Auf den Spuren von Marco Polo

Als einer der Gefährten Marco Polos plant man seine Route über lukrative Städte und versucht damit und mit erledigten Aufträgen Punkte zu sammeln bzw. Ziele für die Schlusswertung zu erfüllen. Aufträge liefern Vergünstigungen, in Städten kann man Privilegien nutzen. Mit Würfeln besetzt man in jeder Runde Aktionsfelder und führt die Aktion - Geld nehmen, zum Markt gehen, Kamele, Gunst des Khan, Aufträge nehmen, Stadtkarten  oder Reisen - aus, davor oder danach kann man Zusatzaktionen ausführen. Nach fünf Runden wertet man erfüllte Zielkarten, Geld, Handelsposten in Beijing und nur damit auch Waren sowie die meisten erfüllten Aufträge.  

Dieses Spiel ist in folgenden Sprachen veröffentlicht:

Deutsch

Ludografische Angaben

Illustratoren:
Inventarnummer:
25745
Tags:
nbg12
Kategorien:
Setz-/Position, Entwicklung/Aufbau, Experten, komplex
Erscheinungsjahr

2015
Spieler

2 - 4 Spieler
Alter

12 - 99 Jahren
Dauer

bis 100 Minuten

Rezension

unsere rezension
 
Quer durch Asien
 
Auf den Spuren von
Marco Polo
 
Immer eine Kamellänge
voraus
 
Im Jahr 1260 wird der junge Marco Polo von seinem Onkel
Matteo und seinem Vater Niccolo Polo, beide venezianische Juwelenhändler, auf
eine Reise mitgenommen, um ihre Waren im fernen Osten zu verkaufen. Die drei
Polos reisen über Konstantinopel, weiter bis nach Beijing, und von dort zurück
nach Venedig. 1271 brechen die Drei erneut auf, und es wird 24 Jahre dauern,
bis Marco Polo Venedig wiedersieht.
 
In diesem Spiel verkörpern die Spieler einen der Charaktere
dieser Reisen, zum Beispiel Marco oder Matteo Polo, Berke Khan (Dschingis Khans
Enkel), Wilhelm von Rubruk oder Johannes Carprini (sie reisten beide ca. 20
Jahre vor Marco Polo in die Mongolei und verfassten Reiseberichte). Gestartet
wird in Venedig, von wo aus mittels Erfüllung von Aufträgen und dem Bereisen
von Städten Siegpunkte lukriert werden können.
 
Das Spiel geht über fünf Runden. Nach der Wahl der
Charakterkarten, die unterschiedlich stark sind und die Spieler auch zu
unterschiedlichen Spielstrategien drängen, erhält jeder Spieler noch zwei Zielkarten,
welche ihm verschiedene Orte auf dem Spielplan angeben, an denen er
Handelsposten errichten soll um bei Spielende zusätzliche Punkte zu kassieren.
 
Zu Beginn jeder Runde werden durch Charakterkarten oder
bereits erreichte Städte freigeschaltete Boni ausgeschüttet. Danach würfeln die
Spieler ihre fünf Würfel, die sie dann wie Arbeiter für Aktionen auf dem
Spielplan platzieren. Reihum führen die Spieler eine der sechs zur Verfügung
stehenden Aktionen aus, durch Platzieren der Würfel auf die jeweiligen Felder
am Spielplan, plus optionaler Zusatzaktionen vor oder nach der Aktion. Die
Runde endet, wenn kein Spieler mehr Würfel hat.
 
Die 6 Basisaktionen sind: „Fünf Geld nehmen“ - unabhängig
vom eingesetzten Würfelwert; „Zum Markt gehen“: gemäß Augenzahl der Würfel
können verschieden viele Waren oder Kamele erworben werden. Kamele werden zum
Reisen und Erfüllen von Aufträgen benötigt, die Waren, also Pfeffer, Tuch und
Gold, zum Erfüllen von Aufträgen. Um die wertvolleren Tücher zu erhalten müssen
zwei Würfel eingesetzt werden, für Gold sogar drei; „Die Gunst des Khans
erhalten“: hier darf jeder Spieler einmal einsetzen. Die Augenzahl muss gleich
oder höher den bereits eingesetzten Würfeln sein. Zum Lohn erhält man eine Ware
seiner Wahl und zwei Kamele; „Aufträge nehmen“ - ein Würfel wird eingesetzt,
aus der Auslage können bis zu zwei Aufträge genommen werden. Basierend auf der
Augenzahl kann man somit aus 1-6 Karten auswählen. Zu beachten ist auch, dass
der Spieler nur zwei freie Plätze für aktive Aufträge hat. Wird ein dritter
Auftrag genommen muss ein anderer abgeworfen werden. „Reisen“: Zwei Würfel
müssen eingesetzt werden um eine Spielfigur durch Asien zu bewegen. Die
niedrigere Augenzahl bestimmt die Zugweite. Für zwei Augen sind zwei Schritte
möglich, diese kosten sieben Geld. Drei Schritte kosten zwölf Geld, 5 Schritte
bereits 18. Auf der Strecke angegebene Zusatzkosten (Kamele oder Geld) müssen
ebenfalls sofort bezahlt werden. In der Stadt in der der Zug beendet wird darf
man ein Handelshaus bauen. In kleinen Städten erhalten die Spieler einen Bonus
der sofort und dann zu Beginn jeder neuen Runde ausgeschüttet wird. In großen
Städten steht dem Spieler ab sofort auch das Aktionsfeld der Stadtkarte zur
Verfügung. Zusätzlich erhält der erste Spieler, der einen Handelsposten in
einer großen Stadt errichten einen einmaligen Kontorbonus, z.b. 5 Geld, 2 Gold,
einen Auftrag, zwei Kamele, etc.; „Die Stadtkarten“: Hat ein Spieler ein Haus
in einer großen Stadt errichtet steht ihm die dort ausliegende Aktion zur Verfügung.
Diese werden, wie auch die Kontorboni, bei Spielbeginn zufällig zugeordnet und
erlauben den Spielern meist Tauschhandel, z.b. Geld gegen Waren, Kamele gegen
Siegpunkte, etc.
 
Was tun wenn ein Feld schon besetzt ist? Kein Problem! Die
Würfel werden einfach gestapelt, es entstehen aber Zusatzkosten gemäß dem
niedrigsten eigenen Würfel, also: Wer als 2. Spieler Gold erwerben möchte und
dazu drei Würfel mit den Augenzahlen, 3, 4 und 5 einsetzt, muss 3 Geld
Sonderkosten bezahlen. Einzige Ausnahmen: die Stadtkarte-Aktionen können immer
nur von einem Spieler genutzt werden und bei der Gunst des Khans stehen genau vier
Slots zur Verfügung, hier wird nicht gestapelt.
 
Zusätzlich zur Hauptaktion darf der Spieler noch vor
und/oder nach seiner Aktion eine oder mehrere der 5 folgenden Zusatzaktionen
nutzen: „1 Auftrag ausführen“: alle für den Auftrag benötigten Waren und Kamele
werden abgegeben, dafür erhält der Spieler die Belohnung auf der rechten Seite.
Die Aufträge benötigen Waren und Kamele und belohnen den Spieler mit
Siegpunkten, Waren, neuen Aufträgen, zusätzlichen Reiseschritten, Geld oder
schwarzen Bonuswürfeln für eine Runde;
“3 Geld nehmen“: einen Würfel auf den Geldbeutel am
Spielbrett legen, diese Aktion bringt immer 3 Geld, kann auch mehrmals vom selben
Spieler gewählt werden, Augenzahl egal. „1 Würfel neu würfeln“: Dafür muss 1
Kamel abgegeben werden; „1 Würfel rauf oder runter drehen“: um die Augenzahl
auf einem Würfel um eins zu verändern müssen zwei Kamele abgegeben werden; „1
schwarzen Würfel kaufen“: Für 3 Kamele kann ein schwarzer Würfel erworben
werden, dieser wird sofort gewürfelt und zu den noch verfügbaren Würfeln
gelegt. Er muss am Ende der Runde retourniert werden. Sind alle 5 schwarzen
Würfel bereits von Spielern gekauft worden steht die Aktion nicht mehr zur
Verfügung.
 
Nachdem alle Spieler alle Würfel verbraucht haben endet die
Runde, es werden neue Aufträge aufgelegt, Boni ausgeschüttet und der neue
Startspieler bestimmt (der letzte Spieler der gereist ist). Nach 5 Runden
erfolgt noch die Schlusswertung: Die Auswertung der zu Beginn ausgeteilten
Zielkarten, je 10 Geld werden 1 Siegpunkt, Siegpunkte für Handelsposten in
Beijing und 1 Siegpunkt für je 2 Waren (nur mit Handelsposten in Beijing), 7
Punkte für die meisten erfüllten Aufträge. Wer 8 seiner Kontore gebaut hat
erhält 5 Punkte, der 9. Kontor bringt nochmals 10 Punkte extra. Sieger ist, wer
die meisten Punkte erzielt hat, übrige Kamele sind Tiebreaker.
 
An Marco Polo scheiden sich die Geister. Eine kurze Umfrage
bei unserem Spieleabend ergab Meinungen von „endlose Variabilität“ und „wir
wollen eine Erweiterung“ bis zu „das Spiel ist ja schon bei der
Charakterauswahl entschieden“ und „wer höher würfelt ist im Vorteil“. Meiner
Meinung nach ist es durchaus richtig, dass die Charakterauswahl die
Spielstrategie maßgeblich beeinflusst. Wer Wilhelm von Rubruk als Charakter
wählt und sich nicht auf Reisen fokussiert wird wohl nicht gewinnen (Wilhelm
darf auch beim darüber Ziehen Handelsposten platzieren und nicht nur dort wo er
seinen Zug beendet). Höhere Würfel geben potenziell mehr Waren, mehr Schritte,
mehr Auswahl beim Erwerb von Aufträgen, sind dafür aber teurer, wenn man eine
Aktion nicht als Erster nutzt. Zum Ausgleich erhält jeder Spieler der mit
seinen 5 Würfeln zu Beginn einer Runde weniger als 15 Augen erzielt die
Differenz in Kamelen und/oder Geld gutgeschrieben. Da die Wegstrecken nur wenig
Kreuzungen beinhalten, muss man sich hier auch schon zu Spielbeginn festlegen,
welche Route man wählen wird. Oftmals hat man sich einen wunderbaren Plan
zurechtgelegt, der dann nur daran scheitert, dass man die Aktion erst als 2.
macht, dann zusätzlich Geld für das Einsetzen zahlen muss und sich jetzt der
geniale Zug um eine Münze nicht ausgeht. Hier verbirgt sich ein Frustfaktor,
zumindest für mich. Ein Umdrehen ist meist fatal, bereist man doch dieselben
Wege nochmal, zahlt nochmals die Wegkosten (wertvolle Kamele) und erhält
dadurch keine neuen Boni. Von den 31 Stadtkarten werden jede Partie nur 9
verwendet. Das ergibt zwar eine Spielvariabilität, die Unterschiede in den
Stadtkarten sind aber nur gering und ergeben für mich keinen Wiederspielreiz,
da diese ebenso wie die Aufträge monoton sind. Jeder einzelne der 44 Aufträge
lautet: gib x Kamele und x Waren ab, erhalte x Siegpunkte und Bonus x.
Die Komponenten sind hochwertig und das Design des Spiels
gefällt mir gut. Jedoch leicht verwirrend ist, dass ein großes Kamel
(Holzfigur) drei Kamelen entspricht (ein bisschen kleinere Holzfigur) und diese
so ähnlich in ihrer Größe sind, dass es hier sehr leicht zu Verwechslungen
kommen kann (Selbiges gilt für Gold, Pfeffer, Tuch).
Die Regeln sind sehr ausführlich geschrieben und können
einen im ersten Moment etwas überfordern. In diesem 16-Seiten-Werk (+ 4 Seiten
Beiblatt mit Symbolerklärung) gibt es öfters Verweise auf andere Seiten oder
das Beiblatt, was zu einem wilden Herumblättern führt. (Zur überarbeiteten 2.
Fassung kann ich leider nichts sagen). Ein Spiel eindeutig nur für Vielspieler
und Strategen, das aber sehr wohl viel Spaß machen kann, wenn man sich darauf
einlässt und nach der ersten Partie nicht aufgibt.
 
Carina Katinger
 
Spieler: 2-4
Alter: 12+
Dauer: 100+
Autor: Daniele Tascini, Simone Luciani
Grafiker: Dennis Lohausen
Preis: ca. 40 Euro
Verlag: Hans im Glück 2015
Web: www.hans-im-glueck.de
Genre: Aufbau, Worker Placement
Zielgruppe: Für Experten
Version: de
Regeln: de en fr jp nl pl pt
Text im Spiel: nein
 
Kommentar:
Asymmetrische Spielerfähigkeiten aus Charakteren
Stetiger Ressourcenmangel
Komplexes Regelwerk
Für Vielspieler
 
Vergleichbar:
Kingsport Festival
 
Andere Ausgaben:
Z-Man (en), Filosofia (fr), 999 Games (nl), Albi (pl),
Arclight (jp), Devir (pt)
 
Meine Einschätzung: 3
 
Carina Katinger:
Kein einfaches Spiel, sondern ein Spiel für Strategen und
Experten, das einige Übungspartien erfordert um Spaß zu machen.
 
Zufall (rosa): 1
Taktik (türkis): 3
Strategie (blau): 3
Kreativität (dunkelblau): 0
Wissen (gelb): 0
Gedächtnis (orange): 0
Kommunikation (rot): 0
Interaktion (braun): 3
Geschicklichkeit (grün): 0
Action (dunkelgrün): 0