Finstere Flure

Die Spieler  versuchen ihre Spielfiguren durch Fürst Fiesos Festung zu ziehen, ohne dabei vom Hofmonster Furunkulus gefressen zu werden. Wer zuerst eine bestimmte Anzahl an Spielfiguren zum Ausgang gebracht hat, gewinnt das Spiel. Im Spielverlauf setzen die Spieler reihum jeweils eine ihrer Figuren. Nachdem alle Figuren bewegt wurden, bewegt sich das Monster automatisch (gesteuert von Monsterbewegungs-Karten), um alle Figuren zu fressen, die es sieht. Da muss man sich schon beim Bewegen so stellen, dass man hinter einem Stein gut versteckt ist und vielleicht sogar andere Figuren ins Verderben lockt.  

Ludografische Angaben

Verlage:
Illustratoren:
Inventarnummer:
13836
Tags:
wsm03 , wsm04 , ess03 , dsp04
Kategorien:
Rennspiel, Satire, Schwarzer Humor, Humor
Erscheinungsjahr

2003
Spieler

2 - 7 Spieler
Alter

10 - 99 Jahren
Dauer

bis 45 Minuten

Rezension

Finstere Flure
Finstere Flure
 
Das Spiel:
Finstere Flure
Positionsspiel
für 2-7 Spieler ab 10 Jahren
von Friedemann Friese
2F-Spiele, 2003
 
Die Besprechung:
Bernhard Petschina
 
Die WIN-Wertung
*** SS II UU AA 3-6 (2-7)
 
Warum kann das Monster nicht diagonal schauen, wenn es nach
vorne, links und rechts schauen kann. Diese Frage hat mich schon länger bei
Finstere Flure beschäftigt. Ja, okay, dass das Monster einfach in die Wand
hineingehen kann und bei einer anderen Stelle im nächsten Schritt einfach aus
der Wand herauskommt, das hat mich nicht gestört. Immerhin habe ich noch kein
Monster getroffen, was dies nicht gemacht hat. Aber wieso kann es nicht
diagonal schauen?
Gut, ich erklär mal worum es geht: Furchtlos forschtest du
nach den 3 Fetischen aus den finnischen Fjord mittels flinker und
facettenreicher Finten, um sie fortzuschaffen und damit zu Fürst Fieso nach
Frankreich zu eilen und die faszinierende Fee und Freifrau Fabula zu freien.
Doch Fieso scheint fremdenfeindlich, welch ein Fiasko, du landest unter
Freiheitsberaubung freudlos und frierend in einer fürstlichen Festung mit
finsteren Fluren. Nun musst du Fiesos Falle entkommen. Furunkulus, das
Hofmonster (ein furchteinflößender Freak) wartet schon. Nun heißt es frisch,
fromm, fröhlich, frei, Furunkulus zu foppen und in die Freiheit zu fliehen.
 
Soweit mal die Hintergrundgeschichte, die eine Fortsetzung
der Fabel um Fabula aus dem Spiel „Fische, Fluppen, Frikadellen“ ist. Für alle,
die Friedemann Friese und den 2F-Verlag nicht kennen und denen es bisher noch
nicht aufgefallen ist: Es besteht eine leichte Neigung zu Wörtern, die mit
einem F beginnen. Genauso besteht eine leichte Neigung zu der Farbe grün, die
aber nur verstanden werden kann, wenn man Friedemann Friese einmal gesehen hat.
Und worum geht es jetzt wirklich? Also auf einem Spielbrett
etwa 11x16 Felder groß werden in der einen Ecke die Spielsteine (4 pro Spieler
bei 2-4 Spielern, 3 bei 5-7) beim Eingang eingesetzt und auf der anderen Ecke
wartet beim Ausgang das Monster Furunkulus. Jeder Spielstein (im Sinne
Friedemann Frieses werde ich die Spielsteine nur noch als „Fremde“ bezeichnen)
hat eine farbige und eine schwarze Seite, auf der auch stehen wie weit man
ziehen kann. Die Summe der beiden Zahlen ist immer 7. Nach jedem Zug wird der
Fremde umgedreht. Jedes Mal, wenn alle Fremden einmal gezogen sind, wird ein
Kärtchen für Furunkulus aufgedeckt, das besagt wie weit er gehen kann.
Und Furunkulus ist recht einfältig. Er geht solange gerade
vorwärts, bis er am Beginn seines Schrittes rechts oder links einen Fremden
stehen sieht, der näher ist als ein Fremder, der vor ihm zu sehen ist. Wenn
rechts und links jeweils wer steht und beide gleich weit entfernt sind, dann
geht Furunkulus geradeaus weiter. Steht Furunkulus vor einer Wand und sieht
keinen Fremden, so verschwindet er in der Wand und erscheint an einer anderen
Stelle. Dafür sind auf den Wänden je zwei Mal die Buchstaben A-Z und ein Stern
abgebildet.
Erwischt Furunkulus einen Fremden, so wird dieser bei der
nächsten Runde neu eingesetzt. Wurden die 8 Kärtchen von Furunkulus bereits
einmal durchgespielt, so ist der Fremde aus dem Spiel. Wenn die Kärtchen ein
zweites Mal durchgespielt wurden, dann ist das Spiel aus, und es hat der gewonnen,
der als erster die meisten Fremden durch den Ausgang ziehen konnte. Das Spiel
ist aber auch zu Ende, wenn jemand alle seine Fremden bis auf einen durch den
Ausgang gezogen hat.
 
Gut, die Zugweite der Fremden habe ich schon erwähnt. Wenn
man sich das Spielbrett genauer anschaut, dann sieht man auch, dass es sich
dabei um eine Säulenhalle handelt (an jedem Eck eines Feldes eine Säule), und
da man nicht durch Säulen durchgehen kann ist für Fremde nur eine Bewegung
vorwärts, links, rechts oder zurück möglich. Und damit ist mir auch klar, wieso
Furunkulus auch nicht diagonal sehen kann. Nämlich weil sich die Fremden hinter
den Säulen auch verstecken können. Damit das mit dem Verstecken auch gut
funktioniert darf pro Feld nur ein Fremder stehen. Aneinander vorbeiziehen
dürfen Fremde aber. Und damit das mit dem Verstecken noch besser funktioniert,
gibt es noch Steinblöcke so groß wie ein ganzes Feld, die, solange der Platz
dahinter frei ist, von den Fremden geschoben werden können. Dem Furunkulus ist
es egal, ob das Feld hinter einem Steinblock frei ist, er schiebt weiter und
wenn notwendig zerquetscht er alles zwischen sich und der Wand. Auch den
Steinblock, er ist halt ein Monster.
Im Grundspiel gibt es noch zwei Blutlachen, auf denen man
rutscht sobald man sie betritt. Im Fortgeschrittenenspiel werden die
Steinblöcke umgedreht und sind zum Teil durchsichtig (Furunkulus sieht dahinter
stehende Fremde) oder geben Furunkulus eine andere Richtung vor. Es gibt dann
noch zusätzlich 2 Paare mit Teleportern, die Furunkulus beim Betreten des einen
zum zweiten des Paares teleportieren und von Fremden nicht betreten werden
dürfen.
Die graphische Ausführung ist wie schon bei Fische, Fluppen,
Frikadellen und Friesematenten im Comic-Stil gehalten, die Materialqualität ist
ebenfalls wie bei den oben genannten Spielen hervorragend. Anscheinend sind die
billigen Kartonschachteln von Funkenschlag bereits aufgebraucht. In der
Spieldauer liegt dieses Spiel voll im Trend. Spiele mit 1-2 Stunden Spieldauer
sind derzeit selten. Das Monster ist aus über 20 Teilen individuell
kombinierbar und kann ein entsprechend schreckliches Aussehen damit erhalten.
 
Der Spielmechanismus hat mich sehr begeistert. Der
Spielstein mit den Zugweiten 6 und 1 wird vor allem mit der Seite mit der 1
eine Herausforderung dem Monster zu entfliehen. Es ist zugegeben ein einfaches
Spielprinzip, aber die Interaktion ist vor allem bis zum Ziehen des letzten
Fremden gegeben. Auf scheinbar sicheren Plätzen steht man zuweilen durch den
aufopfernden Einsatz netter Mitspieler plötzlich direkt vor dem Monster. Durch
den variablen Aufbau ist auch ein lange anhaltender Spielspass gegeben. Einen
Vorteil hat dieses Spiel auch entscheidender Maßen: Es ist seit langem wieder
ein gutes Spiel, dass auch sogar mit 7 Personen gespielt werden kann, zur Zeit
eine Seltenheit.
 
Ich habe lange überlegt, ob ich diesem Spiel 2 oder 3 Sterne
in der WIN-Wertung geben soll. Ich konnte eigentlich nichts finden, was ich an
diesem Spiel auszusetzen hätte. Das Problem ist für mich eher eine fehlende
Definition für ein „*** Spitzenspiel“ gewesen. Ich kann mich an alte
Diskussionen erinnern, in denen auch einmal eine 3 in der Buchstabenwertung
gefordert wurde, aber DDD  oder GGG für ein Spitzenspiel? Wenn ich von der „**“
- Wertung „… in seiner Klasse“ ausgehe, dann hat dieses Spiel für mich den
dritten Stern durch einen sehr hohen Wiederspielenwollenwert, seiner hohen
Flexibilität bezüglich der Teilnehmer und seiner „furchtbar“ netten Umsetzung
einer Geschichte in einem Spiel verdient.
Bemerkung am Ende: Es gibt auf www.2f-spiele.de ein kleines Computerspiel
zum Brettspiel, auf dem in einfacherer Weise einige Level gelöst werden können.
Für Leute mit PC und Zeit ein netter Zeitvertreib.