
meiner freien Zusatzaktionen ereignet, mit der eigentlichen (Haupt-)Aktion
würde ich erst jetzt beginnen!
 
Und natürlich „flutscht“ es üblicherweise nicht so wie
oben beschrieben, sondern erfordert die Auswahl neuer Kunden, das Erweitern des
eigenen Hotels um neue Zimmer, das rechtzeitige Ausspielen und Nutzen von
Personalkarten, das rechtzeitige Lukrieren von Hotelboni und das ehebaldige
Erfüllen der Aufträge im fortgeschrittenen Spielverlauf mehr und mehr Denken
und Kombinieren; denn je mehr Personalkarten vor einem ausliegen, umso leichter
kann etwas übersehen werden, weshalb vorab noch mehr nachgedacht werden will
bzw. sogar muss. Gerade bei diesem Spiel sollten die Mitspieler also besonders
tolerant sein und nachträgliche Korrekturen (sofern noch nachvollziehbar) schon
im eigenen Interesse zulassen, damit sich die Wartezeiten auf den eigenen Zug derart
(hoffentlich) etwas verringern. („Beliebte“ Fehler können etwa sein: Auf das
Nehmen einer Kundenkarte vor der Hauptaktion oder auf das Markieren eines
erfüllten Auftrages zu vergessen).
 
Sehr frustrierend kann sich letztlich der Umstand
erweisen, dass trotz des vielen Grübeln und Tüftelns der spielerisch vorhandene
Glücksanteil doch sämtliche Pläne zu zerstören vermag. Dabei empfindet man
weniger die rundenweise zufällige Auswahl der Würfel bzw. deren Verteilung als
störend; das ist eben nicht nur ein schönes Kernelement des Spiels, darauf
lässt sich doch in gewisser Weise reagieren. Zum einen darf man bei seiner
Würfelwahl nämlich einen „virtuellen“ Würfel hinzuzählen und die gewünschte
Aktion somit etwas stärker machen – was jedoch eine (der meist knappen)
Krone(n) kostet. Zum anderen darf man auch mit dem Nehmen eines Würfels vorerst
passen, die Züge der Mitspieler abwarten und danach die verbliebenen Würfel neu
würfeln (abzüglich eines, der in den Mistkübel kommt); bei Bedarf auch
mehrmals, wobei damit aber natürlich noch nicht garantiert ist, dass die
erhoffte Augenzahl letztlich tatsächlich aufscheint.  
 
 „Schlimmer“ fühlt sich hier eher die willkürliche
Auslage der Kundenkarten an, deren jeweilige Boni zufälligerweise gerade in das
eigene Konzept passen können oder eben nicht. Noch entscheidender kann sich
außerdem die Aufteilung der Kundenkarten und der Hotelzimmer in die drei Farben
rot, blau und gelb erweisen (die grünen Kundenkarten fungieren quasi als Joker
und können in jedes Zimmer einquartiert werden). Brauche ich nämlich unbedingt
einen gelben Gast und befinden sich im Angebot nur rote bzw. blaue Kundenkarten
kann mir das beste Taktieren nicht helfen. Verstärkt wird dieser Effekt noch
durch die Kaiserleiste: Alle zwei bis drei Runden sollte man hier nämlich eine
bestimmte Anzahl von Schritten zurück gelegt haben, damit man mit Siegpunkten
und einem (weiteren) Bonus belohnt wird. Schafft man das jedoch nicht, muss man
einen doch eher empfindlichen Nachteil erleiden. Das wäre ja noch fair, wenn
diese „Strafe“ gezielt in Kauf genommen wurde, weil einem andere Überlegungen
wichtiger erschienen sind. Wenn das Etappenziel aber bloß deswegen nicht und
nicht erreichen werden kann, weil es etwa keine Möglichkeit gegeben hat,
rechtzeitig ein gelbes Zimmer zu belegen, trifft einen der daraus resultierende
Schaden doppelt hart und – objektiv und subjektiv – unverdient. Die Konsequenz
daraus wird dann auch noch meistens sein, dass es in der Folgerunde bzw.
vielleicht sogar bis zum Spielende schlechter läuft als bei den kaiserlich
belohnten Mitspielern.
 
Zu hinterfragen sind diese farblichen Unterscheidungen
bei den Kundenkarten und bei den Hotelzimmern ohnehin in mehrfacher Hinsicht:
Warum soll etwa ein Künstler (= gelbe Kundenkarten) ausgerechnet nur in gelbe
Zimmer (bzw. eigentlich in Zimmer mit einer gelben Tür) einziehen wollen?
Logisch könnte eventuell ja nur ein bestimmtes Stockwerk sein, das von den
Gästen jeweils bevorzugt wird. Das derzeitige Konzept ist jedenfalls nicht bloß
unstimmig, damit wird außerdem auch die Atmosphäre reduziert und lässt „Grand
AUSTRIA Hotel“ als abstraktes Legespiel erscheinen. Weiters werden damit
potentielle Interessenten eher abgeschreckt als zu einem (weiteren) Spiel
animiert, wirkliches Vergnügen werden eher nur „Extremtüftler“ an „Grand
AUSTRIA Hotel“ haben können. In gewisser Weise erinnert das Spiel diesbezüglich
an „Bora Bora“, in dem ein geradezu genialer Würfel-Einsetzmechanismus mit
derart vielen Wendungen (ebenfalls samt Boni hier und Boni da) quasi
„zugeschüttet“ worden ist, dass einem letztlich der Kopf vom vielen Denken zu
rauchen begonnen hat. Der Würfel-Mechanismus in „Grand AUSTRIA Hotel“ ist zwar
nicht genial, doch durchaus sehr reizvoll, sodass es schade ist, dass die
Autoren ihre offensichtlich vielen Ideen im Endergebnis nicht auf ein besser
„erträglicheres“ Ausmaß gestrafft haben. Zwar wäre damit wohl auch eine
Verringerung der Varianz verbunden gewesen – jetzt gibt es nicht nur 56 (mehr
oder weniger) unterschiedliche Kundenkarten und 48 unterschiedliche
Personalkarten, auch bei den allgemeinen Aufträgen und den
Belohnungen/Bestrafungen auf der Kaiserleiste ist Vielfalt Teil des Konzeptes –
dafür gäbe es aber auch flotter und häufiger zu spielende Partien.
 
Harald Schatzl
 
Spieler: 2-4
Alter: 12+
Dauer: 120+
Autor: Simone Luciani, Virginio Gigli
Grafik: Klemens Franz
Preis: ca. 40 Euro
Verlag: Lookout Spiele 2015
Web: www.lookout-spiele.de
Genre: Ressourcen-Management, Aktionswahl über Würfelpool
Zielgruppe: Für Experten
Version: de
Regeln: de en
Text im Spiel: nein
 
Kommentar:
Tüftelanfällig
Glückselemente können zu hoher Frustration führen
Wegen der Wartezeiten zu viert kaum zu empfehlen
schöne grafische Gestaltung
 
Vergleichbar:
Da Luigi, Panamax, My Village, Agricola
 
Andere Ausgaben:
Englische Ausgabe, Mayfair Games
 
Meine Einschätzung: 5
 
Harald Schatzl:
„Grand AUSTRIA Hotel“ setzt einen schönen
Basis(würfel)mechanismus in einer Weise um, dass das Spiel eigentlich nur mehr
„Extremtüftlern“ Vergnügen zu bereiten vermag; weniger wäre hier wohl mehr
gewesen. Beim atmosphärischen Wien-Bezug würde man sich hingegen sehr wohl
„mehr“ wünschen, dieser ist nämlich leider nur in Ansätzen gelungen.
 
Zufall (rosa): 2
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 1
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 1
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0