Carolus Magnus

Die Spieler sind Erben des Carolus Magnus und sollen in den Provinzen des Reiches Burgen bauen, um die Provinzen zu sichern und den Einfluss des Kaisers zu stärken. Dafür braucht man die Unterstützung der Adelsfamilien, die Ritter entsenden. Um Burgen zu bauen, muss man die Mehrheit in der Provinz haben, die hat man aber nur, wenn man am eigenen Hof die Mehrheit in derselben Farbe hat, Achtung: Die Farben sind nicht den Spielern zugeordnet. Die Provinzen können im Lauf des Spiels zu Regionen zusammengeführt werden. Bei geänderten Mehrheitsverhältnissen werden Burgen neu gebaut. Wer zuerst 10 Burgen gebaut und in den Regionen und Provinzen stehen hat, gewinnt.  

Ludografische Angaben

Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
11177
Tags:
hdb01 , hdb03 , hdb02 , wsm00 , dsp00 , sdj00d
Kategorien:
Setz-/Position, 2-Personen, Experten, komplex
Erscheinungsjahr

1999
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 60 Minuten

Spielbeschreibung

  Um Burgen zu bauen, muss man Farben kontrollieren, dies tut man, wenn man an seinem Hof mehr Ritter einer Farbe aufstellt als die Gegner. Eine dementsprechende Mehrheit muss der Spieler auch in der Provinz haben, um die Burg zu bauen, durch Ändern der Mehrheitsverhältnisse am Hof kann man Provinzen übernehmen! Benachbarte Provinzen können zu Regionen zusammengeführt werden. Für die Feststellung von Mehrheiten zählen Burgen wie Ritter, auch der Kaiser! Beim Spiel zu dritt gelten relative Mehrheiten. Eine Region kann nicht wieder geteilt werden.

Rezension

Das Spiel
Das Spiel
CAROLUS
MAGNUS
Von Leo Colovini
Für 2-4
Spieler
Ab 12 Jahre
Winning Moves, 2000
 
 Die vergleichbaren Spiele
El Grande
(K, T, M)
 
Die
WIN-Wertung
** AAA WW I
U SS
30 – 45 min
 
Karl der
Große fordert von seinen zerstrittenen Erben, die Provinzen des Kaiserreichs durch den Bau von Burgen
weiter zu sichern und wohnlicher zu machen. Dafür brauchen die Spieler die
Unterstützung der mächtigen fränkischen Adelsfamilien, die das Kaiserreich verwalten. Nur wer diese
für sich gewinnt, kann die Provinzen erfolgreich ausbauen und so das Spiel
gewinnen...
 
So viel
steht in der Spielregel, doch schauen wir etwas weiter in die Geschichte. Im
Jahre 806 ordnete Karl das Divisio Regnum (geteilte Regentschaft) als
Nachfolgerregelung an. Vorgesehen war, daß die beiden amtierenden Unterkönige
von Italien und Aquitanien (Pippin und Ludwig) weiterhin in ihren Königreichen
regieren sollten. Die zentrale Francia blieb Karls zweitältestem Sohn
vorbehalten, Karl dem Jüngeren. Damit wäre dieser auch der prädestinierte
Nachfolger für Karls Kaiserwürde gewesen, was jedoch nicht verfügt wurde, doch es sollte anders
kommen.
Und wer die
Geschichte noch weiter verfolgt, weiß, dass Karl der Große alle seine geplanten
Erben (er wurde 67 Jahre alt) überlebte. Die einzige Ausnahme bildete König
Ludwig von Aquitanien, der im Jahre 813 von Karl den Kaiserthron erbte. Wenn wir jetzt noch
wüssten, welche der Farben (schwarz, grau oder weiß) König Ludwig sein soll,
steht eigentlich schon der Sieger des Spieles fest und wir könnten es wieder
wegräumen. Doch leider (oder zum Glück) steht davon kein Wort in der Spielregel
und wir müssen den Nachfolger selbst herausfinden. So weit ein kurzer
historischer Abriss der Geschichte (Zur Beruhigung an alle, die sich über mein
umfassendes Wissen wundern: Seinerzeit war ich in Geschichte sehr schlecht, da
ich mir bis heute keine Jahreszahlen und Namen merken kann, mein ganzer Dank
gilt dem Internet).
 
Schon beim
Öffnen der Schachtel gibt es die erste Überraschung: es gibt keinen Spielplan.
Vielmehr besteht er aus 15 Provinz-Plättchen, die in einem Kreis auf dem Tisch
ausgelegt werden. Die Figur Karl des Großen wird auf ein beliebiges Feld
gestellt. Danach werden 3 Steine (Ritter) von jeder der 5 Farben (Familien)
gemischt und zufällig auf die Provinzen verteilt. Jeder Spieler erhält beim
Spiel zu zweit 10 Burgen. Bei 3 Spielern erhält jeder nur 8 Burgen und beim
Spiel zu 4. Spielen jeweils 2 als Team zusammen und benutzten die selben 10
Burgen. Unabhängig von der Spieleranzahl erhält jeder Spieler ein Set der
Zahlenscheiben mit den Werten 1 – 5 und einen Burghof auf dem jede der 5 Farben
abgebildet ist. Doch zunächst zur Variante mit 2 Personen. Jeder würfelt nun 7
mal und nimmt sich die Steine in den entsprechenden Farben. Auf der sechsten
Seite der Würfel ist eine Krone abgebildet, die freie Auswahl bedeutet. Diese 7
Würfel bilden die erste Ritter-Reserve. Der Startspieler wird per Los
ermittelt. Dieser nimmt nun eine seiner Zahlenscheiben und legt sie offen vor
sich ab. Der zweite Spieler darf nie die selbe Zahl wie der erste wählen,
ausgenommen es ist nur mehr diese Zahl übrig, dann gilt die Zahl des ersten
Spielers als die Niedrigere. Die gewählten Zahlen haben nun 2 Funktionen: 1.
Gibt sie die Reihenfolge der Spieler an und 2. die Zugweite von Karl dem
Großen. Also, der Spieler der nun die niedrigere Zahl gezogen hat, hat jetzt 3
Aktionen.
 
1.    
Drei
Ritter ins Spiel bringen:
Man wählt 3
Ritter seiner Reserve aus und platziert sie entweder auf dem Burghof oder in
eine oder mehrere Provinzen. Wenn man sich für den Burghof entschieden hat, so
legt man die Steine neben die dazugehörige Farbe in einer Reihe hin. Dabei ist
zu beachten, dass man die Kontrolle über alle Ritter bekommt, indem man die
absolute Mehrheit erzielt. Bei Gleichstand behält der Spieler die Kontrolle,
der sie auch bisher hatte. Hat man auf diese Weise die Kontrolle über eine
Farbe übernommen, erhält man einen kleinen runden Zylinder (Familienwappen) in
der passenden Farbe und stellt ihn ebenfalls auf seinen Burghof. Damit sieht
man immer, wer die aktuelle Mehrheit in einer Farbe hält. Die andere Möglichkeit
die Ritter ins Spiel zu bringen, ist, sie in einer oder mehreren Provinzen zu
platzieren. Dies wird aber erst im späteren Spiel wichtig, um Provinzen
übernehmen zu können. Doch dazu später.
 
2.    
Karl
den Großen weiterziehen
Wie schon
vorher erwähnt, darf man nun die Spielfigur des Kaisers im Uhrzeigersinn
weiterbewegen. Mindestens ein Feld weit und maximal so weit, wie die Zahl auf
dem Zahlenplättchen angibt. Steht der Kaiser danach auf einem Feld, in dem der
Spieler die Mehrheit der Ritter kontrolliert, so darf er dort eine Burg
aufstellen. Erreicht der Kaiser eine Provinz, wo schon eine Burg steht, zählt
diese wie ein Ritter für den Besitzer. Hat der Spieler mit der Burg weiterhin
die Mehrheit, so ändert sich überhaupt nichts. Hat jedoch der Spieler die Mehrheit
übernommen, so darf er die gegnerische Burg durch eine eigene ersetzen. Weiters
darf nun, sofern auf der Nachbarprovinz ebenfalls eine eigene Burg steht, diese
mit der Provinz, auf der der Kaiser, steht zu einer Region zusammengefügt
werden. Es bleiben alle Burgen und Ritter darin. Diese Regionen sind natürlich
schwerer zu übernehmen, da sie stärker sind. Dafür ist es nun notwendig,
möglichst Ritter der eigenen Farben in diese Regionen einzusetzen, um sie
übernehmen zu können. Wird so eine Region jedoch übernommen, so werden auch
hier alle fremden Burgen durch eigene ersetzt. Einmal zusammengefügte Regionen
können nicht mehr geteilt werden (ähnlich wie die christliche Vorstellung von
der Ehe). Es können aber sehr wohl weitere Provinzen dazu gefügt werden.
 
3.    
Die
Ritter wieder auf 7 ergänzen
Wie zu
Beginn wird wieder mit den Würfeln die Farbe der nachzuziehenden Steine
ermittelt.
 
Das Spiel
ist beendet sobald ein Spieler alle 10 seiner Burgen eingesetzt hat. Laut
Spielregel kann das Spiel auch beendet werden, sobald nur noch weniger als 4
Regionen auf dem Tisch liegen. Dann ist der Sieger derjenige, der die meisten
Burgen gesetzt hat. Leider ist ein bisschen unklar, ob das eine Kann-Regel oder
ob das eine fixe Regel ist.
 
Bei 3
Spielern erhält jeder nur noch 8 Burgen, dafür jedoch eine Reserve von 9
Rittern und darf jede Runde 4 Ritter einsetzen und danach wieder ergänzen.
Mehrheiten müssen nur relativ und nicht absolut sein.
 
Bei 4
Spielern wird genauso wie bei 2 Spielern gespielt, nur dass sich die Partner gegenüber
sitzen. Da auch hier in der Reihenfolge der Zahlenscheiben gespielt wird, kann
es öfters vorkommen, dass die beiden Partner gleich hintereinander an die Reihe
kommen. Jeder der beiden Spieler hat jedoch seinen eigenen Burghof wo er seine
Ritter platziert. Zwischen den Partnern darf nicht getauscht werden. Die
Kontrolle über eine Farbe kann immer nur ein einzelner Spieler ausüben, d.h.
dass nicht die Steine zusammengezählt werden. Bei der Auszählung der Mehrheiten
werden jedoch sehr wohl die Ritter von beiden Spielern addiert. Ob ein Partner
dem anderen irgend welche Tipps geben darf, muss vor dem Spiel ausgemacht
werden.
 
Soweit zu
den Spielregeln. Es scheint zwar ein bisschen komplex, ist es aber auf keinen
Fall. In der 2 Spieler-Variante hat man sehr guten Überblick. Man hat sehr
viele verschiedene Möglichkeiten und man ist ständig gezwungen, irgendwelche
Entscheidungen zu treffen. Wenn man das Spiel dann schlussendlich gewonnen hat,
so war es die von Haus aus bessere Strategie gegenüber dem Gegner. Hat man
jedoch verloren, so sind ausschließlich die Würfel schuld, da man beim
Auffüllen der Reserve dauernd die ‚falschen‘ Farben gewürfelt hat - siehe Die
Siedler von Catan. Das ist es nun mal, was ein wirklich gutes Spiel ausmacht.
Leider kommt beim Spiel zu zweit der Unterhaltungswert ein bisschen zu kurz, da
dauernd ein Spieler über eine noch bessere Variante nachdenkt, was einem reinen
Strategiespiel schon sehr nahe kommt.
 
Bei 3
Spielern wird es leider etwas unübersichtlich, da man ununterbrochen
nachrechnen muss, wie man wo am besten eine Mehrheit erlangen könnte. Die
strategische Vorausplanung ist leider auch fast unmöglich, da einem sicher
beide Gegenspieler einen Strich durch die Rechnung machen. Dafür ist es sicher
die unterhaltsamste Variante, da sich jeweils 2 Spieler unterhalten können,
während der 3. nachdenkt. Bei 4 Spielern hat man als Unterlegener noch eine
weitere Ausrede parat, da dann der eigene Mitspieler einen schweren taktischen
Fehler gemacht hat. Leider gibt es hier jedoch auch den einzigen Nachteil:
Schafft man es in einem Zug als 3. und 4. Spieler an die Reihe zu kommen und im
folgenden Zug die ersten beiden Züge zu haben, so ist das Spiel sicher beendet.
Denn in 4 Zügen hintereinander kann man so ziemlich alles machen, was man will.
Und noch mehr erleichtert wird dies, wenn man sich auch noch absprechen kann.
Daher ist es wichtig, daß alle Mitspieler darüber Bescheid wissen, um dies zu
verhindern.
 
Mir
persönlich gefällt das Spiel sehr gut, da es erstens optisch sehr schön ist,
zweitens ist die Ausstattung sehr gut und drittens ist es sehr leicht erlernbar
durch die übersichtliche Regel. Weiters geht es relativ flott (unter 1 Stunde)
und man kann es sofort ein weiteres Mal spielen. Wie schon bei El Grande hat
man sehr viele Möglichkeiten, die bei richtigem Einsatz sehr starke Züge
ermöglichen. Ohne noch allzu viele andere Spiele des aktuellen Jahrgangs zu
kennen, denke ich trotzdem, dass es einer meiner Favoriten sein wird.
 
PS: Bitte
nicht über die WIN-Wertung wundern, in der ich sowohl WW als auch SS verteilt
habe, aber es ist absichtlich und meine feste Meinung. Ich habe es schließlich
2 mal gespielt und einmal gewonnen (SS) und einmal verloren (WW).