Die Kartographin

Nachfolgespiel zu Der Kartograph, die Grundmechanismen sind dieselben. Königin Gimnax erlässt Dekrete zur Erschließung und Kartierung der nördlichen Lande, doch auch die Dragul erheben Anspruch auf die Gebiete. In vier Jahreszeiten spielt man Runden aus drei Phasen: Erkunden – die oberste Erkundungskarte wird ausgelegt; Zeichnen – alle zeichnen die von der Karte vorgegebene Form mit Geländeart auf der eigenen Landkarte ein, innerhalb der Fläche, beliebig gedreht oder gespiegelt. Für manche Formen bzw. markierte Felder erhält man Münzen. Sind die vorgegebenen Zeiteinheiten einer Jahreszeit verbraucht, wird für Ruhmespunkte laut Wertungskarten unter den aktuellen Dekreten und für Münzen gewertet. Nach vier Wertungen gewinnt man mit den meisten Punkten. Die Kartographin bringt neue Landkarten, Wertungskarten, Erkundungskarten und Hinterhaltkarten mit einzigartigen Fähigkeiten sowie das neue Element Held*innen, diese können eingezeichnete Monster unschädlich machen. Mit Der Kartograph kombinierbar.

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch

Ludografische Angaben

Inventarnummer:
31185
Kategorien:
Fantasy, Terrain, Gelände, Flächen füllen, Monster, Vorgaben / Bedingungen erfüllen, Flip & Write, Landkarten
Erscheinungsjahr

2021
Spieler

1 - 100 Spieler
Alter

ab 10 Jahren
Dauer

30 - 45 Minuten

Rezension

Es dürfte vor mehr als einem Jahrzehnt mit „Fits“ (nominiert zum Spiel-des-Jahres 2009) begonnen haben: Seither ist das von „Tetris“ bekannte Prinzip viel- (bzw. n-)fach auch in Brettspielen umgesetzt worden. Von einfach bis komplex, mal mit Spielsteinen, mal mit Plättchen, mal zum Selberzeichnen (zuletzt u.a. „My City“ [nominiert zum Spiel-des-Jahres 2020]; „New York Zoo“ & „Die Insel der Katzen“.
Und unsere vielfache spielerische Liebe zum Zusammenpuzzlen von aus zusammenhängenden Quadraten bestehenden Flächen ist weiterhin ungebrochen. Hier werden diese Flächen sogar mit „Leben“ (bzw. mit Wald-, Wasser-, Acker- und Dorflandschaften) gefüllt – unsere Aufgabe ist ja auch das Erstellen von Landkarten. Also nicht gar zu schlampig zeichnen, sonst ähnelt das Haus vielleicht zu sehr einem Baum! Oder alles mit Buntstiften ausmalen, das dient der Übersicht, ist meditativ und bewirkt hübsche Landschaftspläne. Zum In-die-Hand-Nehmen und Drehen könnte hier jedoch nur die aktuelle Rundenkarte genützt werden; insbesondere beim Spiegeln ist somit ein gutes Vorstellungsvermögen gefragt. Und da alles grundsätzlich frei eingezeichnet werden darf, dabei aber gleich mehrere Möglichkeiten für das Lukrieren von Siegpunkten berücksichtigt werden wollen, sind unsere Hirne auch sonst gefordert.
Ob bei den Mitspielern alles mit (waag- und senk-)rechten Dingen zugeht, ist primär Vertrauenssache. Die potentiell mögliche Spieleranzahl von 100 erklärt sich übrigens mit dem Umfang des Zeichen-/Schreibblockes (und ist wohl eher als Scherz zu verstehen); zwischenzeitig sind außerdem auch noch zwei weitere Blöcke (bzw. Varianten) verfügbar.
Geringe, dafür sehr vergnügliche Interaktion bietet das Einzeichnen von Monstern beim jeweiligen Nachbarn (welche für Minuspunkte sorgen, wenn sie nicht mit angrenzenden Flächen „gefangen“ bzw. umschlossen werden). Von den gesamt sechzehn verschiedenen Wertungskarten kommen pro Partie stets vier zum Einsatz; trotz der sich daraus ergebenden unzähligen Variationsmöglichkeiten wünscht man sich bald noch mehr davon. Immerhin ist bereits eine Mini-Erweiterung inkludiert, mit welcher „mächtigere“ Zeichenaktionen erkauft werden können.
Nachdem „Der Kartograph“ 2020 zum „Kennerspiel-des-Jahres“ nominiert gewesen ist, hat er sich eine Belohnung verdient: Und was ist einem Kartographen noch lieber als das Zeichnen und Ausmalen? Natürlich eine emanzipierte Partnerin, mit welcher man(n) sich nach Feierabend auf Augenhöhe über das jeweilige Tagwerk austauschen kann: Voilà, hier ist sie! (Geformt vielleicht aus der Rippe eines Bleistiftes).
Die (klischeehaften) kleineren und flinkeren weiblichen Hände führen jedoch dazu, dass nun auch noch kleine Sterne und Buchstaben in manche der Felder eingezeichnet werden wollen; zusätzlich zu den Wald-, Wasser-, Acker- und Dorflandschaften tauchen hier nämlich auch HeldInnen auf, welche in ihrer Umgebung Monster bekämpfen können (zum Zwecke der Minuspunkteverminderung); und diese (neuen) Monster müssen wiederum deutlich beschriftet werden, da sie zum Rundenende bestimmte Effekte auslösen (etwa vermehren sich nicht bekämpfte Zombies – gemeiner, jedoch stimmiger Weise). Die damit überwiegend verbundenen Nachteile können eventuell aber doch auch dafür genutzt werden, um rechtzeitig die eine oder andere Wertungskarte (besser) zu erfüllen.
Sehr fein sind jedenfalls auch diese 16 neuen Wertungskarten, welche jedoch die Anforderungen an die eigenen Multitasking-Fähigkeiten als auch an das kombinatorische Vorstellungsvermögen auf einen höheren Level anheben; weiters ist eine (zusätzliche) „Mini-Erweiterung“ inkludiert, zum Erwerb von diversen Sonderaktionen. Im Ergebnis jedenfalls erneut ein sehr gelungenes eigenständiges Spiel sowie – in Partnerschaft mit dem älteren „Gemahl“ – eine erfreuliche Erhöhung der Variationsmöglichkeiten.
"Die Kartographin" (bzw. auch "der Kartograph") ist nicht bloß ein weiterer, äußerst gelungener Vertreter der analogen Spiele aus der bereits sehr großen „Tetris-Familie“ (mit Zeichnen anstelle von Spielsteinen), sondern lässt sich – für mehr Vielfalt bzw. Abwechslung – auch mit den Plänen und Karten des Vorgänger-Spieles kombinieren. Aufgrund der Anforderungen an das Vorstellungsvermögen – unter Berücksichtigung gleich mehrerer paralleler Wertungsaufgaben – insbesondere aufgrund der neuen bzw. ergänzten Regeln nur für Kenner-/Expertenspieler geeignet, welchen die diversen Wertungs- als auch feinmotorischen Aufgaben gut von der Hand gehen; je größer die Anzahl an Mitspielern, desto unübersichtlicher und unkontrollierbarer das Spielgeschehen.