Die Baumeister des Colosseum

Das Colosseum wird mit Hilfe des Konsuls gebaut. Der aktive Spieler zieht den Konsul ein Feld gratis, weitere Felder gegen Bewegungspunkte, diese können auch für Ruhmespunkte gekauft werden. Danach macht man eine Aktion je nach Standort des Konsuls: Lager erweitern - Landschaft erweitern und Baustoff produzieren, danach Auswerten mit Baustoff der Landschaft nehmen, für alle – Colosseum-Abschnitt mit Baustoffkarten für Ruhmespunkte bauen – Wahl einer Landschaft für Auswertung, Ställe bringen Bewegungspunkte. Ist das Colosseum fertig, gibt es für Mehrheiten bei Stall, Lager und den vier Landschaften Ruhmespunkte und man gewinnt mit den meisten.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch

Ludografische Angaben

Illustratoren:
Inventarnummer:
27061
Tags:
ess16
Kategorien:
Setz-/Position, Entwicklung/Aufbau, Bauen, stapeln
Erscheinungsjahr

2016
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

10 - 99 Jahren
Dauer

bis 30 Minuten

Rezension

Die Baumeister des Colosseum
Rezension
 
Der Koloss von
Carcassone
 
Die Baumeister des
Colosseum
 
Kafkaeske
Konstruktion des Kolosseums
 
Die Erfolgsgeschichte von „Carcassonne“, u.a. „Spiel des
Jahres“ 2001, ist mittlerweile nicht nur zeit-, sondern auch grenzenlos. Im
Rahmen der Serie „around the world“ durften wir u.a. sogar die Südsee und den
Amazonas besuchen – bislang nicht jedoch die geografisch „dazwischenliegende“
Osterinsel. Für diesen Ort hat uns der Autor jedenfalls schon mit „Rapa Nui“
(Empfehlungsliste „Spiel des Jahres“ 2012) viele vergnügliche Stunden bereitet.
Einige der dort verwendeten Spielelemente finden sich jetzt auch hier wieder
(vielleicht, weil zur Osterzeit die Kirchenglocken nach Rom und wieder zurückfliegen?).
 
Spielthema ist natürlich die Errichtung des Kolosseums in
Rom. Als dessen Basis dient ein Tableau, welches in die Schachtel zurück zu
legen ist (naturgemäß erst nach der Entnahme des übrigen Spielmaterials). In
insgesamt 17 ostereiförmig bzw. oval angeordneten Schlitzen sollen im Verlauf
einer Partie die gleiche Anzahl an Bauteilen bzw. die entsprechenden Plättchen
(bzw. sogar durchaus beeindruckende „Platten“) gesteckt werden; zu Spielende
liegt dann ein fertig gestelltes Kolosseum in hübscher 3D-Optik vor!
 
Am Weg dahin bzw. zum Bauen dieser Platten braucht es auch
hier Baustoffe: Diese erhalten wir – in der Form von Karten – über eigenen
Landschaftsbesitz (dieser wiederum in der Form von Plättchen). Neben einem pro
Mitspieler etwas unterschiedlichen Startkapital an Landschaftsplättchen liegen diese
um den Spielplan verteilt zu vier Reihen mit jeweils vier Plättchen aus. Die
schöne Idee dabei: Nehme ich mir aus der Auslage ein neues Landschaftsplättchen,
damit ich mir eine (weitere) potentielle Einnahmenquelle verschaffe, wird das
dahinterliegende Plättchen nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen
ausgewertet (bzw. die entsprechenden Baustoffe „ausgeschüttet“). Nehme ich mir
etwa ein Getreidefeld und liegt dahinter ein Steinbruch, erhalten alle für
jeden ihrer Steinbrüche jeweils eine Steinkarte. Deswegen möchte man den
eigenen Besitz natürlich am liebsten auf eine Weise vermehren, dass die
Mitspieler am Wenigsten davon haben (bzw. „mitnaschen“ können).
 
Dieser – bereits aus „Rapa Nui“ bekannte – Mechanismus
sorgt zum einen für Interaktion, zum anderen auch dafür, dass die Mitspieler in
die Aktion des jeweils aktiven Spielers involviert sind. Bei „Rapa Nui“ war
aber noch ein Zugriff stets auf alle vier Reihen möglich – zum Unterschied dazu
wird hier das Auswählen einer konkreten Reihe über eine gemeinsame Spielfigur
gesteuert, die rundum auf den sieben (wieder ostereiförmigen) Feldern des
Spielplans gezogen wird; mindestens um einen Schritt, für mehr Schritte sollte
man sich Stallplättchen beschaffen. Hat man diese nicht (bzw. sind die eigenen
bereits „verbraucht“), kann bzw. muss pro weiteren Schritt je ein Siegpunkt ausgegeben
werden. Vor dieser Möglichkeit wird man zumeist (verständlicher Weise) zurückschrecken,
mag diese Hemmung auch unberechtigt bzw. spielerisch ungeschickt sein;
jedenfalls fühlt man sich durch diesen Mechanismus doch etwas „gespielt“ bzw. noch
stärker vom Glück abhängig, als dies bei „Rapa Nui“ der Fall gewesen ist.
 
Denn der Idealfall – bloß der eine Gratis-Schritt führt
mich zur ohnehin gewünschten Auswahl – wird nur selten vorliegen, obgleich
diese Konsequenz für den Folgespieler durch den Zug des Vorspielers von diesem
oft gar nicht bedacht gewesen sein wird. Bei einer mehr taktischen Spielweise wird
man zwar bei der Platzierung der Spielfigur versuchen, den nachfolgenden
Spieler „zu ärgern“, doch ist einem das Hemd zumeist näher als die Toga. Neben
den vier unterschiedlichen Arten von Landschaftsplättchen und den
Stallplättchen gibt es als sechste (und letzte) Plättchensorte dann noch
Lagerhäuser, welche ihren Besitzern ein höheres Handkartenlimit ermöglichen.
 
Die andere Aktionsmöglichkeit ist das Bauen einer Kolosseums-Platte:
Gegen Abgabe der jeweils geforderten Baustoffkarten wird man sofort mit
Siegpunkten belohnt, etwa kann eine Kombination aus einer schwarzen, grünen und
gelben Karte vier Punkte bringen. Das ist der eher unoriginelle Teil der Spielmechanismen,
denn derartiges (bestimmte Farbkombinationen zum Erfüllen von Aufträgen) haben
wir in den letzten Jahren wohl schon wirklich sehr häufig gesehen. Auch
deswegen ist es schade, dass es „Rapa Nui“ bislang nicht zu einer Neuauflage
geschafft hat, denn dort war die Verwertung der Rohstoffkarten in Siegpunkte
weitaus origineller und mit mehr spannender Ungewissheit gelöst.
 
Wie bereits erwähnt, werden die konkreten
Auswahlmöglichkeiten über eine gemeinsame Spielfigur gesteuert. Um nicht der
Fortuna des bloß einen Gratisschrittes ausgeliefert zu sein, sollte man eben
rechtzeitig darauf schauen, dass man auch Stallplättchen sammelt, damit man die
geforderten Extraschritte zur Verfügung hat, wenn man sie braucht. Diese
Stallplättchen müssen danach aber immer wieder – ebenfalls über das Auslösen von
Wertungen – „aufgeladen“ werden, was natürlich auf Kosten von Baustoffkarten
bzw. von Bau-Aktionen geht. Wessen Gedächtnis das schafft, kann sich auch zu
merken versuchen, welche Farben die Mitspieler so sammeln, damit man ihnen bei
der einen oder anderen Bau-Aktion vielleicht noch zuvorkommt. Zumindest im
Endspiel wäre das durchaus wichtig, damit man nicht noch auf einer vollen
Kartenhand sitzen bleibt, welche dann nur mehr wenige „Trostpunkte“ bringen
würde. Außerdem wird die Errichtung der letzten drei Kolosseum-Platten mit einigen
Extrapunkten belohnt.
 
Ebenfalls als bloße „Trostpunkte“ missverstanden wird
zunächst oft die Möglichkeit, auf das Beteiligtsein an einer Wertung zu
verzichten, wofür es jeweils einen Punkt gibt. Denn würde man etwa ohnehin bloß
eine Baustoffkarte erhalten, wäre das Verhältnis „ein Punkt für eine Karte“
durchaus lukrativ – oder auch, wenn man eine bereits (fast) volle Kartenhand
hat, kann sich ein Verzicht empfehlen, denn ansonsten müsste man die
neuerworbenen Karten letztlich ohnehin nur wieder abwerfen. Zu Spielende gibt
es dann noch wichtige Punkte für die jeweilige Mehrheit in jeder der sechs
Plättchensorten, sodass auch aus diesem Grund die Auslagen der Mitspieler nicht
außer Acht gelassen werden sollten.
 
Im Spielgefühl wird leider ein sich aufbauender
Spannungsbogen vermisst; im Wesentlichen geht es über die ganze Partie hinweg
um das stets sehr ähnliche Sammeln von Karten und deren Umwandlung in
Siegpunkte. Im ersten Drittel wird das Augenmerk zwar noch eher auf den Erwerb
von Landschafts- und Lagerhausplättchen gerichtet sein, zumal die späteren Kolosseums-Platten
„arbeitsintensiver“ sind als jene zu Beginn. Immerhin steht man dabei doch vor
dem Dilemma, lieber auf die ungewisse Zukunft oder auf einige schnellverdiente
Punkte setzen zu wollen. Doch meist wird es erst wieder knapp vor Spielende etwas
hektischer und „kribbeliger“. Für weitere Partien wird leider nicht viel
Abwechslung geboten, bloß die Funktion eines der sieben Spielplanfelder kann
vor Beginn jeweils anders definiert werden.
 
Atmosphärisch wirkt es zum einen etwas eigenartig, dass
hier neben den (spielerisch bereits vielfach „bewährten“) Materialien Holz und
Stein auch Wasser und Getreide als die beiden weiteren Baustoffe Verwendung
finden. Dass damit nämlich etwa bloß die Arbeiter verköstigt werden sollten,
geht grafisch nicht hervor; auch wäre es diesfalls eigenartig, dass bei anderen
Kolosseum-Platten die Arbeiter offenbar hungern bzw. dursten dürfen. Auch die
Art der Bauweise – nämlich nicht von unten nach oben (wie man es eigentlich
erwarten würde), sondern von links nach rechts, wobei sogar auch ein
„chaotisches“ Einstecken der 17 Platten spielerisch unproblematisch wäre –
würde eher zum Bau der Chinesischen Mauer als zum Bau des Kolosseums passen
(jedenfalls so, wie jener in der gleichnamigen Erzählung von Franz Kafka
beschrieben ist; übrigens ist es sehr lohnend diese nachzulesen, etwa unter http://gutenberg.spiegel.de/buch/franz-kafka-kleinere-werke-167/1
oder unter https://de.wikisource.org/wiki/Beim_Bau_der_Chinesischen_Mauer_(1931)
). Oder – thematisch noch mutiger – zum avisierten Bau der bereits berüchtigten
Grenzmauer zu Mexiko).
 
Harald Schatzl
 
Spieler: 2-4
Alter: 10+
Dauer: 45+
Autor: Klaus-Jürgen Wrede
Grafik: Michael Menzel
Preis: ca. 24 Euro
Verlag: Schmidt Spiele 2016
Web: www.schmidtspiele.de
Genre: Sammel- und Bauspiel
Zielgruppe: Familie
Version: de
Regeln: de
Text im Spiel: nein
 
Kommentar:
flottes Spielgefühl
gelungene Mischung aus Taktik und Glück
besonders gut für Mitspieler mit wenig Spieleerfahrung
schönes Spielmaterial
Spielplan aber etwas unübersichtlich
3D-Optik des vollendeten Werkes
schlau-designter Schachteleinsatz
 
Vergleichbar:
Rapa Nui, Siedler von Catan (ohne Verhandlungen)
 
Andere Ausgaben:
Derzeit keine
 
Gesamt: 5
 
Harald Schatzl:
 „Die Baumeister des Colosseum“ ist
ein flottes, eher locker-leichtgängiges, wenig variantenreiches taktisches
Sammel- und Bauspiel für Familien- und Gelegenheitsspieler, bei dem sich das
Sammeln der Baustoffe origineller gestaltet als deren Verwertung in Siegpunkte.
Der starke Glücksanteil kann außerdem ein frustrierendes Spielgefühl für
den/die (wenn auch nur subjektiv) Hintenbleibenden bewirken. Das Spielmaterial
ist grundsätzlich schön anzusehen, leider vermag der Spielplan etwas zu
verwirren. Der Vergleich mit dem weitaus eleganteren Vorgängerspiel „Rapa Nui“
fällt jedenfalls zu Gunsten des Kartenspiels aus.
 
Zufall (rosa): 2
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 1
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 1
Kommunikation (rot): 1
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0