Biblios

Die Spieler sind Äbte im Mittelalter und wollen die beste Bibliothek zusammenstellen, ausgedrückt durch Siegpunkte für Mehrheiten in Pigmenten, Heiligen Büchern, Mönchen, Manuskripten und Verbotenen Schriften. Das Spiel besteht aus den Teilen Geschenke und Versteigerung. In der Phase Geschenke zieht der aktive Spieler Karten, schaut sie an und muss eine verdeckt vor sich oder in den Auktionsstapel legen, die anderen muss er offen in die Auslage legen. Dann ziehen alle anderen reihum eine Karte aus der Auslage. Sind alle Karten verteilt, wird der Auktionsstapel gemischt und einzeln versteigert. Für Gold bezahlt man mit beliebigen Karten, für andere Karten mit Goldkarten. Für Kirchenkarten gelten Sonderregeln. Sind alle Karten versteigert, zählt jeder die Punkte in allen Kategorien, für Mehrheiten gibt es Siegpunkte in Form des Kategorienwürfels, wer die meisten Punkte hat, gewinnt.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Englisch

Ludografische Angaben

Verlage:
Autoren:
Illustratoren:
Inventarnummer:
22899
Tags:
nbg11
Kategorien:
Karten, Würfel
Erscheinungsjahr

2011
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

10 - 99 Jahren
Dauer

bis 30 Minuten

Rezension

Biblios
UNSERE REZENSION
 
Manuskripte und Bücher
 
BIBLIOS
 
schätze im altem Kloster
 
Dieses Kartenspiel wurde sehr attraktiv in eine hübsche
kleine Schachtel gepackt, die einem alten Buch sehr ähnlich schaut, mit einer
“magnetischen” Klappe, die seitlich anhaftet und die Schachtel perfekt
schließt.
 
Im Inneren des Buchs finden wir ein Deck aus 87 Karten, 5
farbige Würfel und ein Miniatur-Spielbrett im Ausmaß von 175 x 115 mm, das zum
Auslegen der Würfel und zur Berechnung der Siegpunkte verwendet wird.
 
Die Karten im Spiel teilen sich in drei unterschiedliche
Arten: BUCH Karten, GOLD Karten und spezielle KIRCHE Karten.
 
BUCH Karten gibt es fünf Kategorien: Mönche (braun),
Pigmente (blau), Heilige Bücher (Grün), Manuskripte (orange) und Verbotene
Bände (rot), und zu jeder dieser Kategorien gibt es den Würfel in der
entsprechenden Farbe. Die Würfel werden auf dem Spielplan so ausgelegt, dass
sie alle den Wert „3“ zeigen, den Grundwert jeder Kategorie.
 
Nicht alle diese Karten haben denselben Wert: Bei Braun und
Blau gibt es zwei Karten mit dem Wert “4”, dazu drei Karten mit dem Wert “3”
und vier Karten mit dem Wert “2”. In den anderen drei Kategorien gibt es zwei
Karten mit dem Wert „2“ und sieben Karten mit dem Wert „1“.
Es ist unbedingt notwendig, sich die Zusammensetzung dieser Kartenkategorien
während des Spiels in Erinnerung zu rufen, denn Biblios ist ein Mehrheitenspiel
und der Spieler der die meisten Punkte in einer Kategorie erzielt, punktet dafür.
 
Das Deck enthält auch 33 GOLD Karten ( elf Karten im Wert
“3”, elf Karten “2” und elf Karten “1”) sowie 9 KIRCHE Karten. Diese sind eine
Art Bonus/Malus Karten und erlauben dem Spieler, den Wert eines oder zweier
ausliegender Würfel zu verändern (2 Karten erhöhen zwei Würfel um 1 Punkt, zwei
verringern 2 Würfel 1 Punkt; zwei erlauben einen Würfel um 1 zu erhöhen, zwei
verringern einen Würfel um 1 und die letzte Karte erlaubt die Wahl, ob man
einen Würfel um 1 erhöht oder verringert.
 
Diese Karten sind sehr mächtig und wichtig, wenn man sie
richtig einsetzt; natürlich muss man sie ein wenig ungezielt verwenden, wenn
man sie zu früh im Spiel bekommt; aber wenn man sie bekommt, wenn man genug Karten
auf der Hand hat, um zu entscheiden welche gut und welche gefährlich sind, kann
man die eigenen Farben aufwerten und die der Gegner abwerten. Später komme ich
noch auf eine Hausregel zurück, die das Standard-Spiel ein wenig variiert, die
aber diese Karten noch wichtiger macht und für ein noch interessanteres Spiel sorgt.
 
Man kann das Spiel mit 2-4 Spielern spielen und genießen,
aber man muss kleine Anpassungen am Deck vornehmen: zu zweit muss man 6 GOLD
Karten (2 pro Sorte) und 21 andere zufällig gewählte Karten aus dem Spiel
nehmen; zu dritt muss man drei Gold und 12 beliebige Karten entfernen und zu
viert muss man nur 7 zufällig gewählte Karten entfernen. Dadurch kann man nicht
vorhersagen, welche Karten im Spiel sein werden und damit ist keine „perfekte“
Strategie möglich. Das kann möglicherweise jene enttäuschen, die immer auf der
Suche danach sind, aber so bleibt das Spiel bis zur letzten Karte des Decks
spannend.
 
Das Spiel wird in zwei verschiedenen Phasen gespielt:
Während der ersten verteilen die Spieler reihum alle Karten; in der zweiten
Phase wird dann eine bestimmte Anzahl Karten versteigert und die Gewinner
ermittelt.
 
In seinem Zug nimmt und verteilt jeder Spieler einzeln eine
bestimmte Anzahl Karten in Abhängigkeit von der Spieleranzahl (drei bei zwei Spielern,
vier bei drei und fünf mit vier Spielern). Er schaut jede Karte
an und entscheidet, ob er
1 – die Karte behält ohne sie den anderen zu zeigen (einmal
pro Zug möglich);
2 – die Karte offen zur Verfügung für die anderen Spieler
auslegt; höchstens eine Karte pro Spieler
3 – Die Karte auf einen verdeckten Auktionsstapel abwirft,
nur eine Karte pro Zug
 
Am Ende dieser Verteilung nehmen und behalten die Spieler
reihum eine Karte vom Tisch; so hat am Ende des Zugs jeder Spieler eine Karte
mehr; außer er nimmt eine KIRCHE Karte auf, die sofort gespielt werden muss,
und eine Karte wird abgeworfen.
Wählt man eine KIRCHE Karte oder muss sie nehmen, muss man
sie sofort spielen - und hat damit eine Karte weniger auf der Hand – um den
Wert von ein oder zwei Würfeln in der Auslage zu modifizieren (siehe auch die
vorgeschlagene Variante am Ende dieser Rezension).
 
Der Zweck dieser ersten Phase ist, die wertvollsten Karten
einiger weniger Farben zu sammeln (normalerweise sollten es nicht mehr als zwei
Farben sein wenn man eine vernünftige Chance haben will Punkte zu machen) und
dazu eine ordentliche Anzahl GOLD Karten. Niemand sieht, was man sich verdeckt
während des eigenen Zugs behalten hat, aber jeder sieht was man vom Tisch nimmt
und daher hat jeder eine gewisse Vorstellung davon was der andere sammelt. Aus
diesem Grund wird vorgeschlagen, dass man eventuell 1 oder 2 Karten anderer
Farben aufnimmt, um die Gegner zu verwirren und später etwas „Wechselgeld“ für
die Versteigerung zu haben.
 
Man sollte immer daran denken, dass die braunen und blauen
Karten hohe Werte haben (4-3-2) und man daher mit zwei bis drei Karten eine
Mehrheit erreichen kann (wenn man zum Beispiel zwei Karten von Wert “4” hat),
während mann vier bis fünf Karten in den anderen Farben (Wert 2-1) braucht, um
eine vernünftige Chance zu haben zu gewinnen. In den ersten zwei oder drei
Partien haben wir alle versucht, die braunen und blauen Karten zu bekommen und
haben immer ohne nachzudenken die „1“ Karten abgeworfen, aber gewonnen hat
üblicherweise derjenige Spieler, der diese weniger wertvollen Karten gesammelt
hat, manchmal nur deswegen, weil sie die einzigen waren, die am Tisch noch
verfügbar waren. Bei unserem dritten Spiel haben wir begonnen das zu ändern und
wir haben uns jede einzelne Karte sorgfältig angeschaut.
 
Sobald alle Karten zugeteilt sind, beginnt die
Versteigerungsphase mit dem Startspieler, der das Deck verdeckt mischt und die
oberste Karte aufdeckt. Der Spieler zu seiner Linken muss ein Gebot abgeben
oder passen, die anderen Spieler können überbieten oder passen, bis ein Spieler
übrigbleibt und die Karte bekommt; er bezahlt den gebotenen Preis. Wer passt,
kann für die aktuelle Karte nicht mehr einsteigen und muss auf die nächste
Karte warten!
 
Wird eine BUCH Karte versteigert, müssen die Spieler Gold
bieten und bezahlten und die dafür genutzten Karten offen abwerfen (wer nicht
genau bezahlen kann muss man Karten nutzen bis der gebotene Wert überboten ist;
so bezahlt man für ein Gebot von “2” mit einer “3” wenn man muss. Wird eine
GOLD Karte versteigern, muss man eine beliebige Anzahl Karten bieten und zur
Bezahlung verdeckt abwerfen.
Auch in dieser Phase muss man eine ersteigerte KIRCHE Karte
sofort ausführen und Würfel entsprechend modifizieren.
 
Ist die letzte Karte versteigert, legen alle Spieler ihre
Karten am Tisch aus, sortiert nach Farben: Der Spieler mit dem meisten Punkten
für eine Farbe gewinnt diese Farbe und nimmt den entsprechenden Würfel aus der
Auslage am Spielplan. Sind alle Kategorien zugeteilt addieren die Spieler die
Punkte auf den von ihnen gewonnenen Würfeln und der Spieler mit dem höchsten
Gesamtwert gewinnt das Spiel. Im Fall eines Gleichstands gewinnt der Spieler
mit der höchstwertigen Karte (innerhalb jeder Farbe sind die Karten mit A bis I
markiert mit A als höchstwertiger Karte).
 
Um an Biblios richtig Spaß zu haben, braucht man einige
Testspiele denn es ist nicht sofort und unmittelbar zu erkennen, was man am
besten in der ersten, der Verteilungsphase tun sollte, und die Spieler
tendieren am Anfang dazu den höchstwertigen Karten nachzujagen und vergessen
auf das Geld oder konzentrieren sich aufs Geld und vergessen auf die weniger
wertvollen Karten.
Beides ist ein Fehler: Wenn man sich nicht auf höchstens
zwei bis drei Farben konzentriert riskiert man, alle Mehrheiten bei Spielende
zu verpassen. Sobald man also merkt dass jemand Interesse an einer Farbe hat
und man ihn nicht sicher bekämpfen kann, nimmt man diese Karten nicht mehr,
nicht einmal  wenn sie „3“ oder „4“ wert sind. Da nimmt man dann besser extra
Gold und/oder konzentriert sich auf andere Farben.
Und wenn man sich auf Gold verlegt, darf man nicht vergessen
das eine größere Menge „3“ Karten genauso teuer sein kann wie eine gute
Mischung aus „1“, „2“ und „3“, da es ja kein Wechseln gibt und man „3“ bezahlen
muss, wenn man nur „3“ Karten hat, auch wenn es nur „1“ kosten würde. Eine gute
Kartenhand vor der Versteigerungsphase sollte 2-3 Karten in zwei Farben, eine
Anzahl unnötiger Karten zum Kauf von Gold und 5-6 Gold Karten mit verschiedenen
Werten enthalten.
 
Während der Versteigerung muss man versuchen, das Gebot in
jenen Farben zu erhöhen, bei denen man weiß dass ein anderer Spieler definitiv
daran interessiert ist – weil er während der Zuteilungsphase Karten dieser
Farbe genommen hat – und ihn so dazu zu zwingen, noch höher zu bieten und mehr
Gold als nötig auszugeben. Sind nur noch zwei oder drei Karten zur
Versteigerung übrig, kann man hoch bieten um eine oder zwei zusätzliche Karten
zu bekommen.
Wenn es möglich ist, sollte man versuchen ein oder zwei
Karten einer dritten Farbe auf der Hand zu haben; in einigen unserer Spiele
konnte jemand mit  nur 2 Karten einer Farbe Siegpunkte machen, die die anderen
Spieler abgeworfen hatten oder in Geboten für Gold verbraucht hatten.
 
Alles in allem ist Biblios ein sehr schnelles und
spannendes, dichtes Spiel; leicht zu erlernen und zu erklären, aber schwer zu
spielen da man neben einigen taktischen Fähigkeiten auch ein gutes Gedächtnis
braucht, wenigsten für die Karten, die man zu bekommen versucht. Das Spiel ist
durchaus für Familien und Durchschnittsspieler zu empfehlen. Vielspieler werden
es ein paarmal versuchen, aber dann sicher zu komplexeren Spielen übergehen.
 
Variante für die KIRCHE Karten
 
Biblios mit allen verfügbaren KIRCHE Karten im Auktionsdeck
zu spielen sollte den Spaß am Spiel erhöhen, da der Kampf um diese Karten
wesentlich intensiver sein wird und damit Würfelmodifikationen wesentlich
häufiger. Daher die Idee, alle diese Karten einfach ins Auktionsdeck zu geben.
 
Leider weiß man nie wie viele KIRCHE Karten verfügbar sind,
da ja zu Beginn des Spiels eine bestimmte Anzahl Karten aus dem Spiel genommen
wird; daher sollte man sie nicht vor dem Spiel auswählen. Der einzig mögliche
und vernünftige weg ist die Phase 1 ohne KIRCHE Karten zuteilen zu spielen:
Zieht man eine KIRCHE Karte, legt er sie einfach verdeckt auf das Auktionsdeck
und nimmt eine neue Karte.
 
Das behebt auch das Problem, das manche Spieler mehr Karten
auf der Hand haben, weil sie keine KIRCHE Karte sofort spielen mussten und die
Auktion wird viel knapper und umkämpfter; dementsprechend wird aber auch die
Zuteilungsphase schwieriger, da die Spieler nun für die folgenden Aktionen mehr
Goldkarten brauchen. Mit dieser Modifikation könnte man auch Vielspieler an den
Tisch bringen, es gibt vor dem Hauptgericht nun ein schnelles und hartes Spiel.
 
Spieler: 2-4
Alter: 10+
Dauer: 30+
Autor: Steve Finn
Grafik: David Palumbo
Preis: ca. 20 Euro
Verlag: iello 2011
Web: www.iello.fr
Genre: Versteigerungsspiel um Mehrheiten
Zielgruppe: Mit Freunden
Version: en
Regeln: en fr
Text im Spiel: nein
 
Kommentar:
Zufallszusammenstellung der Karten
Dadurch keine optimale Strategie möglich´
Guter Mix von Mechanismen
 
Vergleichbar:
Thematisch Abtei der Rätsel, Der Name der Rose etc., für
Mechanismen alle Versteigerungsspiele um Mehrheiten
 
Andere Ausgaben:
Französische Ausgabe
 
Meine Einschätzung: 5
 
Pietro Cremona:
Eine gelungene Mischung von Mechanismen, man braucht
taktisches Geschick und Kartengedächtnis um in den Versteigerungen erfolgreich
zu sein
 
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 2
Strategie (blau): 1
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 1
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 2
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0